Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Duisburg, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Paris und Völklingen


Henry Moore in Duisburg

Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums zeigt das Duisburger Lehmbruck-Museum Grafiken des bekannten englischen Bildhauers und Zeichners Henry Moore (1898-1986). Der Bildhauer hatte dem Skulpturen-Museum nach einem Besuch 1965 ein Blatt all seiner künftigen Grafiken versprochen. Daraus wuchs eine der größten Sammlungen mit Grafiken des Briten, wie das Museum mitteilte. Die Grafiken werden in der Schau mit ausgewählten Skulpturen kombiniert, die den typischen organischen Stil des Künstlers widerspiegeln. Die Ausstellung unter dem Motto "Henry Moore - for Duisburg" dauert vom 7. November bis zum 19. Januar 2025.

"Henry Moore - for Duisburg", Lehmbruck Museum, Duisburg, bis 19. Januar 2025

Ausstellungsansicht der Henry-Moore-Schau im Lehmbruck-Museum Düsseldorf, 2024
Foto: dpa

Ausstellungsansicht der Henry-Moore-Schau im Lehmbruck-Museum Düsseldorf, 2024


Hans Haacke in Frankfurt am Main

Ob Umweltverschmutzung oder dubiose Immobiliengeflechte: Hans Haacke macht aus Missständen Kunst. Er recherchiert, dokumentiert, legt offen. Die Frankfurter Kunsthalle Schirn zeigt vom 8. November 2024 bis zum 9. Februar 2025 das Gesamtwerk des 1936 in Köln geborenen Künstlers, der in Kassel studiert hat und seit 1965 in New York lebt. 

Zu sehen sind rund 70 Gemälde, Fotografien, Objekte, Installationen, Plakate und ein Film. «Hans Haacke ist eine Legende der politischen Konzeptkunst», sagt Schirn-Direktor Sebastian Baden. Sein Werk habe die Gegenwartskunst wesentlich geprägt, auch wenn sein Name vielleicht nicht allen Menschen etwas sage. 

Haackes Arbeiten seien stets politisch, wie Kuratorin Ingrid Pfeiffer betont, "aber auch durchaus poetisch und humorvoll". Mehrfach bekam er die Konsequenzen seiner Kompromisslosigkeit zu spüren - etwa als er 1971 mit Auszügen aus dem Grundbuchamt die nicht ganz legalen Grundstücksgeschäfte einer Familiendynastie in New York öffentlich machte und in der Folge vom Guggenheim-Museum ausgeladen wurde.

Wer nicht in die Ausstellung gehen will, kann trotzdem ein Werk sehen: In der öffentlich zugänglichen Rotunde der Schirn steht der «Geschenkte Gaul», den Haake 2014 für den Trafalgar Square in London entwarf. An dem 4,5 Meter großen bronzenen Pferdeskelett läuft live der Ticker der Frankfurter Börse. 

Die ältesten Arbeiten stammen aus den 1960er Jahren, einige entstanden für die documenta in Kassel. In vielen frühen Arbeiten geht es um Ökologie: 1969 ließ er in einer Ausstellung Küken schlüpfen, 1972 baute er eine "Rheinwasseraufbereitungsanlage" und plakatierte daneben, welche Firma was und wie viel einleitet. 

1993 bekam Haake auf der Biennale in Venedig für seinen Beitrag den Goldenen Löwen: Er hatte den während des Nationalsozialismus gestalteten deutschen Pavillon in ein Trümmerfeld verwandelt. Im Reichstag bildet seit 2000 Haackes Schriftzug «Der Bevölkerung» am Boden den Kontrast zur Inschrift "Dem deutschen Volke" am Giebel.

Viel Arbeiten beziehen die Besucher mit ein. In der Schirn bringen die Gäste etwa durch ihre Bewegung Glühbirnen zum Leuchten. In Anlehnung an eine ähnliche Aktion im New Yorker Moma 1970 hat Haacke für die Schirn einen "Frankfurt Poll 2024" entworfen, in dem die Besucher sich unter anderem zur US-Wahl und dem Nahostkonflikt äußern können. 

