Kosmetikfirma in der Kritik

Wurde Frida Kahlos Monobraue wegretuschiert?

Entzürnte Fans, Dementi seitens der Kostmetikfirma: Was ist dran an der vermeintlich wegretuschierten Monobraue von Frida Kahlo?

Frida Kahlo entspricht aufgrund ihrer "männlichen" Gesichtsbehaarung nicht den gängigen Schönheitsidealen, doch viele ihrer Fans feiern sie gerade deswegen. Nun fehlen sowohl ihre charakteristische Monobraue als auch ihr Oberlippenbart auf einem Bild, das die neue Make-up-Linie der US-Kosmetikfirma Ulta Beauty ziert. Ihre Fans sind entzürnt - doch was ist dran an den Beschuldigungen?

Eigentlich hatte die Marke, die gemeinsam mit der Frida Kahlo Corporation eine von der Mexikanerin inspirierte Make-up-Linie entwickelt hat, Gutes im Sinn: Die kräftige, und doch natürliche Farbvielfalt, die die Malerin gerne selbst im Gesicht getragen habe, für ihre Fans zugänglich zu machen, damit sie sich wie Frida fühlen können. Bloß schien es das Marketing-Team mit seiner Photoshop-Wut zu weit getrieben zu haben. Die Monobraue, zu der Frida Kahlo selbst stand, ist auf dem Bild der Anfang Juli veröffentlichen Beauty-Kollektion kaum zu erkennen.

 

 

Retuschiert oder nicht retuschiert, das ist hier die Frage

Jetzt dementiert der Hersteller Ulta Beauty die Retusche in einem Kommentar unter einem Facebook-Post: "Frida Kahlo ist eine Inspiration und eine mutige, starke, kreative und ermächtigende Ikone. Aus Respekt vor ihrem Erbe haben wir über ein Jahr lang eng mit der Frida Kahlo Corporation zusammengearbeitet, um diese Kollektion zu entwickeln. Gemeinsam haben wir Dokumente, die Fridas Schönheit und Esprit feiern, aus den offiziellen Archiven herausgesucht. Die Bilder sind Orginale und wurden nicht entfremdet, auch ihre markante Monobraue wurde bewahrt. Darüber hinaus zelebriert die Kollektion ihre ikonische Braue mit der Brow Master Palette im Sortiment. Wir sind sehr stolz auf die gemeinsame Kollektion und möchten den positiven, inspirierenden Einfluss, den Frida Kahlo auf die mexikanische Community und die Welt hat, erweitern."

Damit scheint die Frage, ob die Monobraue wegretuschiert wurde, geklärt. Aber die Fans lassen nicht locker und kritisieren nun, dass die junge Frida Kahlo, wie auf dem Titelbild zu sehen, noch nicht so viel Gesichtsbehaarung hatte und das für die Produktlinie ausgewählte Bild am ehesten den gängigen Schönheitsidealen der Beauty-Industrie entsprechen würde. Die Kosmetikfirma hätte stattdessen ein Bild nehmen sollen, dass die mexikanische Künstlerin im höheren Alter mit stärkeren Brauen und deutlicherem Oberlippenbart zeigt.

Kommerzialisierte Kommunistin

Neben den Beauty-Tumulten muss sich die Nachlass-verwaltende Frida Kahlo Corporation noch mit weiteren Anfeinundungen herumschlagen. Ein User kommentierte ein Foto, das die Kosmetikfirma auf Instagram postete und die ganze Beauty-Palette zeigt: "Die Frida Kahlo Corporation erlaubt es, ihr Gesicht und ihren Namen für alles zu verwenden, was Geld bringt. Sie war eine Kommunistin und ich bin sicher, dass es ihr nicht gefallen hätte, was aus ihrem Nachlass geworden ist."

Frida Kahlo war Kommunistin - sie traf sich auch mit Leo Trotzki - und hätte es vielleicht nicht gut geheißen, ihr Gesicht und ihre Person als Marke zu verkaufen, die man sich auf das Gesicht schmieren kann. Doch ihre Fan-Gemeinde ist unterschiedlicher Meinung. Eine Nutzerin kommentierte einen Facebook-Post mit wohlwollenderen Worten: "Jetzt beruhigt euch mal ... Frida ist definitiv eine, zu der man aufschauen kann, wenn man mehr über sie erfährt. Ich bin stolz, dass ihr Name so beliebt und bekannt ist. Wenn man ihr Gesicht sieht, denkt man an Kreativität, an eine Frau, die stolz darauf war, wie sie natürlicherweise aussah. Also was soll's, wenn sie 'kommerzialisiert' wird. Der Punkt ist doch, dass sie mega ist. Ich bin froh, dass sie bekannt ist, für ihre Kreativität und Natürlichkeit, warum soll man das nicht zeigen."

Auch wenn Frida Kahlo für kommerzielle Zwecke benutzt wird, freuen sich viele ihrer Bewunderer darüber, dass durch die Produktlinie die unkonventionelle Schönheit der queer-feministischen Künstlerin gewürdigt wird.