Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Amberg, Bremen, Düsseldorf, Essen, Karlsruhe, Köln, München, New York und Rendsburg

 

Georg Baselitz in Amberg und München

Zwei Ausstellungen in Amberg und München sind dem grafischen Werk des deutsch-österreichischen Künstlers Georg Baselitz gewidmet. Dieser feierte im Januar seinen 85. Geburtstag. Im Amberger Congress Centrum (ACC) sind mehr als 130 druckgrafische Werke ausgestellt. Die Schau mit Namen "Aufstand durch Kopfstand" dauert bis 20. September. Die Graphische Sammlung in der Pinakothek der Moderne zeigt mit "Georg Baselitz - Malelade" die Werkgenese zum gleichnamigen Künstlerbuch und ist bis zum 22. Oktober zu sehen. 

Mit seinen Umkehrbildern hatte Baselitz den internationalen Durchbruch geschafft. Das erste, "Der Wald auf dem Kopf", war 1969 entstanden. Baselitz brach mit den Sehgewohnheiten, er wollte einem Motiv eine neue Dimension geben - nicht rein gegenständlich, aber auch nicht abstrakt. Dieses Thema greift das ACC in seiner Werkschau auf und legt dabei den Schwerpunkt auf Serien in Radierung und Holzschnitt, wie eine Sprecherin erläutert. Die Werke stammen von verschiedenen Leihgebern. 

Die Ausstellung in München zeigt laut Mitteilung die 148 Probedrucke Baselitz' für sein Künstlerbuch "Malelade". Dieses umfasst 41 großformatige Kaltnadelradierungen. Die Probedrucke eröffneten Einblicke in "den Schaffensprozess mit seinen flüchtigen Momenten". Dieser reiche "von der ersten Konkretion über Verwerfungen und Korrekturen bis hin zu endgültigen Findungen". Die Schau soll auch eine Reverenz an den Kunstmäzen Franz Herzog von Bayern sein, der in diesem Sommer 90 Jahre alt wurde.

Georg Baselitz - eigentlich Hans-Georg Kern - wurde 1938 im Ort Deutschbaselitz bei Dresden geboren. Zerstörung und Leid des Zweiten Weltkriegs prägten ihn. Nach einem abgebrochenen Kunststudium in Ost-Berlin siedelte er nach West-Berlin über, wo er sein Studium abschloss. Mit seinem Ölgemälde "Die große Nacht im Eimer" sorgte er als junger Künstler für einen Skandal, es galt als obszön. Weltweit wurden in diesem Jahr Baselitz-Ausstellungen anlässlich seines Geburtstages gezeigt. Der Künstler lebt in Salzburg. (dpa)

"Baselitz – Aufstand durch Kopfstand", Amberg Congress Centrum, bis 20. September

"Malelade, Georg Baselitz zum 85. Geburtstag", Pinakothek der Moderne, München, bis 22. Oktober 


Louisa Clement in Bremen 

Eine sprechende Puppe, Rufe nach dem Internet und in Glas eingeschmolzenes Giftgas: Die neue Sonderausstellung der Künstlerin Louisa Clement im Paula Modersohn-Becker Museum setzt sich mit der Suche nach Identität und Verwandlung auseinander. "Die Themen, mit denen sich Louisa Clement beschäftigt, lassen sich wunderbar bei Paula Modersohn-Becker finden - besonders bei ihrem Selbstbildnis", sagt Museumsdirektor Frank Schmidt. Die Ausstellung "Human error. Louisa clement" mit einigen Werken der Malerin Paula Modersohn-Becker ist vom 2. September bis 21. Januar zu sehen. 

Die Frage nach dem Ich, das Hadern mit der Identität und die Verwandlung von Körpern drückt Clement mit Puppen aus. 55 biometrisch anmutende Porträts von Schaufenstermannequins zeigen das Individuum in der Masse, zwei rollende Puppenköpfe auf einer Leinwand schreien nach dem Internet und an einem Holztisch lädt eine lebensgroße Silikonpuppe mit künstlicher Intelligenz zum Gespräch ein. Sie sieht der Bonner Künstlerin zum Verwechseln ähnlich, wurde mit ihren biografischen Informationen gespeist und spricht mit wechselnder Mimik die Gäste der Ausstellung auf Englisch an. (dpa)

"Human error. Louisa clement", Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, bis 21. Januar 


Galerien-Saisonstart in Düsseldorf und Köln 

Ein Fluss, zwei Großstädte, rund 50 Galerien, das sind die Zutaten zum 15. Saisonstart der Kölner und Düsseldorfer Galerien, der bis zum 3. September unter dem vertrauten Label DC Open stattfindet. Wer im September an den Rhein reist, kann aber auch eine Fülle von institutionellen Ausstellungen besuchen. In Düsseldorf ist neben der Ausstellung von Isaac Julien im K21 beispielsweise eine vielversprechend knisternde Begegnung von Dorothy Iannone und William N. Copley in der Sammlung Philara geplant, in Köln sind neben der Neupräsentation der Sammlung im Museum Ludwig zahlreiche junge Off-Spaces zu entdecken. 

DC Open, Düsseldorf und Köln, bis 3. September 


Pariser Druckkunst in Essen 

Unter dem Motto "Made in Paris" zeigt das Folkwang-Museum Grafiken in Künstlerbüchern und Mappenwerken von Künstlern wie Marc Chagall, Henri Matisse, oder Joan Miró. Die Werke seien seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in der französischen Hauptstadt in Originaldrucken entstanden, sagt Ausstellungsleiter Tobias Burg. 

