Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Baden-Baden, Berlin, Bielefeld, Bochum, Duisburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Halberstadt Lüneburg und Wien


Grada Kilomba in Baden-Baden

Als "neuer postkolonialer Minimalismus" wurde Grada Kilombas Arbeit beschrieben. Die portugiesische Künstlerin, Autorin und Denkerin verwischt darin mit Form, Bild und Bewegung die Grenzen zwischen den Disziplinen. Neben der ortsspezifischen Rauminstallation "Labyrinth" ist in der Kunsthalle Baden-Baden die Videoinstallation "Opera to a Black Venus" zu sehen, deren Titelfigur auf dem Meeresgrund wohnt und zum Orakel von Geschichten über Erinnerung und Widerstandsfähigkeit wird.

Grada Kilomba "Opera to a Black Venus", Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, bis 20. Oktober

Grada Kilomba "Opera to a Black Venus", Ausstellungsansicht
Foto: Grada Kilomba

Grada Kilomba "Opera to a Black Venus", Ausstellungsansicht Kunsthalle Baden-Baden

 

Samuel Fosso in Berlin

In seinen theatralischen Selbstporträts adaptiert der gebürtige Kameruner Samuel Fosso ikonische Bilder historischer Figuren und gesellschaftliche Stereotype. Das zeitliche Spektrum der Soloschau, die ihm das Berliner Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst widmet, reicht von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart. Neueren Datums ist etwa die Serie "African Spirits", in der sich der Fotokünstler selbst in der Pose von Ikonen der panafrikanischen Befreiungsbewegung zeigt, darunter Martin Luther King, Patrice Lumumba, Malcolm X und Muhammad Ali. 

"Samuel Fosso: Black Pope. Werke 1975 – 2017", Kindl - Museum für Zeitgenössische Kunst, Berlin, bis 16. Februar 2025

Samuel Fosso "Selbstporträt aus der Serie Black Pope", 2017
Foto: © Samuel Fosso

Samuel Fosso "Selbstporträt aus der Serie Black Pope", 2017

 

Cornelius Völker in Bielefeld

Das Kunstforum Hermann Stenner in Bielefeld zeigt ab dem 29. September 150 Werke des Düsseldorfer Malers Cornelius Völker. Die Ausstellung, in der auch zehn neue Bilder des Kunstprofessors zu sehen sind, läuft bis zum 30. März 2025 und trägt den Titel "Guter Stoff". Darunter sind Serien mit Alltagsgegenständen wie an Haken aufgehängte Geschirrtücher, Menschen in Unterwäsche oder Butterbrote, deren Belag mit Ölfarbe Zentimeter dick auf der Leinwand liegt. "Die von ihm gemalte Schokolade ist so konkret, man möchte reinbeißen", sagt Kuratorin Christiane Heuwinkel. 

Die Idee zu der thematischen Zusammenfassung "Guter Stoff" kam nicht vom Künstler selbst, sondern von Heuwinkel. 2021 habe es den ersten Kontakt zu dem Düsseldorfer gegeben. Völker sagte bei der Vorstellung: "Mich reizen Dinge, die man nicht tun sollte. Im Studium wurde gesagt, mal bloß kein Obst, dann habe ich es erst recht gemacht." Der Maler, Jahrgang 1965, hat von 1989 bis 1995 an der Kunstakademie Düsseldorf bei A.R. Penck und Dieter Krieg studiert.

Neben der Darstellung von Stoffen wie Röcken, Männerhosen oder dem "Letzten Hemd" spielt auch die kritische Auseinandersetzung mit Drogen im Alltag eine Rolle. Oft finden sich in Völkers Werken Bezüge zur Kunstgeschichte. Mit dem Ende der Ausstellung Ende März beendet das Kunstforum Herman Stenner nach einer Entscheidung der Stifter seine Ausstellungstätigkeit. Das Haus in der Bielefelder Innenstadt soll in Zukunft als Ausweichquartier für die Kunsthalle Bielefeld dienen, die saniert werden muss und einen temporären Standort benötigt. (dpa)

"Cornelius Völker: Guter Stoff", Kunstforum Hermann Stenner, Bielefeld, bis 30. März 2025

 Foto: Friso Gentsch/dpa
Foto: Friso Gentsch/dpa

"Cornelius Völker: Guter Stoff", Ausstellungsansicht Kunstforum Hermann Stenner

 

Fragen nach Glück in Bochum

In der Krise, im Krieg oder in Zeiten von Repression – kann man da Glück erleben? Die Schau "Glückliche Tage" im Bochumer Museum unter Tage lehnt sich an Samuel Becketts gleichnamiges Theaterstück von 1960 an und zeigt Kunstwerke, die zwichen 1970 und heute entstanden sind. Und wie bei Beckett geht es ziemlich grotesk und absurd zu – in den Werken von Yevgenia Belorusets, Rui Chafes, Tamara Eckhardt, Nan Goldin, Barbara Hammer, Carsten Höller, Ken Lum, Johanna von Monkiewitsch, Yoko Ono, Arne Rautenberg, Félix González-Torres, Heike Weber und Stefan Wissel. 

