Nach 82 Jahren sind zwei Gemälde von Max Liebermann (1847-1935) wieder an das Kunstmuseum Moritzburg nach Halle zurückgekehrt. Die beiden kleinformatigen Werke mit den Titeln "Venezianische Gasse nach links" und "Alte Frau an der Haustür" seien künftig wieder als Leihgaben im Haus zu sehen, sagte Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich am Mittwoch bei der Präsentation der Gemälde in Halle. Sie stammten beide aus dem Jahr 1878 und seien aufgrund ihrer lichtdurchfluteten Darstellungen Paradebeispiele für das Schaffen des damals werdenden Impressionisten Max Liebermann.
Die beiden Werke hätten eine bewegende Geschichte hinter sich, betonte Bauer-Friedrich. Im Jahr 1900 wurden die zwei Ölgemälde als erste der damals entstehenden Liebermann-Sammlung vom Museum erworben – zwischenzeitlich hatte das Haus 15 Liebermann-Werke in seinem Besitz. Im Jahr 1938 folgte das Kunstmuseum allerdings einer Vorgabe des nationalsozialistischen Regimes: Museumsdirektor Hermann Schiebel ließ die Gemälde des jüdischen Malers Max Liebermann abnehmen. Statt sie zu deponieren, veräußerte Schiebel die beiden Werke jedoch, erklärte Bauer-Friedrich. Eine Kunsthandlung aus Leipzig nahm die Liebermann-Gemälde an sich. Im Gegenzug erhielt das Museum in Halle ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert sowie eine kleine Geldsumme.
Durch Zufall stieß eine Museumsmitarbeiterin Ende 2019 bei einer Recherche in einem Auktionsportal auf das Gemälde "Alte Frau an der Haustür". Kurze Zeit später fand sich auch die "Venezianische Gasse nach links" über ein Auktionshaus wieder, hieß es. Daraufhin habe es Gespräche mit den neuen Eigentümern gegeben, so der Museumsdirektor. Damit sei die Liebermann-Sammlung in Halle nun wieder auf fünf dauerhaft im Kunstmuseum zu sehende Werke gewachsen.