Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Dortmund, Frankfurt am Main, Genf und Neuss

 

Max Oppenheimer in Berlin

Das Jüdische Museum Berlin hat ein Bild des expressionistischen Malers Max Oppenheimer angekauft. Es ist ab sofort in der Dauerausstellung zu sehen, wie das Museum mitteilte. Der jüdische, aus Wien stammende Künstler lebte bis 1931 zeitweilig in Berlin und ließ sich zu seinem Ölgemälde von der Jazzband Weintraubs Syncopators inspirieren. Die Musiker spielten Jazz und Swing, Schlager und Tanzmusik und waren in den 1920er Jahren Stars der Berliner Clubkultur. 1933 kehrten sie von einer Auslands-Tournee nicht nach Deutschland zurück, die Band löste sich schließlich auf. 

Oppenheimer (1885–1954) floh 1938 in die Schweiz und im Jahr darauf in die USA. Der Maler beschäftigte sich mehrfach mit der Darstellung von Musik und von Musikern, aber nur einmal mit dem Thema Jazz. 

"Max Oppenheimers Gemälde Weintraubs Syncopators ist ein großartiger Neuzugang zu unserer Gemäldesammlung", sagte Museumsdirektorin Hetty Berg. "Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Provenienz geklärt werden konnte und dass dieses einzigartige Kunstwerk nach Berlin zurückgekehrt ist."

Das 1927 entstandene Ölgemälde hatte zunächst der Rechtsanwalt und Psychoanalytiker Hugo Staub (1886–1942) gekauft, musste es aber bei seiner Flucht nach Frankreich und dann in die USA in seiner Berliner Wohnung zurücklassen. 1962 tauchte das Bild im Berliner Kunsthandel wieder auf. Seitdem ist es im Besitz der Familie der jetzigen Verkäufer. Das Jüdische Museum hat es nach eigenen Angaben mit Einverständnis von Staubs Erben erworben.

Max Oppenheimer "Weintraubs Syncopators", Jüdisches Museum Berlin

Max Oppenheimer "Weintraubs Syncopators / Jazzband", zu sehen im jüdischen Museum in Berlin
Foto: JMB/Roman März

Max Oppenheimer "Weintraubs Syncopators / Jazzband", zu sehen im Jüdischen Museum in Berlin

 

Berlin-Bilder in Berlin

Die Ausstellung "Berlin Views", die am sogenannten Megafence in der Köpenicker Straße in Mitte installiert ist, zeigt persönliche fotografische Blicke auf die deutsche Hauptstadt. Zu sehen sind in der vom Fotozentrum C/O organisierten Open-Air-Schau Bilder von Kristin Bethge, Delfina Carmona, Marina Mónaco und Christian Werner

Die Fotografien beschäftigen sich hauptsächlich mit der Subkultur der Metropole. In Marina Mónacos Werk "Ava During a Cold Winter" schaut beispielsweise eine Frau in einer verrauchten Bar verträumt ins Leere. Einsamkeit, Melancholie und Intimität sind wiederkehrende Themen in ihrer Arbeit. Die Zaun-Ausstellung ist kostenlos zugänglich und kann rund um die Uhr betrachtet werden. 

"Berlin Views", Megafence, Köpenicker Straße, Berlin, bis 3. November

Delfina Carmona "Out Of The Noise, Tiergarten", 2024
Foto: © Delfina Carmona

Delfina Carmona "Out Of The Noise, Tiergarten", 2024, zu sehen in Berlin


Expressionistinnen und Fluxus-Künstlerinnen in Dortmund

"Tell these people who I am" ("Sag' diesen Menschen, wer ich bin"), schrieb Vally Wieselthier, die 1928 in die USA emigrierte, Ende der 1930er-Jahre in einem Telegramm an Franklin D. Roosevelt. Damit forderte sie Aufmerksamkeit für sich und andere Frauen ein. Nun gibt dieses Zitat der aktuellen Ausstellung im Museum Ostwall ihren Titel. Darin geht es um Grafiken, Gemälde, Keramiken, Fotografien, Textilkunst und Scherenschnitte von Künstlerinnen des Expressionismus und der Fluxus-Bewegung der 1960er- und 1970er-Jahre. Unter anderem sind Werke von Renée Sintenis, Else Berg, Yoko Ono und Charlotte Moorman zu sehen.

Die Sonderausstellung will das Augenmerk auf Künstlerinnen lenken, die bislang oft unter dem Radar blieben, wie das Museum selbst sagt. Wie beeinflusste der male gaze die Arbeit der Frauen? Welche Formen der Emanzipation sind durch Kunst entstanden? Die Werke behandeln dabei Themen wie Liebe, Beziehungen und Mutterschaft aus weiblicher Perspektive.

Charlotte Moorman zum Beispiel sorgte in den 60er- und 70er-Jahren immer wieder für Aufsehen und musste mit Zensur und öffentlicher Empörung kämpfen. Dass Frauen nur als Muse in der Kunst gesehen werden, wollte sie nicht akzeptieren. So spielte sie beispielsweise in ihrer Performance "Nam June Paik’s Opera Sextronique" nackt vor Publikum Cello und stellte so Macht-Dynamiken in der Kunst infrage.