"Glückliche Tage", Museum unter Tage - Situation Kunst, Bochum, bis 20. Oktober

Arne Rautenberg „Direktiven und Maximen“, 2020–23
Foto: © Arne Rautenberg, courtesy the artist

Arne Rautenberg „Direktiven und Maximen“, 2020–23

 

Miquel Barceló in Duisburg

Das Duisburger Museum Küppersmühle zeigt eine Ausstellung mit Werken des international erfolgreichen spanischen Künstlers Miquel Barceló. Es handele sich um die erste großangelegte Einzelausstellung des 67-Jährigen in Deutschland, der unter anderem an der Documenta 7 teilgenommen hatte und bereits an großen Häusern in Spanien und Frankreich zu sehen war. 

Gezeigt werden etwa 70 oft großformatige Gemälde, Entwürfe für Großprojekte und eine Auswahl von Keramiken. Die Ausstellung unter dem Motto "Vida y Muerte" ("Leben und Tod") läuft vom 28. September bis zum 19. Januar nächsten Jahres. Der auf Mallorca geborene Barceló hat unter anderem die Kapelle im Dom von Palma de Mallorca und einen großen Sitzungssaal der UN in Genf künstlerisch gestaltet. Er arbeitet gegenständlich und nutzt in seinen Ölbildern gern Substanzen wie Pflanzensamen oder Reis. (dpa)

"Barceló: Vida y Muerte", Museum Küppersmühle, Duisburg, 28. September bis 19. Januar 2025

"Barceló: Vida y Muerte"
Foto: David Bonet/Museum Küppersmühle/dpa

Barceló "Sin Título / Ohne Titel", 2021

 

Yoko Ono in Düsseldorf 

Viele verbinden den Namen Yoko Ono vor allem mit John Lennon. Doch schon lange vor ihrer Ehe mit dem Beatles-Musiker war die heute 91 Jahre alte Yoko Ono berühmt als Performancekünstlerin und Friedensaktivistin. In Düsseldorf sind ab Samstag die Arbeiten der Pionierin der Konzept- und Fluxuskunst zu sehen, die bis in die 1950er-Jahre zurückreichen. Nach der Tate Modern in London macht die umfassende Ausstellung "Yoko Ono: Music of the Mind" mit mehr als 200 Werken Station in der Kunstsammlung NRW (K20). Die Schau entstand in Kooperation beider Museen. 

"Yoko Ono war schon in der Zeit, in der sie mit John Lennon gearbeitet hat, eine gefeierte Künstlerin und auch ein Star", sagt Kunstsammlungschefin Susanne Gaensheimer. "Sie ist eine Visionärin und eine mutige Frau, eine ganz wichtige Künstlerin, die die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts extrem beeinflusst hat." Die teils 60 bis fast 70 Jahre alten Filme, Fotografien, Installationen und "Instruktionen" der hochbetagten Künstlerin sind noch heute erstaunlich aktuell und wirken gar nicht angestaubt.

Die Ausstellung ist ein Event zum Mitmachen. Besucher und Besucherinnen sind dabei eingeladen, Onos Instruktionen zu folgen: Sie können fremden Menschen die Hand schütteln, Schach gegeneinander nur mit weißen Figuren spielen oder sich mit schwarzen Säcken verhüllen. Humorvoll sind Onos Instruktionen wie "Trete in alle Pfützen der Stadt" oder "Schreib fünfhundert Telefonnummern auf eine Leinwand auf eine Stelle, die so groß ist wie deine Handfläche". Immer wieder hebt Ono so die Grenzen zwischen Kunst und Publikum auf. (dpa)

"Yoko Ono: Music of the Mind", Kunstsammlung NRW (K20), Düsseldorf, 28. September bis 16. März 2025. Eröffnung: Freitag, 27, September, 19 bis 22 Uhr

"Yoko Ono mit Glass Hammer" 1967, bei Half-A-Wind Show, Lisson Gallery, London, 1967
Foto © Clay Perry

"Yoko Ono mit Glass Hammer" 1967, bei Half-A-Wind Show, Lisson Gallery, London, 1967

 

Hamid Zénati in Frankfurt am Main

Hamid Zénati lebte zwischen seinen beiden Heimatstädten Algier und München, und genauso pendelte die Einordnung seines Werks zwischen Kunst und Textilhandwerk. Dass sich diese Unterscheidung heute eigentümlich und ein wenig altmodisch anfühlt, liegt unter anderem an der Öffnung für nicht westliche Kunstgeschichte und für parallele Erzählungen der Moderne jenseits des westlichen Kanons in den letzten Jahren.

