Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Bremen, Fürth, Hamburg, Kassel, Krefeld, München, New York und Paris

 


Monica Bonvicini in Berlin

Am Anfang ihrer Karriere gab es für das Thema von Monica Bonvicinis künstlerischer Arbeit noch nicht das Vokabular von heute. Der Körper war als Motiv Mitte der 1990er-Jahre eher ein Herausfordern allgemeiner Tabus als ein politischer "battleground", wie Barbara Kruger formulierte. Und Architektur spielte in der Kunst als Utopie eine Rolle, in den Werken von Buckminster Fuller oder Peter Cook, weniger als reales Instrument der Macht. Monica Bonvicini brachte beides schon in frühen Werken wie "Wallfuckin'" (1995/96) zusammen. Ein nackter weiblicher Körper und eine gemauerte Wand in kruder, sexuell-aggressiver Interaktion – lustig, krass, mutig.

Seit ihrem feministischen Vandalismus von damals hat Bonvicini ihre Motive in Zeichnung, Malerei, Film, aber vor allem in Skulpturen weiterentwickelt und ist ihren Themen – den verborgenen Machtmechanismen der gebauten Welt, den Geschlechterrollen, dem Begehren und der Ermächtigung – treu geblieben. Mit ihrer kontinuierlichen Arbeit an einer kritischen und zugleich ästhetisch unverwechselbaren Formensprache zählt sie zu den wichtigsten Stimmen der Bildhauerei. "Architektur ist immer da, ob wir sie wahrnehmen oder nicht", sagt sie, und wird auch ihren nächsten Ausstellungsraum gründlich auf die Probe stellen. "Wie gehen wir miteinander im Raum um? Welche Strukturen und Machtbeziehungen sind eingeschrieben in Böden, Wände oder die transparenten Glasfassaden?" Wie aufregend und hochverdient, dass sie jetzt im architektonischen Museumsjuwel Neue Nationalgalerie als eine von wenigen Frauen erstmals solo ausstellt.

"Monica Bonvicini: I Do You", Neue Nationalgalerie, Berlin, bis 30. April 2023


"Driving the Human" in Berlin

Das 2020 gegründete Projekt "Driving the Human", das noch bis 2023 weiterlaufen soll, erforscht Möglichkeiten nachhaltigen Zusammenlebens. Das umfasst das Arbeiten mit Pilzstrukturen, Fragen von Körperlichkeit (und ihren Grenzen), die Verortung in der direkten Umgebung ebenso wie die zukünftigen Anwendungsbereiche von KI.

Ab Freitag lädt die Initative ins ehemalige Krematorium und heutige Kulturquartier Silent Green in Berlin Wedding und bietet ein Wochenende voller Workshops, Vorträge, Stadtteilrundgänge und Performances, die sich um diese Themen drehen. Experten aus unterschiedlichen Disziplinen, darunter neben Designerinnen und Künstlern auch Personen aus den Bereichen Kartografie, Philosophie oder Biologie, führen durch ihre Felder und erweitern den Blick.

"Driving the Human: Seven Prototypes for Eco-Social Renewal", Silent Green Kulturquartier, Berlin, 25. bis 27. November


George Grosz in Berlin

Neue Perspektiven brauchen manchmal neue Orte. Das Kleine Grosz Museum, das im Frühjahr in einer umgebauten Tankstelle in Berlin-Schöneberg eröffnete, widmet sich mit wechselnden Ausstellungen dem gleichnamigen Künstler und hat sich zum Ziel gesetzt, noch einmal neu auf eine der bekanntesten Figuren der Weimarer Republik zu schauen.

