Tipps und Termine

Wohin am Pfingstwochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Bochum, Bonn, Crimmitschau, Freiburg, Hamburg, München, New York, Quedlinburg und Weil am Rhein


Jüdischer Sex in Berlin 

Sie sind nackt, wie Gott sie schuf. Während die Frau sich zärtlich ihrem Säugling zuwendet, sitzt der Mann auf Abstand, den Kopf grüblerisch auf die Hände gestützt. Im Jahr 1896 malte der deutsch-jüdische Künstler Lesser Ury "Adam und Eva mit ihrem Erstgeborenen" wie eine psychologische Studie. Weit und breit kein Baum der Erkenntnis zu sehen und keine Schlange. Das Judentum kennt die Erbsünde nicht.

Und das Verhältnis von Jüdinnen und Juden zur Lust? Mit Exponaten aus 2000 Jahren widmet sich die Schau "Sex. Jüdische Positionen" der (angeblich) schönsten Nebensache der Welt. Sie habe immer offen über Sex sprechen können, hat die berühmte Sexualtherapeutin Ruth Westheimer einmal im Interview erklärt, "weil in der jüdischen Tradition Sex nie eine Sünde war. Im Gegenteil: Es gibt sogar die Verpflichtung des Ehemannes, seine Frau zu befriedigen", so die US-Soziologin. Im Judentum wird "Sexualität weder ausschließlich befürwortet noch unterdrückt", schreibt die "Sex"-Kuratorin Miriam Goldmann, "denn beide Auffassungen treffen zu – ebenso alle Schattierungen dazwischen". 

Die Schau speist sich aus Quellen wie dem Talmud und rabbinischen Schriften seit der Antike, überrascht mit einer Sammlung erotischer Dichtung aus der hebräischen Bibel (dem "Lied der Lieder"), behandelt die bahnbrechenden Forschungen von Sigmund Freud und Magnus Hirschfeld und widmet sich dem zeitgenössischen Diskurs um jüdische Intimitäten in TV-Programmen wie "The Joy of Text", in Podcasts und sozialen Medien. 

Hinzu kommen Werke von Kunstschaffenden wie Judy Chicago, Nicole Eisenman oder Ronald B. Kitaj. Der 2007 verstorbene amerikanisch-jüdische Künstler widmete sich in seiner Malerei ab Mitte der 1990er dem Gedenken an seine geliebte Frau und Muse Sandra Fisher (1947–1994), die er als Personifizierung der Schechina – der weiblichen Präsenz Gottes – darstellte.

"Divine Connection", heißt die Serie des jungen Fotografen Benyamin Reich, der sich von der orthodoxen Lebensweise seiner jüdisch-chassidischen Familie emanzipierte. Auf einem Foto sitzt ein frisch verheiratetes Paar auf einem Bett und hält sich an den Händen. Ihre Kleidung weist auf eine ultraorthodoxe Gemeinde in Jerusalem hin – doch deren Mitglieder lassen sich nicht fotografieren. Bei der Aufnahme handele es sich "weder um eine dokumentarische noch um eine inszenierte Fotografie", so Reich. Merkwürdig. Der Blick durchs Schlüsselloch scheint mehr Fragen aufzuwerfen, als sie zu beantworten.

"Sex. Jüdische Positionen", Jüdisches Museum Berlin, 17. Mai bis 6. Oktober


Marianna Simnett in Berlin

Anlässlich der kommenden Europameisterschaft nutzt die britische Künstlerin Marianna Simnett das Thema Fußball auf ungewöhnliche Weise. Bei ihrer Filminstallation "Winner", die im Hamburger Bahnhof in Berlin gezeigt wird, sind Tänzerinnen und Tänzer zu sehen, die in der Rolle von Fußballspielern, Fans oder Trainern ein Ballett in drei Akten performen. Dabei werden "triumphale, wilde, brutale und niederschmetternde Momente" versprochen. Den erzählerischen Rahmen bildet eine Kurzgeschichte von Graham Greene, "The Destructors", die von der sinnlosen, aber planvollen Zerstörung eines denkmalgeschützten Hauses durch eine jugendliche Gang handelt. In Marianna Simnetts absurdem Filmballett wird schließlich ein Kartenhaus zertreten.