Auch für Institutionen ist die Unterscheidung von "angewandter" und "freier" Kunst immer weniger ergiebig. Scheint es doch viel angemessener, ohne Wertung und mit genauer fachlicher Expertise hinzusehen, wie Werke gemacht sind – ohne ihnen die Stempel "Handwerk" beziehungsweise "Kunst" aufdrücken zu müssen. Hamid Zénatis bedruckte Stoffbahnen sind durchaus als Bilder gedacht, wie schon in der MMK-Ausstellung "There is no there there" und 2023 im Haus der Kunst wirkungsvoll gezeigt wurde, wo man um die frei im Raum gehängten Stoffe herumgehen konnte, die dreidimensionalen Wechselwirkungen der starken grafischen Motive erlebte.

Mit Mitteln der Malerei oder All-over-Schablonentechnik schuf Zénati, der 2022 starb, ein vibrierendes OEuvre. Er ließ sich auf Reisen nach Kuba, Indonesien, Indien und in sein Heimatland Algerien inspirieren, trug dabei seine Werke häufig im Koffer mit sich, um überall arbeiten zu können. Eine Unabhängigkeit, die in seinem Fall fast den Charakter eines Werkzeugs hatte. In Frankfurt kann man Hamid Zénati und sein außergewöhnliches Schaffen jetzt in einer umfassenden Ausstellung kennenlernen. Es ist ein Werk, das sich für Freiheit von Konventionen und gegen jede Festlegung ausspricht.

"Hamid Zénati, Eclectic Affinities", Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, bis 12. Januar 2025. Eröffnung: Freitag, 27. September, 19 Uhr

Hamid Zénati auf einer seiner Reisen in die Sahara, 1980er
Foto: Stefan Baumgärtner

Hamid Zénati auf einer seiner Reisen in die Sahara, 1980er-Jahre

 

Fotoausstellung von ukrainischen Geflüchteten in Halberstadt 

Mit Einwegkameras festgehaltene Eindrücke und Erlebnisse von Geflüchteten aus der Ukraine präsentiert das Berend Lehmann Museum in Halberstadt in einer Ausstellung. Die 90 Fotografien der Schau "Through Our Lens. Berlin aus der Perspektive ukrainischer Geflüchteter" soll bis 22. Dezember gezeigt werden, wie das Museum für jüdische Geschichte und Kultur in der Harzstadt mitteilte.

Die Werke stammen demnach von 18 jüdischen Frauen und Kindern, entstanden sind sie im Oktober 2022. Da seien sie etwa sechs Monate in Berlin gewesen, wohin sie mithilfe jüdischer Organisationen aus dem Kriegsgebiet geflüchtet waren.

Die authentischen, subjektiven Fotografien aus dem Leben würden von Texten begleitet, die Themen wie Flucht, Migration und Selbstermächtigung reflektieren, hieß es. Die Ausstellung sei in vier Sprachen angelegt und im Innen- und Außenbereich des Halberstädter Museums zu sehen. Die Schau wurde konzipiert von der Stiftung Neue Synagoge Berlin und dem Verein Masorti zur Förderung der jüdischen Bildung und des jüdischen Lebens. (dpa)

"Through Our Lens. Berlin aus der Perspektive ukrainischer Geflüchteter", Berend Lehmann Museum, Halberstadt, bis 22. Dezember

"Through Our Lens. Berlin aus der Perspektive ukrainischer Geflüchteter" in Halberstadt
Foto: Ulrich Schrader

"Through Our Lens. Berlin aus der Perspektive ukrainischer Geflüchteter", Ausstellungsansicht Berend Lehmann Museum Halberstadt

 

Christo und Jeanne Claude in Lüneburg

Die Kunsthalle Lüneburg zeigt eine umfassende Ausstellung zu Christos Verpackungswerken. Die Visionen des renommierten Künstlers und seiner Frau sind in Skizzen, Collagen und Fotografien dargestellt. Der verhüllte Reichstag in Berlin, die "Floating Piers" in Italien und der verhüllte Triumphbogen in Paris: Den Werken des Künstlerpaars Christo und Jeanne-Claude widmet die Kunsthalle Lüneburg ihre Herbstausstellung. "Ihre Installationen waren stets temporär, aber von immenser Bedeutung", sagte die künstlerische Leiterin Judith Fietz. Die beiden seien nicht nur ein Künstlerpaar gewesen, sondern auch ein Team, das die Grenzen der Kunst neu definierte. Bis zum 8. Dezember ist die Schau zu sehen.