Die aktuelle Sonderausstellung beschäftigt sich mit einer Lebensstation von George Grosz, die bisher nur wenig Beachtung fand. Im Zentrum steht die Reise des Künstlers nach Sowjetrussland im Jahr 1922. Nach der Rückkehr 1923, so überliefert es bisher die Kunstgeschichte, habe sich das überzeugte KPD-Mitglied radikal vom Kommunismus abgewandt. Diese These nimmt die Ausstellung zum Anlass, um die Hintergründe zur Reise noch einmal zu erforschen und zu hinterfragen. Die daraus gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang nicht ganz so eindeutig ist wie angenommen.

Beleuchtet werden auch die Jahre vor und nach 1922. In sieben Stationen werden nicht nur Illustrationen des Künstlers gezeigt, sondern auch historische Dokumente und Fundstücke. Außerdem stellt das Haus in seiner Dauerpräsentation zahlreiche Werke von George Grosz aus, darunter Illustrationen, Zeichnungen und Malerei, die sein vielfältiges Oeuvre chronologisch einordnet.

"1922 - George Grosz reist nach Sowjetrussland", Das kleine Grosz Museum, Berlin, bis 30. April 2023


Sonnenuntergänge in Bremen

Sie ist das Lieblingsfotomotiv von Urlaubern: die untergehende Sonne. Die Kunsthalle Bremen widmet ihr von Samstag an ihre neue große Sonderausstellung. Zu sehen sind 120 Werke aus 500 Jahren, wie Kunsthallendirektor Christoph Grunenberg sagte. Unter den ausgestellten Künstlern sind Andy Warhol, Caspar David Friedrich, Claude Monet und William Turner.

"Der Sonnenuntergang ist etwas, das uns tief bewegt", sagte Grunenberg. Das sei auch an der Resonanz auf den Aufruf deutlich geworden, der Kunsthalle selbstaufgenommene Sonnenuntergänge zu schicken. "Es sind Tausende geworden", sagte Kuratorin Annett Reckert. Eine Auswahl davon ist auf Kalenderblättern in der Ausstellung zu sehen. "Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne" ist bis zum 2. April 2023 zu sehen. (dpa)

"Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne", Kunsthalle Bremen, Bremen, bis 26. November bis 2. April 2023


50 Jahre Bobby-Car in Fürth

Erst wegen seines eigenwilligen Designs belächelt, dann großer Kult: Das Bobby-Car feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Das Stadtmuseum Fürth widmet dem roten Rutschauto deshalb eine Ausstellung, die dessen Entwicklung beleuchtet und eine große Auswahl des Spielfahrzeugs zeigt, das längst nicht mehr nur bei Kindern beliebt ist.

1972 stellte die Fürther Firma Big-Spielwarenfabrik das Bobby-Car erstmals auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vor. Bald schon eroberte es nach Angaben des Museums die Kinderzimmer, Garagen und so manche Rennpiste. Auch Erwachsene stürzen sich auf ihm bei abenteuerlichen Rennen steile Abhänge hinunter.

Heute zählt das Rutschauto mit Lenkrad und Hupe zu den zeitlosen Design-Klassikern. Diejenigen, die mit dem Bobby-Car aufgewachsen sind, verschenken es nun selbst gerne zur Geburt oder zum ersten Geburtstag.

Mehr als 20 Millionen Bobby-Cars sind beim Hersteller Big bisher vom Band gelaufen. Etwa 2000 Stück werden täglich in dem Werk in Burghaslach gefertigt. Das alte Werk in Fürth hatte 1998 ein Brand vernichtet.

Zahlreiche verschiedene Modelle gehören neben dem roten Flitzer inzwischen zum Sortiment: in allerlei Farben, als Polizei- oder Quad-Edition oder gestaltet von namhaften Künstlern oder Designern. (dpa)

"50 Jahre Big-Bobby-Car – Der große Kult im Kinderzimmer", Stadtmuseum Fürth, bis 16. April 2023


Design-Messe in Hamburg

Porzellan, Glas, Schmuck, Gold und Silber: Mehr als 50 Designer und Kunsthandwerkerinnen aus der ganzen Welt präsentieren vom 23. bis 27. November ihre Arbeiten auf einer Messe im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Die Aussteller wurden von einer Fachjury ausgewählt und zeigen aktuelle Strömungen im zeitgenössischen internationalen Kunsthandwerk, wie das Museum mitteilte. Neben europäischen Ländern stammen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem aus Südkorea, Japan und Taiwan.