Zu sehen sind bis zum 7. Januar etwa Radierungen von Chagall zur Illustration des Alten Testaments oder Farblithografien des Künstlers zur antiken Liebesgeschichte Daphnis und Chloé. Mit ausgewählten Gemälden illustriert das Museum die Verbindungen zwischen Grafik und Malerei.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts seien die hochwertige Originaldrucke in Paris in Mode gekommen. Verleger hätten dabei das Marktrisiko übernommen. Druckauflagen von wenigen hundert Exemplaren hätten den Zugang zu Originalwerken großer Künstler deutlich geweitet. "Das war Kunst nicht für jeden Geldbeutel, aber doch für viele. Und deutlich günstiger als die Bilder der Künstler", sagte Burg. (dpa)

"Chagall, Matisse, Miró. Made in Paris", Folkwang Museum Essen, bis 7. Januar 2024

Henri Matisse: "Icare" (Ikarus), 1947, Blatt 1 aus dem Portfolio Jazz Druckgrafik
Bild: Courtesy Succession H. Matisse / VG Bild- Kunst, Bonn 2023

Henri Matisse: "Icare" (Ikarus), 1947, Blatt 1 aus dem Portfolio Jazz Druckgrafik


80er-Jahre-Schau in Karlsruhe 

Kann eine gelbe Öljacke mehr als ein Regenschutz sein? Sie kann. Der "Friesennerz" war in den 1980er-Jahren auch ein Symbol des Widerstands. Und der Träger musste ganz schön Mut haben, wenn er in Leipzig aus Protest gegen verbotene Straßenmusik auf dem Jackenrücken den Satz schrieb: "Nur böse Menschen dulden keine Lieder." Die Jacke ist Teil einer Ausstellung, die ab Samstag im Karlsruher Schloss das Phänomen der 80er beleuchtet. Punk, Protest oder Party - spannend sind neben dem Vergleich von Ost und West auch persönliche Zeugnisse von Prominenten.

Die Schau "Die 80er - Sie sind wieder da!" (bis 25. Februar 2024) spannt einen weiten thematischen Bogen. Vom Zauberwürfel über das BMX-Rad bis zur Alarmsirene: Mit rund 300 Exponaten erinnert das Badische Landesmuseum an ein ereignisreiches Jahrzehnt deutscher Nachkriegsgeschichte. Es war geprägt von politischen Konflikten und gesellschaftlichen Umbrüchen, aber auch von Spaß und dem Aufbruch in eine digitale Zukunft. 

Zu den Highlights zählen der geblümte Plastik-Helm der Grünen-Politikerin Petra Kelly von der Mutlanger "Promiblockade" gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen, eine Lederjacke von Scorpions-Sänger Klaus Meine, die er im September 1989 beim Auftritt in Moskau trug, ein Shirt von einem Udo-Lindenberg-Auftritt im Palast der Republik in Berlin und die Olympia-Goldmedaille von Tennislegende Steffi Graf von 1988 im südkoreanischen Seoul. Die "Erlebnisausstellung" startet mit einer riesigen bunten Themenwand. Sie bietet mit Beispielen aus Musik, Mode, Freizeit, Wohnen und Technik viel für's Auge - und zugleich interessante Einblicke in das Leben in West und Ost. 

Trendforscher beobachten schon länger ein Revival der 80er-Jahre. Verbindend zum Heute sei einerseits eine Endzeitstimmung, erklärt Eike Wenzel, Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung in Heidelberg. Damals gab es den Kalten Krieg und Bewegungen wie Punk und No Future, heute gibt es den Ukraine-Krieg und Klimabewegungen wie Fridays for Future und Letzte Generation. "Es sind politische und ökonomische Trends, die sich doppeln." Doch Trends haben auch immer etwas mit Spaß zu tun, betont der Forscher. Das dürfte der Grund sein, warum Kate Bush, Karottenhose und poppige Farben wieder angesagt sind. (dpa/monopol)

"Die 80er - Sie sind wieder da!", Badisches Landesmuseum Karlsruhe, bis 25. Februar 2024


Kunst und Vermächtnis in New York 

Die Vergangenheit hallt nach. Sie wirkt sich noch nach Jahrhunderten aus - über familiare oder asthetische Grenzen hinweg. In Anlehnung an Ephraim Asilis um afroamerikanische Kultur und Widerstandsgeschichte kreisenden Film "The Inheritance" spürt eine Ausstellung des New Yorker Whitney Museum den vielfältigen Bedeutungen des Begriffs "Erbe" nach. Gezeigt werden Neuerwerbungen und Werke aus dem Bestand, in denen gegenwärtige Zustände nicht einfach hingenommen werden, sondern gefragt wird: Wie sind wir hierhergekommen? Wohin gehen wir? Vertreten sind Kunstschaffende wie Wade Guyton, Emily Jacir, Sherrie Levine, Ana Mendieta, Faith Ringgold, Cameron Rowland, Sturtevant, Kara Walker und Carrie Mae Weems.

"Inheritance", Whitney Museum, New York, bis Februar 2024


Will Eisner in Rendsburg

Das Jüdische Museum in Rendsburg zeigt mit der Ausstellung "Will Eisner - Graphic Novel Godfather" die erste deutsche Retrospektive eines der einflussreichsten Comic-Künstlers des 20. Jahrhunderts. Eisner (1917–2005) gilt als der Vater der Graphic Novel, also solcher Comics, die eher einen literarischen Anspruch haben.

Eisners Geschichten sind tiefsinnige Erzählungen, die von komplexen Themen des Menschseins handeln, von sozialer Gerechtigkeit und jüdischer Identität. Die Ausstellung zeigt Originalzeichnungen von Eisner aus seinem Nachlass und aus europäischen und amerikanischen Privatsammlungen sowie Vintage-Archivalien. (dpa) 

"Will Eisner - Graphic Novel Godfather", Jüdisches Museum Rendsburg, bis 7. Januar 2024