Marianna Simnett "Winner", Hamburger Bahnhof, Berlin, bis 3. November


Erinnerungen an den Palast der Republik in Berlin

Seit dem umstrittenen Abriss ist der Palast der Republik Thema immer wieder aufflammender Ost-West-Diskussionen. Der repräsentative DDR-Bau im Herzen Berlins war nach der Wende zunächst von krebserregendem Asbest saniert und schließlich 2008 komplett abgerissen worden. Mit der Ausstellung "Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart" erinnert nun das am selben Ort erbaute Humboldt Forum an seinen architektonischen Vorgängerbau. 

"Ein Ort, der seit über 600 Jahren von Herrschaft, von Macht, von Repräsentation, aber eben auch von Ohnmacht, von Gegenbewegung, von Machtwechseln bestimmt ist", sagte der Generalintendant des Humboldt Forums, Hartmut Dorgerloh. "Im Humboldt Forum sind ganz unterschiedliche erinnerungspolitische und erinnerungskulturelle Realitäten eingeschrieben und das nicht nur, weil es über den Teilfundamenten des Berliner Schlosses und des Palastes der Republik gebaut wurde."

Sabine Bergmann-Pohl, im Einheitsjahr 1990 Präsidentin der erstmals frei gewählten Volkskammer und später Bundesministerin, erinnerte an die Debatte um den Abriss des Palastes der Republik. "Ich war ja bekanntermaßen dagegen", sagte Bergmann-Pohl. "Es gab durchaus auch Architekturvorschläge, wie man den Platz auch mit der Integration des Palastes der Republik anders gestalten könnte. Mein Empfinden war damals: Hier wird etwas abgerissen, weil es ein sozialistisches Relikt ist und einigen Leuten nicht passt." Die Asbest-Debatte sei vorgeschoben gewesen. (dpa)

"Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart", Humboldt Forum, Berlin, bis 16. Februar 2025

Blick in das Foyer des Palastes der Republik mit Gläserner Blume und Palast-Galerie
Foto: © Gläserne Blume: Reginald Richter und Richard Wilhelm, bpk / Gerhard Kiesling

Blick in das Foyer des Palastes der Republik mit Gläserner Blume und Palast-Galerie


Kunst und Glück in Bochum

Wie gelingt Glück in schwierigen Zeiten? Dieser Frage geht eine aktuelle Ausstellung zeitgenössischer Arbeiten des Kunstgeschichtlichen Instituts der Ruhr-Universität Bochum nach. Die Schau "Glückliche Tage" im Museum unter Tage und im umliegenden Park zeigt etwa 30 Skulpturen, Installationen, Filme und Fotografien von 11 Künstlerinnen und Künstlern von 1970 bis heute.

So lädt die japanische Künstlerin Yoko Ono die Besucher der Ausstellung ein, ihre Wünsche zu formulieren und in die Äste eines Wunschbaumes vor dem Museum zu hängen. Zwei Arbeiten des Objektkünstlers Carsten Höller befassen sich drinnen mit der Erzeugung rauschhafter Glückszustände - und der Frage, welches Risiko Menschen auf dem Weg dahin bereit sind einzugehen. In einer Vitrine präsentiert Höller Pilznachbildungen - jeweils halb Fliegenpilz mit potenziell tödlicher oder berauschender Wirkung und Wildpilz. Daneben fallen alle paar Sekunden vermeintliche Glückspillen auf einen großen Haufen. Ein Wasserspender gehört ebenfalls zur Arbeit und animiert die Betrachter ihr Glück mit der unbekannten Substanz zu versuchen.

