Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Aarhus, Altenburg, Basel, Berlin, Dresden, Hannover und Wolfsburg
 


Annette Messager in Aarhus

Stofftiere, Wollfäden, Fischernetze und andere Materialien verbindet Annette Messager zu eigenwilligen Assemblagen. Die von Meret Oppenheim oder Louise Bourgeois beeinflusste Französin verbindet seit den 1970er-Jahren Feminismus und Surrealismus in ihrer Kunst. In Dänemark ist eine Soloschau mit neuen und älteren Installationen und Zeichnungen zu sehen – voller Kampfgeist, Groteske und schwarzem Humor.

"Annette Messager: Désirs désordonnés", Aros Kunstmuseum, Aarhus, bis 22. Oktober


Asta Gröting in Altenburg

Videoarbeiten der Berliner Künstlerin und Gerhard-Altenbourg-Preisträgerin Asta Gröting präsentiert das Altenburger Lindenau-Museum in seiner letzten Sonderausstellung in diesem Jahr. Die Schau zeigt im Prinzenpalais neun Videoarbeiten, die Gröting in den vergangenen 30 Jahren schuf, teilte das Museum mit. Im Mittelpunkt der Filme stehe das Verhältnis von Mensch und Tier. Durch ihre aufwendigen Aufnahmeverfahren veranschauliche Gröting Facetten der Natur, die normalerweise kaum wahrnehmbar seien. 

Die Besucher erhielten so ungewohnte Blicke auf nur scheinbar Unspektakuläres, hieß es. Zu sehen sei in Altenburg unter anderem mit "Wolf and Dog" eines der Schlüsselwerke von Gröting. Mit einer Ultrahochgeschwindigkeitskamera wird die Begegnung zwischen einem Wolf und einen Hund gezeigt. Durch die extreme Verlangsamung des Filmes werden Regungen an beiden Körpern sichtbar, die dem menschlichen Auge eigentlich verborgen bleiben. 

Der Gerhard-Altenbourg-Preis des Lindenau-Museums war im vergangenen Jahr an Gröting vergeben worden und würdigt deren Lebenswerk. Von der Gesamtpreissumme in Höhe von 50 000 Euro gehen 10 000 Euro als Preisgeld an die Künstlerin. Die restlichen 40 000 Euro wurden für die Ausstellung und den dazugehörigen Katalog aufgewendet. (dpa)

"Asta Gröting. Das Wesen von x – Gerhard-Altenbourg-Preis 2023", Lindeau-Museum, Altenburg bis 31. Oktober


Ukrainische Kultur in Berlin

Beim Berliner Festival Motanka wird am Wochenende die Verschmelzung zwischen der Ukraine und anderen europäischen Kulturen gefeiert. Die Initiatoren erwarten bei der dreitägigen Veranstaltung vom 25. bis 27. August im Kühlhaus Berlin ungefähr 15.000 Besucherinnen und Besucher. "Die erfolgreiche Integration der Ukrainer in Europa ist ein Zeichen für die Kraft gemeinsamer Werte und gemeinsamer Zusammenarbeit. Sie zeigt die Vorteile des Multikulturalismus und der Vielfalt auf", hieß es von den Organisatoren.

An dem Festival-Wochenende soll es Konzerte, Stand-up-Shows sowie Filmvorführungen ebenso wie Workshops für Kinder, Ausstellungen und Modevorführungen geben. Benannt ist das Festival nach einer traditionellen ukrainischen Puppe, der Motanka, die für Wohlstand, Güte und Hoffnung steht.

Gemeinsam mit der Initaitive Sofort.hilfe.ukraine sammelt der Verein Mizelium - der auch das Festival ausrichtet - Hilfsgüter, die in die Ukraine geliefert werden können. Eigenen Angaben zufolge hat der Verein in Zusammenarbeit mit anderen Partnern seit Beginn des Kriegs bereits 55 Sendungen in die Ukraine schicken können. Am 24. Februar 2022 griff Russland sein Nachbarland an. Der Krieg dauert nun seit anderthalb Jahren an. (dpa)

Motanka-Festival, Kühlhaus, Berlin, bis 26. August

Motanka-Festival, Berlin, 2023
Foto: Courtesy Mizelium

Motanka-Festival, Berlin, 2023


Etel Adnan und Simone Fattal in Berlin

Die 2021 96-jährig verstorbene Etel Adnan und Simone Fattal, 1942 in Damaskus geboren, lebten als Paar zuletzt in Paris und in der Bretagne zusammen. Die gebürtige Libanesin Adnan hinterließ wunderschöne abstrahierte Landschaftsgemälde, Fattal wurde mit Keramikskulpturen bekannt. Neben Einzelwerken entstanden immer wieder auch gemeinsame Arbeiten, die nun im Fokus einer Doppelausstellung im Berliner Kindl-Zentrum stehen.

"Etel Adnan und Simone Fattal: Voices Without Borders", Kindl - Zentrum Für Zeitgenössische Kunst, Berlin, bis 1. Januar 2024


Kunsttage in Basel 

Drei Tage Kunst an 60 Orten ist das Motto der Kunsttage Basel, die bis 27. August das beachtliche Kunstpotenzial der Stadt entfesseln. Zahlreiche Galerien kehren mit hochkarätigen Ausstellungen aus der Sommerpause zurück, erstmals präsentiert sich auch die neue Baseler Zweigstelle der Berliner Galerie CFA. Dazu kommt das Programm der großen Museen. Es gibt Rundgänge, Workshops und Talks, Künstlerinnen und Künstler laden zum Atelierbesuch. Ein Höhepunkt des Wochenendes ist die "Kunsttage Night" am Samstag, 26. August mit Performances, Drinks und DJs direkt am Rhein vor dem kHaus Basel.