Baden und Pfeiffer halten Haackes Kunst am Tag nach der Wiederwahl Trumps und dem Auseinanderbrechen der Bundesregierung für "hoch aktuell". Er arbeite wie ein investigativer Journalist, decke Machtverhältnisse auf und sei "der berühmteste Wirtschaftsprüfer der Kunstgeschichte", wie Baden sagte.

"Hans Haacke. Retrospektive", Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, bis 9. Februar 2025

"Hans Haacke. Retrospektive", Installationsansicht "Gift Horse", 2014, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, 2024
Foto: Norbert Miguletz

"Hans Haacke. Retrospektive", Installationsansicht "Gift Horse", 2014, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, 2024


Affordable Art Fair in Hamburg

Die Halle A3 der Hamburg Messe verwandelt sich bis zum 10. November wieder in ein Zentrum für zeitgenössische Kunst. Bei der Messe "Affordable Art Fair" präsentieren 87 Galerien aus 18 verschiedenen Ländern Kunstwerke zu erschwinglichen Preisen zwischen 100 und 10.000 Euro, wie die Veranstalter mitteilten. Neben Werken von renommierten Künstlern wie Neo Rauch, Hilde Trip und Georg Baselitz werden auch vielversprechende internationale Talente vorgestellt, darunter Yuki Harada aus Japan, Modestas Malinauskas aus Litauen und Amalia Crişan aus Rumänien.

Mit jährlich etwa 18.000 Besuchern habe sich die "Affordable Art Fair" längst als Norddeutschlands größte Kunstmesse etabliert. Zum 25-jährigen Jubiläum der internationalen "Affordable Art Fairs" nehmen dieses Jahr mehr Galerien teil als je zuvor: 39 internationale Aussteller und 48 aus Deutschland werden dabei sein, wobei über ein Drittel der deutschen Galeristen aus Hamburg stammen. 

"Wir möchten Nachwuchskünstlern den Weg in die Kunstwelt erleichtern und gleichzeitig spannende, aktuelle Kunst für Menschen aus allen Lebensbereichen zugänglich machen", sagte Messedirektor Oliver Lähndorf. Zu den Höhepunkten der diesjährigen Affordable Art Fair in Hamburg zähle eine Solo-Ausstellung des Hamburger Emerging Artist Darko C. Nikolic sowie eine große, farbenprächtige Installation des Berliner Künstlers Tomislav Topic.

Affordable Art Fair, Messe Hamburg, bis 10. November


Art Cologne in Köln 

Auf der Kunstmesse Art Cologne bieten in den kommenden Tagen rund 170 Galerien Kunstwerke zum Kauf an. Die Zahl der Händler entspricht in etwa dem Niveau des Vorjahres. Einen Zuwachs gibt es nach Angaben der Veranstalter allerdings im Bereich "Neumarkt", in dem sich Galerien präsentieren, die nicht älter als 13 Jahre sind. "Die Nachfrage junger Galerien ist enorm gestiegen", sagte der Direktor der Kunstmesse, Daniel Hug.

Hug zeichnete einen relativ stabilen Ausblick für den Kunstmarkt und die Messe - trotz vieler politischer Unsicherheiten auf der Welt, etwa durch die Wiederwahl Donald Trumps. "Die Präsidentenwahl wird wenig Auswirkung haben", erklärte er. Wohlhabende US-Amerikaner würden unter Trump langfristig weniger Steuern zahlen - und hätten somit "natürlich mehr Geld", um in Kunst zu investieren. "Es gibt immer Krisen. Leider gibt es auch immer Krieg", sagte Hug. Er könne keine Prognose etwa zum Krieg in der Ukraine treffen. Aber er glaube nicht, dass es aktuell direkten Einfluss auf die Art Cologne habe.

Anke Schmidt vom Bundesverband deutsche Galerien und Kunsthändler (BVDG) betonte zur Eröffnung dagegen, dass es eine gewisse Verunsicherung gebe. "Angezettelte Handelskriege werden sich bei uns ebenso auswirken wie die Aushöhlung des Rechts und ein Jargon der Niedertracht", sagte sie.