Erstmals wird die Messe durch die Sonderausstellung "Contemporary Craft" mit Arbeiten der renommierten Keramikerin Young-Jae Lee begleitet. Das Förderprogramm "Young Talents" wird in diesem Jahr ebenfalls erstmals aufgelegt und zeigt junge Positionen. (dpa)

"MK&G Messe", Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, bis 27. November


Die Kunst des Wünschens in Kassel

Das Thema "Wünsche" steht in den kommenden Monaten in der Grimmwelt in Kassel im Mittelpunkt. Ab diesem Donnerstag ist dort die Sonderausstellung "UnMöglich? – Über die Kraft unserer Wünsche" zu sehen, in der es laut Pressemitteilung um "die Vorstellungskraft und die Selbstverständlichkeit des Unmöglichen im Märchen, aber auch um persönliche Wünsche und den Umgang mit ihnen" geht. "Von den individuellen Wünschen, die uns aus dem Alltag hinauskatapultieren können, spannen wir in der Ausstellung den Bogen bis hin zu den gesellschaftlichen Wünschen und Utopien", erklärte Geschäftsführer Jan Sauerwald.

Dazu werde ausgehend von den "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm anhand von künstlerischen Arbeiten, Interviews und Installationen gezeigt, welche Wirkung der Prozess des Wünschens auf das Individuum und die Gesellschaft haben kann, teilte die Grimmwelt mit. Im Zentrum der Ausstellung, die bis zum 11. Juni 2023 läuft, stehen Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. Ein zentrales Element sei die Einbeziehung des Publikums mit interaktiven Stationen wie einem Wunschbrunnen und einem Märchen-Quiz.

Die Kasseler Grimmwelt ist dem Schaffen der Brüder Grimm als Sprachforscher und Sammler fantastischer Märchen gewidmet. (dpa)

"UnMöglich? Die Magie der Wünsche", Grimmwelt Kassel, Kassel, bis 11. Juni 2023


Kunst und Klang in Krefeld

Die Kunstmuseen Krefeld widmen sich ab Donnerstag in einer Ausstellung Klängen, Krach und Geräuschen in der Kunst. Die Schau mit dem Titel "On Air" befasst sich mit der Phase der 1950er- bis 1970er-Jahre, in denen neue Materialien und Dinge in die Kunst Einzug hielten, wie die Kunstmuseen Krefeld mitteilten. Die Ausstellung geht bis zum 26. März 2023.

Die Krefelder Kunstmuseen verwiesen darauf, dass ab den 1950er-Jahren vermehrt Stoffe und Materialien in der Kunst benutzt wurden, die zuvor nicht üblich waren. So wurde unter anderem mit Fett, Kohle und synthetischen Stoffen experimentiert, aber auch mit Klängen, Geräuschen oder einfach Stille. Dabei wurde mit alltäglichen Geräuschkulissen, Maschinen, Werkzeug und auch mit elektronisch produzierten Klängen wie Radio und Tonband gearbeitet.

"In unserer Sammlung befinden sich einige beeindruckende Soundobjekte von Yaacov Agam, Hermann Goepfert oder auch von Yves Klein und Takis", sagte Museumsdirektorin Katia Baudin. Der französische Avantgarde-Künstler Yves Klein komponierte unter anderem die "Monotone Symphonie", die aus nur einem Klang besteht. Takis und Agam sind vor allem Vertreter der kinetischen Kunst, bei der sich das Kunstobjekt bewegt. Goepfert verfolgte die Verbindung von Kunst und Architektur.