Entstanden ist die Ausstellung durch die Mitarbeit von Studierenden der Kunstgeschichte in Bochum. Angeleitet vom Kurator und Inhaber des Lehrstuhls für Museale Praxis, Markus Heinzelmann, haben sie die Schau vorbereitet. Dem Glücksbegriff habe man sich dabei zunächst über seine Wortbedeutung genähert, erläuterte Heinzelmann bei der Vorstellung der Schau am Dienstag: Auf das mittelhochdeutsche Ge-Lücken zurückgehend gehöre zum Glück auch immer der Mangel, den es zu überwinden gelte. "Glück ist dabei immer episodisch, nie von Dauer", betonte er. 

Sichtbar werden diese ambivalenten Dimensionen von Glück etwa in zwei riesigen Krücken aus schwarzem Stahl, die der portugiesische Künstler Rui Chafes im Raum hat, oder in den intimen Fotos der US-amerikanischen Fotografin Nan Goldin. Die Aufnahmen aus ihrem privaten Umfeld zeigen etwa lachende Kinder einerseits und einen Freund auf dem Sterbebett andererseits. Am Ende der Schau wartet schließlich das Glück buchstäblich auf den Besucher: Die Künstlerin Heike Weber hat das Wort aus Lichterketten nachgebildet und zeigt damit auch, wie profan das große Glück sein kann. (dpa)

"Glückliche Tage", Museum unter Tage, Bochum, bis 20. Oktober


Dirk Reinartz in Bonn

Dirk Reinartz gilt als einer der bedeutendsten deutschen Bildjournalisten - jetzt zeigt das LVR-Landesmuseum in Bonn die erste große Retrospektive zu seinem Werk. Unter dem Titel "Fotografieren, was ist" sind bis zum 15. September 350 herausragende Arbeiten des Reportagefotografen aus teils noch unveröffentlichten Archivbeständen zu sehen.  

Kennzeichnend für den gebürtigen Aachener Reinartz (1947-2004) war seine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Herausragend sind in diesem Zusammenhang ein Zyklus über Bismarck-Denkmäler und eine Serie über Konzentrationslager mit dem Titel "totenstill". 

Reinartz sei stets auf der Suche nach Motiven gewesen, "in denen sich eine deutsche Identität zu erkennen gibt, mit all ihren Widersprüchen und historischen Verankerungen", schreiben die Kuratoren der Ausstellung. Sie sehen Reinartz in der ersten Reihe großer deutscher Reportage- und Dokumentarfotografen des 20. Jahrhunderts. (dpa)

"Fotografieren, was ist", LVR-Landesmuseum, Bonn, bis 15. September


Vom Stoff zur Mode in Crimmitschau

Von der Rohfaser bis zum fertigen Tuch: Eindrucksvoll gibt die Tuchfabrik Gebr. Pfau in Crimmitschau Besuchern Einblick in die Textilproduktion des vergangenen Jahrhunderts. Und das mit einem original erhaltenen und weitgehend funktionstüchtigen Maschinenpark. Nun hat das Haus, das zum Zweckverband Sächsisches Industriemuseum gehört, eine Dauerausstellung erarbeitet und weitet damit den Blick. Sie soll am Sonntag erstmals für Besucher öffnen. Dann wird auch der landesweite Auftakt zum Internationalen Museumstag auf dem denkmalgeschützten Fabrikareal gefeiert. 

Zur neuen Schau gehört das Thema Mode in der DDR. Gezeigt werden Kleidungsstücke, die einst nur in teuren Exquisit-Läden zu kaufen waren, aber auch bei Jugendlichen begehrte Jeansmode sowie Selbstgenähtes. In weiteren Kapiteln wird etwa anhand des Textilarbeiterstreiks von 1903/1904 der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen beleuchtet. Zudem wirft die Schau einen Blick auf die Textilindustrie heute. Die Region Sachsen-Thüringen zählt nach wie vor zu den größten Textilstandorten in Deutschland. 

Das Haus war 2020 bereits einer der sogenannten Satellitenstandorte der Landesausstellung "Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen". Dafür war schrittweise das ehemalige Spinnereigebäude zu einem durchgehend zugänglichen und barrierearmen Empfangsgebäude für ganzjährigen Museumsbetrieb umgebaut und saniert worden. Entstanden ist auch ein großzügiges Foyer mit Kassen und Café. 