Die Art Cologne ist die älteste Kunstmesse der Welt und gilt als größte deutsche Kunstmesse. Sie ging aus dem 1967 gegründeten "Kölner Kunstmarkt" hervor. Gehandelt wird mit Werken der klassischen Moderne, mit Nachkriegskunst und zeitgenössischer Kunst. Im vergangenen Jahr kamen nach Angaben der Veranstalter rund 45 000 Besucher.

Art Cologne, Messe Köln, bis 10. November

Galerie K': Luise Marchand "Muttererde(MEBL)", 2022
Foto: © Luise Marchand / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, courtesy Galerie K Strich.

Galerie K': Luise Marchand "Muttererde(MEBL)", 2022


Paris Photo in Paris

Fotografie in allen Darreichungsformen steht im Zentrum der Paris Photo, die nach der Renovierung wieder in den Grand Palais einziehen darf. 240 internationale Aussteller zeigen hier die ganze Bandbreite zwischen Kunst- und Dokumentarfotografie. Der Filmregisseur Jim Jarmusch kuratiert einen Schwerpunkt zum Surrealismus, andere spezielle Projekte und Sektionen bringen Nachwuchsfotografen oder auch neue digitale Bildexperimente in den Fokus.

Paris Photo, Grand Palais, bis 10. November


Kunst aus Afrika in Völklingen

In den letzten Wochen waren es vor allem Hiobsbotschaften aus der Wirtschaftswelt, die die Schlagzeilen im Saarland prägten. Jetzt aber macht das Saarland überregional mit einem Highlight aus dem Kulturbereich auf sich aufmerksam: "The True Size of Africa" heißt die neue Ausstellung, die von Samstag an bis Mitte August 2025 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen ist.

Hintergrund der Schau: Vor genau 140 Jahren, im November 1884, wurde in Berlin die Kongo-Konferenz eröffnet, die Afrika ohne jede afrikanische Beteiligung unter den Kolonialmächten aufgeteilt hat: "Grund genug, diesen riesigen Kontinent und die Menschen, die von ihm stammen, 2024 auf andere Art und Weise in den Blick zu nehmen", meint Generaldirektor und Kurator Ralf Beil.

Im wahrsten Sinne des Wortes: Denn "The True Size of Africa" befasst sich auch mit der Wahrnehmung und Darstellung des afrikanischen Kontinents und thematisiert zum Beispiel, wie Karten oft die Größe und den Einfluss Afrikas verzerren. Laut Beil erprobe die Ausstellung Annäherungen, die Denktraditionen, Vorurteile und Stereotypen aufspüren und neue Sichtweisen ermöglichen – mittels Kulturgeschichte und Gegenwartskunst, durch stetige Perspektivwechsel und künstlerische Vielstimmigkeit. "Wir wollen Augenöffner sein, nicht nur Augenweide. Wir wollen bewegen und begeistern gleichermaßen", sagt er.

Erstmals reicht der Ausstellungsparcours in dem ehemaligen Eisenwerk vom Pumpenhaus über die Gebläsehalle, Verdichterhalle und Sinteranlage bis hin zur Erzhalle. "Der Größe des Themas angemessen", meint der Generaldirektor. Ein "Museum of Memorability" am Anfang der Gebläsehalle spannt programmatisch einen Bogen von Anbeginn der Menschheit bis heute. Daran schließen sich Werke und Installationen von 26 eingeladenen Gegenwartskünstlern an. Vier afrikanische Künstler haben direkt vor Ort gearbeitet und sich dabei konkret auf die Völklinger Hütte und deren Bedeutung als industrielles Welterbe mit ambivalenter Vergangenheit bezogen. 

"The True Size of Africa", Völklinger Hütte, Völklingen, bis August 2025

Susana Pilar Delahante Matienzo "Achievement", 2024, KI-generiertes Bild
Foto: Courtesy Susana Pilar Delahante Matienzo

Susana Pilar Delahante Matienzo "Achievement", 2024, KI-generiertes Bild