Rund 50 Objekte, Papierarbeiten, Installationen, Bilder, Videos und Performances sollen die frühe Soundart und ihre Entwicklung von der Kinetik- bis zur Konzeptkunst zeigen. So entstehe ein "spannendes audiovisuelles Panorama einer der wohl experimentierfreudigsten Phasen in der Kunst des 20. Jahrhunderts", betonte Baudin. (dpa)

"On Air", Kunstmuseen Krefeld, bis 26. März 2023


Max Beckmann in München

Gemälde, Skizzen, Tagebucheinträge und Dokumente des Malers und Bildhauers Max Beckmann sind ab Freitag in einer Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen. Im Zentrum stehe die lust- und leidvolle Erfahrung des Reisens, teilte das Museum mit. "Departure" nennt sich die Schau, die bis zum 12. März 2023 neben Werken aus der umfangreichen eigenen Sammlung des Hauses auch das gleichnamige Triptychon aus dem Museum of Modern Art in New York präsentiert. Die National Gallery of Art in Washington steuert zudem das dreiteilige Werk "Argonauten" bei.

Die Ausstellung mit rund 70 Leihgaben zeigt Beckmann (1884-1950) als Menschen im Aufbruch: Fröhlich im Urlaub oder nachdenklich und bedrückt im Exil, nachdem er 1937 das nationalsozialistische Deutschland verlassen hatte und nach Amsterdam emigriert war. Das Max-Beckmann-Archiv in München hat viele persönliche Gegenstände beigesteuert wie Postkarten, Tagebücher, Briefe, Reisepässe oder Fotoalben. (dpa/monopol)

"Max Beckmann: Departure", Pinakothek der Moderne, München, bis 12. März 2023


Kunst aus Puerto Rico in New York

Rund fünf Jahre nachdem der Hurrikan "Maria" auf Puerto Rico zu Tod und Verwüstung führte, dokumentiert das New Yorker Whitney Museum die künstlerische Auseinandersetzung auf der Karibik-Insel mit dieser Naturkatastrophe. Die Ausstellung "No existe un mundo poshuracán: Puerto Rican Art in the Wake of Hurricane Maria" sei gleichzeitig die erste Schau zu zeitgenössischer Kunst aus Puerto Rico in einem großen US-Museum im vergangenen halben Jahrhundert, hieß es vom Whitney Museum. Zu sehen bis zum 23. April 2023 sind unter anderem Skulpturen, Video-Installationen und ein Laternenpfosten, den der Sturm damals umriss. (dpa)

"No existe un mundo poshuracán: Puerto Rican Art in the Wake of Hurricane Maria", Whitney Museum of American Art, New York, bis 23. April 2023


Die Geschichte des Stilllebens in Paris

Der tote Hase von Chardin, der Spargel von Manet, die Artischocken von Giorgio de Chirico, aber auch das Zimmer von Van Gogh, die Coca-Cola-Flaschen von Andy Warhol und der Flaschentrockner von Marcel Duchamp, den der Künstler einst 1914 in einem Pariser Kaufhaus erworben hat. Diese stilistisch grundverschiedenen Hauptwerke stammen aus unterschiedlichen Epochen und sind derzeit im Louvre vereint – zusammen mit über 150 weiteren Exponaten, darunter Malereien, Skulpturen und Fotografien.

"Dinge. Eine Geschichte des Stilllebens" heißt die bis zum 23. Januar dauernde Werkschau, mit der das Pariser Museum den Begriff des Stilllebens hinterfragt. Die Kunstgattung hat sich im 17. Jahrhundert entwickelt und umfasst die bildliche Darstellung von Dingen, besonders Blumen, Früchten und erlegten Tieren. Die Ausstellung wird mit bedeutenden Leihgaben aus 70 Museen bespielt. (dpa)

"Dinge. Eine Geschichte des Stilllebens", Louvre, Paris, bis 23. Januar 2023