Neben dem Textilmuseum in Crimmitschau (Landkreis Zwickau) locken am Pfingstsonntag vielerorts Museen in Sachsen zum Internationalen Museumstag. Geboten werden mehr als 200 Aktionen in mehr als 60 Orten. (dpa)

Tuchfabrik Gebr. Pfau, Crimmitschau, ab Sonntag, 19. Mai

Sommerkleid, 1960er, sowie Kleid mit Jacke "Kaiser-Modelle", um 1962, Lucie Kaiser KG
Foto: Carlo Böttger

Sommerkleid, 1960er, sowie Kleid mit Jacke "Kaiser-Modelle", um 1962, Lucie Kaiser KG


Kunst und Überleben in Hamburg

Klimawandel, digitale Revolution, wachsende Ungerechtigkeit und die Krise der Demokratie: Wie wollen wir im 21. Jahrhundert leben? Dazu will eine Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen Anregungen geben. Unter dem Motto "Survival in the 21st Century" sind von Samstag an bis zum 5. November Werke von 40 internationalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. "Die ausgestellten Kunstwerke liefern keine Patentrezepte oder pauschale Lösungen, vielmehr stellen sie die richtigen Fragen: Wie lässt sich Zukunft denken? Was können wir aus der Vergangenheit für unsere Zeit neu entdecken? Welchen Einfluss haben Technologien auf den Menschen im digitalen Zeitalter?", teilten die Kuratoren Georg Diez und Nicolaus Schafhausen mit.

Begleitet wird die Ausstellung von der "School of Survival", in deren Rahmen knapp 100 Seminare und Workshops mit Künstlern und Wissenschaftlern aus vielen Bereichen angeboten werden. Ziel sei es, Besuchern über die künstlerische Praxis hinaus theoretische und praktische Fähigkeiten mitzugeben, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts begegnen zu können. Zu den Kooperationspartnern zählen Köche und Restaurants ebenso wie etwa die Max-Planck-Gesellschaft oder das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY. Alle Angebote der School sind für die Besucherinnen und Besucher kostenlos und mit dem sogenannten Survival Pass sogar mehrfach zu besuchen.

"Survival in the 21st Century", Deichtorhallen, Hamburg, 18. Mai bis 5. November


Italienische Schätze in Freiburg

Unter dem Motto "Bellissimo!" zeigt das Freiburger Augustinermuseum bis Anfang November italienische Meisterwerke von der Gotik bis zur Renaissance. Die Bilder von Fra Angelico, Sandro Botticelli, Guido da Siena und anderen Künstlern stammen aus dem thüringischen Lindenau-Museum Altenburg, das wegen Umbauten zurzeit geschlossen ist. Die Schau mit über 100 Werken werde an diesem Samstag für Besucherinnen und Besucher öffnen, teilte die Stadt Freiburg mit. Unter den Exponaten sind 93 Gemälde und Altartafeln.

Die Sammlung früher italienischer Malerei des Lindenau-Museums gilt als eine der größten und schönsten Europas außerhalb Italiens. Sie umfasst Werke aus dem 13. bis zum 16. Jahrhundert. "Über drei Jahrhunderte entwickelte sich eine neue künstlerische Auffassung von Bewegung, Raum und Menschenbild", berichteten die Ausstellungsmacher in Freiburg. Vom Renaissancekünstler Botticelli (1445 bis 1510) ist laut Mitteilung unter anderem das "Bildnis einer Dame" zu sehen - es entstand um 1475. Das bekannteste Gemälde Botticellis, die "Geburt der Venus", hängt in Florenz. (dpa)

"Bellissimo! Italienische Malerei von der Gotik bis zur Renaissance aus dem Lindenau-Museum Altenburg", Augustinermuseum, Freiburg, 18. Mai bis 3. November


Orhan Parmuk in München

Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk zeigt sich im Münchner Lenbachhaus von einer anderen Seite: Die Ausstellung "Der Trost der Dinge", die an diesem Freitag startet, widmet sich der bildenden Kunst des 71 Jahre alten türkischen Schriftstellers. 40 von ihm mit Dingen des Alltags und auch persönlichen Gegenständen gestaltete Vitrinen sind dort beispielsweise zu sehen. Es sind Nachbildungen der Werke aus seinem Istanbuler "Museum der Unschuld". "Diejenigen, die ich mag und am schönsten finde", erläuterte Pamuk in München seine Auswahl.  