"Tell these people who I am: Künstlerinnen in Expressionismus und Fluxus", Museum Ostwall im Dortmunder U, bis 23. März 2025

Charlotte Moorman performt "Nam June Paik’s Opera Sextronique, Feb 9, 1976" auf dem Film Makers Cinematheque, New York
Foto: Museum Ostwall im Dortmunder U, © Dick Preston

Charlotte Moorman performt "Nam June Paik’s Opera Sextronique, Feb 9, 1976"

 

Muntean / Rosenblum in Frankfurt am Main

Seit den 1990ern arbeiten Markus Muntean und Adi Rosenblum, beide Jahrgang 1962, zusammen. Ihre meist gemalten Werke bewegen sich zwischen den Einflüssen vergangener Kunstepochen und popkulturellen Phänomenen der Gegenwart. Muntean/Rosenblum widmen sich den Ambivalenzen der menschlichen Existenz, der wachsenden Unsicherheit des Individuums und dem durchdringenden Gefühl der Vergänglichkeit. In ihrem Solo im Frankfurter Städel Museum sind eine Videoarbeit und elf großformatige Gemälde zu sehen, in denen sich Jugendliche an Orten des Transits bewegen oder dort in Smartphones vertieft verharren. 

Muntean / Rosenblum: "Mirror of Thoughts", Städel Museum, Frankfurt am Main, bis 1. Dezember

Muntean/Rosenblum (beide *1962) "Untitled (“What lies ahead …”)", 2023
Foto: © Sandro E.E. Zanzinger Photographie 2023© Muntean/Rosenblum courtesy of the artists

Muntean/Rosenblum (beide *1962) "Untitled (“What lies ahead …”)", 2023
 

 

Bild und Sound in Genf

Bilder spielen eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung von Konflikten, Naturkatastrophen und anderen Notlagen. Doch Geräusche und Stimmen tragen ebenso viel zum Verständnis humanitärer Herausforderungen bei. In einer dialogischen Ausstellung in Genf werden nun das Tonarchiv und die Sammlungen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung mit Kunstwerken ergänzt, darunter eigens für die dialogische Schau angefertigte Werke. Die Neuproduktionen stammen unter anderem von Betty Danon, Gregor Hildebrandt, William Kentridge, Christine Sun Kim und Thomas Mader, Piero Mottola und Julia Scher.

"Tuning In - Akustik der Emotionen", Internationales Rotkreuz- und Rothalbmuseum, Genf, bis 24. August 2025

Marco Donnarumma "Niranthea", 2023
Foto: courtesy the artist, Marco Donnarumma

Marco Donnarumma "Niranthea", 2023

 

Symbolismus und Fotografie in Neuss

Unscharf, verschleiert und manchmal etwas nebulös - eine Ausstellung im Clemens Sels Museum in Neuss spürt dem Einfluss des Symbolismus auf die zeitgenössische Kunstfotografie nach. Mehr als 100 fotografische Werke von 54 Künstlerinnen und Künstlern sind in dem Museum, das eine der bedeutendsten Sammlungen zum Symbolismus besitzt, von Sonntag bis zum 23. Februar 2025 zu sehen. Darunter sind zahlreiche historische Originalaufnahmen seit Mitte der 1870er-Jahre, wie das Museum mitteilte. 

In der Ausstellung "Foto - Kunst - Foto" werden die historischen Porträts, Aktdarstellungen und Landschaften den Werken zeitgenössischer Fotokünstler etwa von Thomas Ruff, Elger Esser oder Tom Hunter gegenübergestellt. Die Arbeit "Der Weg nach Hause" (1998) des britischen Fotografen Hunter ist zum Beispiel eine Neuinterpre­tation des berühmten Gemäldes "Ophelia" (1852) von John Everett Millais, das den tragischen Tod der Geliebten Hamlets in Shakespeares Tragödie zeigt.

Die Ausstellung erweitere den Blick auf malerische Tendenzen in der Fotografie der Gegenwart, sagt Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz. Die Erfindung der Fotografie revolutionierte die visuelle Kultur im 19. Jahrhundert. Frühe Vertreter der künstlerischen Fotografie ließen sich von der Malerei inspirieren und schufen eine poetische Bildsprache.

In der Adaption von Bildthemen wie der Sphinx oder der Salomé zeigte sich der Einfluss des Symbolismus besonders deutlich. Ein Merkmal war dabei die Unschärfe. Sie wurde zur Überhöhung oder Verfremdung genutzt, um die Grenzen zwischen Realem und Irrealem, zwischen Wachen und Träumen zu verwischen. Das gehöre auch heute noch zum Repertoire der zeitgenössi­schen fotokünstlerischen Praxis, sagt Co-Kurator Ralph Goertz. (dpa)

"Foto - Kunst - Foto", Clemens Sels Museum, Neuss, 27. Oktober bis 23. Februar 2025

Freya Najade "Hackney Marshes", 2022
Foto: Freya Najade, courtesy IKS, Düsseldorf

Freya Najade "Hackney Marshes", 2022