Unter dem Titel "Christo und Jeanne-Claude: Wrapped" wird eine Auswahl an Skizzen, Collagen und großformatigen Fotografien gezeigt. Die Fotografien von Wolfgang Volz sind Leihgaben der Düsseldorfer Galerie Breckner. Er begleitete das Paar 40 Jahre und dokumentierte ihre Projekte. Neben den bekanntesten Werken sind auch frühe Fotografien und Skizzen ausgestellt. Seit den frühen 1960er Jahren setzten der gebürtige Bulgare Christo (1935–2020) und die in Marokko geborene Jeanne-Claude (1935–2009) ihre Utopien in die Realität um. Zwei Komponenten waren für ihre Visionen bestimmend: Monumentalität und Vergänglichkeit. "Ich suche die eigenwillige Schönheit des Nichtdauerhaften", meinte Christo einmal.

Ihre Arbeiten zielten darauf ab, die Aufmerksamkeit auf das Verhüllte zu lenken und die Betrachter dazu zu bringen, alltägliche Objekte und Landschaften neu zu interpretieren. Durch die temporäre Natur ihrer Exponate erzeugten sie ein Gefühl der Vergänglichkeit. Ein weiteres wesentliches Element ihrer Arbeit war die umfangreiche Vorbereitungs- und Planungsphase. Jedes ihrer Projekte erforderte jahrelange Studien, Genehmigungsverfahren und Finanzierung, die sie durch den Verkauf ihrer Skizzen, Collagen und Modelle sicherstellten. Allein für die Planung des 1995 verhüllten Reichstags in Berlin brauchten sie 24 Jahre. Weil ihre Werke nicht von Dauer waren, habe in ihrer Vergänglichkeit auch die Schönheit gelegen, sagte Fietz. Ein Ziel war es auch, im Alltäglichen etwas Außergewöhnliches zu gestalten. (dpa)

"Christo und Jeanne-Claude: Wrapped", Kunsthalle Lüneburg, bis 8. Dezember 

Christou und Jeanne-Claude "Wrapped Reichstag"
Foto: © Wolfgang Volz

Christou und Jeanne-Claude "Wrapped Reichstag" (Verhüllter Riechstag)", Ausstellungsansicht Kunsthalle Lüneburg

 

Marc Chagall in Wien

Was verbindet man mit Marc Chagall? In seiner oft blauen Fantasiewelt schweben Liebende durch den Himmel, Geiger sitzen auf Dächern, und in grünen Flüssen schwimmen Kühe. Das Schaffen des berühmten Malers des 20. Jahrhunderts erstreckte sich über 80 Jahre, und das Albertina Museum in Wien zeigt nun, wie vielseitig er wirklich war: Es ist nicht nur naive Träumerei, sondern auch eine Auseinandersetzung mit Kriegen, Leben und Tod sowie mit der Religion des Menschen.

Ab Samstag werden Werke aus allen Lebensphasen des Künstlers in der österreichischen Hauptstadt zu sehen sein. Die Ausstellung "Chagall" mit rund 100 Werken wird dann ab März nächsten Jahres in der Kunstsammlung NRW (K20) Station machen. Die Schau ist in Kooperation zwischen den beiden Museen entstanden.

Das Spätwerk Chagalls wird oft als zu romantisch empfunden. "Dieses Erzählerische machte ihn so beliebt, dass man sich dann doch fragte, ob er nicht ein wenig zu süßlich war", erzählt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Doch die Zeiten waren nicht immer süß: Geboren in einer kleinen Stadt im heutigen Belarus, wurde Chagall (1887 - 1985) vom Leben in einer orthodoxen jüdisch-chassidischen Arbeiterfamilie, aber auch von Antisemitismus geprägt. 

"Picasso war berühmt, Chagall war beliebt", betont Schröder. Seine Begabung wurde früh erkannt, viele Künstler wollten ihn für ihre Strömungen wie den Surrealismus oder den Kubismus gewinnen. "Nennt mich nicht einen Phantasten, ich bin Realist", sagte aber Chagall. Und seine interessante Darstellung der Wirklichkeit ist noch bis zum 9. Februar in Wien zu sehen. 

"Chagall", Albertina Museum Wien, 28. September bis 9. Februar 2025

Marc Chagall "Der große Zirkus", 1970
Foto: Albertina, Wien, Sammlung Batliner © Bildrecht, Wien 2024

Marc Chagall "Der große Zirkus", 1970