Die Objekte illustrieren zwar vor allem Pamuks gleichnamigen Roman über die tragische Liebesgeschichte zwischen dem Fabrikantensohn Kemal und seiner schönen Cousine Füsun, spiegeln aber gleichzeitig den Alltag in Istanbul zwischen den 1950er- und 2000er-Jahren wider. "In dreidimensionalen Collagen, die wie Wunderkammern eine eigene Welt erschaffen, entfaltet die Macht der Dinge eine poetische Kraft", schreibt das Lenbachhaus. 

Zu der Wanderausstellung, die im vergangenen Jahr bereits in Dresden zu sehen war und Ende dieses Jahres nach Prag weiterziehen soll, kommen in der bayerischen Landeshauptstadt weitere Vitrinen hinzu, die sich konkret auf das Lenbachhaus und dessen Kunstsammlung beziehen. Pamuk hat sich für eine seiner Vitrinen zum Beispiel von Paul Klees "Erzengel" inspirieren lassen. 

Außerdem sind in der Ausstellung, die noch bis zum 13. Oktober dieses Jahres laufen soll, eine Auswahl seiner Gemälde, Zeichnungen, Skizzenbücher, Notizbücher und Fotografien zu sehen. Pamuk zeigt sich in der Schau "als Autor, Fotograf, Zeichner, Kurator, Museumsgründer und bedeutende politische Stimme unserer Gegenwart", teilt das Lenbachhaus zum Start mit. Auch wenn Pamuk in erster Linie als Schriftsteller - und als erster türkischer Autor, der den Nobelpreis für Literatur gewann - bekannt sei: "Er ist viel mehr", sagte Museumsdirektor Matthias Mühling, der die Ausstellung mit kuratiert hat. (dpa)

"Orhan Parmuk - Der Trost der Dinge", Lenbachhaus, München, bis 13. Oktober


Jenny Holzer in New York

Das New Yorker Guggenheim Museum feiert die US-Künstlerin Jenny Holzer (73) mit einer großen Retrospektive. Über das ganze Museum verteilt - auch auf Blumentöpfen und in einem Toilettenraum - installierte die 1950 im US-Bundesstaat Ohio geborene Holzer ihre berühmten Text-Laufbänder und andere Werke. In den Texten geht es um verschiedene Themen, die Holzer wichtig sind, darunter Klima-Gerechtigkeit, Frauenrechte sowie das Engagement gegen Korruption und Krieg. 

"Holzers Stimme ist vital und scharf und ihre Arbeit geht einigen der drängendsten Themen unserer Zeit nach", hieß es vom Museum. Die Ausstellung "Jenny Holzer: Light Line" soll bis zum 29. September in dem berühmten Museum am New Yorker Central Park zu sehen sein. 

Zum Auftakt versammelten sich in der Nacht zum Freitag dutzende Menschen vor dem Museum, um die Projektion von Holzers Werk "For the Guggenheim" auf die berühmte kugelförmige Fassade des Museums mitzuerleben, die noch bis Montag jeden Abend geplant ist. 

"Jenny Holzer: Light Line", Guggenheim Museum, New York, bis 29. September


Moritz Götze in Quedlinburg

60 Lebensjahre, 60 Werke: Dem zeitgenössischen Maler, Grafiker und Objektkünstler Moritz Götze widmet das Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg im Harz eine Retrospektive. Von Sonntag an werde unter dem Titel "Westlöffel & Ostkaffe" auf das Schaffen des 1964 in Halle geborenen "Tausendsassas" geblickt, der sich durch Malerei, Baukunst, Mosaike, Skulpturen, Zeichnungen, Grafiken und Emaillen hervorgetan habe, sagte Museumsdirektorin Adina Rösch der Deutschen Presse-Agentur. "Wir zeigen einen Querschnitt durch Moritz Götzes druckgrafisches Gesamtwerk - von seinen frühen Radierungen, den populären Serigrafien bis hin zu seinen späten Grafiken." 