Kunsttage Basel, bis 27. August 

Galerie Knoell, Kunsttage Basel
Foto: Damaris Thalmann

Galerie Knoell, Kunsttage Basel 


Gerhard Richter in Dresden

Das Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden stellt eine besondere Werkgruppe im Oeuvre des aus der Elbestadt stammenden Künstlers aus: 72 übermalte Fotografien. Sie stammen nach Angaben des Archiv-Leiters Dietmar Elger je zur Hälfte aus dem Bestand der 2019 vom Maler gegründeten Gerhard Richter Kunststiftung sowie aus Privatsammlungen. "Die allermeisten davon waren bisher nicht öffentlich zu sehen." Die Schau im Albertinum endet am 19. November.

Richter habe relativ spät angefangen mit diesen Bildern, "bis auf einzelne Vorläufer im Grunde erst 1989", sagte Elger. Die im Albertinum gezeigten, mit je um die 10 mal 15 Zentimeter ungewöhnlich kleinen Formate entstanden von 1992 bis 2017, als er mit der Malerei aufhörte. Die Fotos hatte Richter meist selbst aufgenommen und von einem Fotolabor entwickeln lassen. Nach der täglichen Arbeit an den großen Gemälden im Atelier hat er sie dann durch noch feuchte Farbreste gezogen.

"Bei den Fotos handelt es sich gewöhnlich um Aufnahmen von Reisen, aus dem Urlaub, Familienfesten, überhaupt von der Familie, ein breites Spektrum", erzählte Elger. Dazu gehören Berglandschaften oder der Blick auf die Dresdner Frauenkirche von der Brühlschen Terrasse. Die Auswahl der Leihgaben aus seiner Stiftung hat Richter abgesegnet. "Ohne seine Zustimmung würden und könnten wir die Ausstellung nicht machen." Das Interesse des in Köln lebenden Künstlers an Dresden halte an.

Er selbst "unternimmt eigentlich gar keine Reisen mehr". Der 91-Jährige gehe noch täglich ins Atelier, "von morgens bis abends". Er arbeitet intensiv an Zeichnungen, es entstanden auch neue Skulpturen, wie Elger berichtet. "Anders als bei der schweren körperlichen Arbeit an den Gemälden ist das weiterhin möglich."

Richter gilt als höchstdotierter lebender Maler überhaupt, führt weltweit Künstler-Rankings an. Seine Werke hängen in den wichtigsten Museen für moderne Kunst der Welt. Im Dresdner Albertinum sind ihm seit Jahren eigene Räume vorbehalten, die er bespielen kann. Zuletzt hatte er zu seinem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr eine Schau konzipiert und kuratiert, eine Essenz seines Schaffens. (dpa)

"Gerhard Richter. Übermalte Fotografien" im Albertinum Dresden, bis 19. November


Von Schweinen und Menschen in Hannover 

Seit Jahrtausenden bilden Schweine und Menschen eine Lebensgemeinschaft, halten sie als Nutztiere und ernähren sich von ihnen. Für die Ausstellung "Ocular Witness: Scheinbewusstsein" im Sprengel Museum Hannover haben 16 Künstlerinnen und Künstler Werke entwickelt, die sich mit der Beziehung zwischen Schwein und Mensch auseinandersetzten. Im Fokus der Ausstellung steht Geschichte der Fleischindustrie, deren Sichtbarkeit und Bedeutung für diejenigen, die in fleischproduzierenden Branchen arbeiten. Auch die Auswirkungen auf die Umwelt und das Miteinander der Menschen wird thematisiert. Die Ausstellung stellt in Frage, inwiefern Kunst in der Lage ist, ein solches gesellschaftliches und politisches Thema anregend darzustellen und damit zum Diskurs einzuladen. 

"Ocular Witness: Schweinebewusstsein", Sprengel Museum, Hannover, bis 5. November

Pierre Bismuth: "Polyethylen mit Brathähnchengeschmack" in der Ausstellung "Ocular Witness: Schweinebewusstsein" im Sprengel Museum Hannover 
Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Pierre Bismuth: "Polyethylen mit Brathähnchengeschmack" in der Ausstellung "Ocular Witness: Schweinebewusstsein" im Sprengel Museum Hannover 


Fabian Knecht in Wolfsburg

Wenn es nach Fabian Knecht geht, wird bald ein Explosionskrater im Wolfsburger Schlosspark klaffen – die Nachbildung eines Bombentrichters aus Isjum in der Ukraine. Knecht, 1980 in Magdeburg geboren, engagiert sich im ukrainischen Widerstand. Als freiwilliger Helfer ist er etliche Male in das von russischen Truppen im Februar 2022 überfallene Land gereist. Knechts Erfahrungen an der Kriegsfront haben tiefe Spuren in seinem Werk hinterlassen. Neben dem sozialen Engagement sei für ihn Kunst "die einzige sinnvolle Aktion, um mit den gemachten Erfahrungen umzugehen", sagt er. Die meisten im Publikum kennen den Krieg nur aus den Medien. Er geht uns an, doch wir sind abgestumpft. Knechts Installationen sollen wachrütteln. In der Städtischen Galerie im Wolfsburger Schloss wird er etliche handgeknüpfte, vielfarbige Tarnnetze zeigen. Und neben Videos und einer zweimonatigen Performance umfasst Knechts Soloausstellung eine große, von der Asche ausgebrannter Panzer imprägnierte Stoffplane: ein Schlachtengemälde der anderen Art.

Fabian Knecht: "Der Weg des größten Widerstandes", Städtische Galerie Wolfsburg, bis 14. Januar 2024