Die Ausstellung wird bis 26. August in der Unesco-Welterbestadt zu sehen sein. Sie beendet eine mehrmonatige Bauphase in dem einzigen Museum weltweit, das dem Maler, Grafiker und Bauhaus-Schaffenden Lyonel Feininger (1871-1956) gewidmet ist. "Feininger begann seine künstlerische Karriere als kommerzieller Karikaturist und auch Götzes künstlerisches Werden ist anfangs geprägt von grafischen Arbeiten", sagte Rösch. Mit der Götze-Schau erklärt sich das Museum auch zu einem Ort, an dem erstklassige Werke ostdeutscher Künstler ausgestellt werden, wie es hieß.    

Götze selbst bezeichnet seinen Stil inzwischen als "deutscher Pop", zudem versteht er sich "primär als Handwerker". Seine Werke sind bunt und schrill und enthalten oft Comic-Elemente. Technisch lasse er sich jedoch in keine Schublade stecken, hieß es. Götze, der gelernter Tischler ist und 2012 seine erste große Werkschau in den USA hatte, verarbeitet den Angaben zufolge in seiner Kunst Kulturgeschichtliches und Kunsthistorisches - mit besonderem Interesse an ostdeutscher Gesellschaftsgeschichte. Erlebnisse aus seinem Leben und Alltagsgegenstände lasse er immer wieder einfließen, hieß es. 

Der Autodidakt stammt aus einer Künstlerfamilie. Sein Vater ist der Maler, Dichter, Grafiker und Liedermacher Wasja Götze, Rösch zufolge neben Willy Wolf und Hans Ticha "einer der wenigen Pop-Art-Künstler in Ostdeutschland". Götzes Mutter ist Inge Götze, die als Textilkünstlerin, Malerin und Zeichnerin Erfolge feierte. An Moritz Götzes 60. Geburtstag am 26. Juli will das Museum ein Sommerfest feiern. Begleitet wird die Ausstellung unter anderem von Führungen, einem Comic-Workshop und einem Emaille-Workshop mit dem Künstler am 21. Juli. (dpa)

"Moritz Götze: Westlöffel & Ostkaffe", Museum Lyonel Feininger, Quedlinburg,19. Mai bis 26. August


Das Design der Zukunft in Weil am Rhein

Von Weitem sieht der "Hortensia Chair" des argentinischen Digitalkünstlers Andrés Reisinger aus wie ein besonders zotteliges rosa Tier. Ein Flamingo vielleicht? Steht man direkt davor, wird klar: Es sind unzählige Blütenblätter. Der Stuhl ist eine menschengroße Hortensie. Was einst ein virtuelles Designobjekt in Reisingers surrealer Traumwelt war, hat seinen Weg in die neue Ausstellung des Vitra Design Museums gefunden, für die er die szenografischen Ideen entwickelt hat. 

Mit "Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse" widmet sich das Museum Zukunftsvisionen im Design und untersucht, wie gestalterische Utopien unsere Welt verändern. Die Sammlungspräsentation umfasst sowohl die Ausstattung alter Science-Fiction-Filme wie "Mars Attacks" oder "Star Trek" und futuristische Möbel des Space-Age-Zeitalters als auch die moderne Gestaltung des virtuellen Raums. Dabei stehen futuristische Designideen älterer Generationen mit denen zeitgenössischer Visionäre im direkten Dialog. Auch die Zukunft sieht heute anders aus als früher.

"Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse", Vitra Design Museum, Weil am Rhein, 18. Mai bis 11. Mai 2025

Luigi Colani "Vehicle Study", 1970/71
Foto: © Vitra Design Museum Archiv

Luigi Colani "Vehicle Study", 1970/71