Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website.
Schmerzhafte Erinnerung in Berlin
Zu ihrem 325-jährigen Bestehen hat die Akademie der Künste in Berlin auch eines der schwierigen Kapitel der deutschen Vereinigung zu einem Teil der Ausstellung "Arbeit am Gedächtnis – Transforming Archives" gemacht. Regisseur und Akademie-Mitglied Thomas Heise thematisiert mit seiner Arbeit "Entfernte Verwandte" mit Werken von und Material zu Künstlern aus Ost und West ein Stück deutsch-deutscher Akademie-Geschichte. Es geht dabei etwa um die Frage, wer 1993 bei der Verbindung der Akademie der Künste zu Berlin (Ost) mit der Akademie der Künste in West-Berlin zur vereinigten Organisation dabei bleiben sollte - und konnte.
Mit der bis zum 19. September angesetzten Ausstellung hat die Akademie neue Kunst aus Archiven entstehen lassen. Künstlerinnen und Künstler setzen sich in 13 Auftragsarbeiten mit Vergangenem und dem Umgang der dazu gespeicherten oder archivierten Informationen mit gegenwärtigem Blickwinkel auseinander. Die Schau beleuchtet künstlerische Wege, sich mit Erinnerung und Gedächtnisspeichern zu befassen. Die großformatigen Rauminstallationen, Video- und Klang-Arbeiten stellen dabei das in welcher Form auch immer Aufbewahrte in neue Kontexte.
Die Schriftstellerin und Künstlerin Cemile Sahin hat dafür eine dreiteilige Videoarbeit installiert, in der sie drei kurdische Frauen beobachtet, die jährlich den Tod des diktatorisch regierenden irakischen Präsidenten feiern, der für Massaker an ihrem Volk verantwortlich war.
Die ebenfalls in Berlin lebende Künstlerin Candice Breitz hat 1001 alte Videokassetten in weiße Holzregale gestellt. Die Hüllen sind komplett mit schwarzer Acrylfarbe überzogen. Einen Hinweis auf die im Videomaterial enthaltenen Informationen gibt nur noch ein in weiß gehaltenes Wort aus dem Filmtitel.
"Wie und woran sich eine Gesellschaft erinnert, ist eine wichtige Basis des gesellschaftlichen Zusammenhalts", sagte Akademie-Präsidentin Jeanine Meerapfel am Donnerstag in Berlin. Es gehe auch darum, sich nicht in Selbstgewissheit zu wiegen. "Freiheit und demokratische Strukturen sind nichts Selbstverständliches und müssen immer wieder neu verteidigt werden", sagte Meerapfel. "Wir müssen in jeder möglichen Weise mit unserer Kunst und unseren Worten, mit unserer Haltung gegen Hasstiraden, gegen Verschwörungstheorien und antidemokratisches Denken vorgehen."
"Arbeit am Gedächtnis – Transforming Archives", Akademie der Künste, Berlin, bis 19. September
Kunst im Berghain in Berlin
Die Ausstellung mit den Werken von über 120 in Berlin lebenden Künstlerinnen und Künstlern in dem ehemalige Heizkraftwerk eröffnet nach acht Monaten Lockdown-Pause wieder. Neben den Werken, die bereits in der ursprünglichen Version der Ausstellung zu sehen waren, sind auch Arbeiten von Monira Al Qadiri & Raed Yassin, Andrea Büttner, Haris Epaminonda, Bastian Gehbauer, Hannah Hallermann, Constantin Hartenstein, Camille Henrot, Amalie Jakobsen, Tony Just, Simon Mullan, Kirsten Pieroth, Mary-Audrey Ramirez, Aaron Scheer, Nadine Schemmann, Marianna Simnett, Sung Tieu und Kandis Williams zu sehen. Über den Zeitraum der Ausstellung sollen weiterhin neue Werke integriert werden.
"Studio Berlin", Berghain, Berlin, bis zur Wiedereröffnung des Klubs
Pop-up-Messe Amtsalon in Berlin
Wenn es in einem Gericht um Kunst geht, ist meistens irgendwas schiefgegangen. Im ehemaligen Amtsgericht Charlottenburg in Berlin, ein eindrucksvoller denkmalgeschützter Prachtbau von 1896, findet nun jedoch ganz ohne Kläger und Richter zum ersten Mal eine Art Pop-up-Messe mit über 20 Galerien für zeitgenössische Kunst statt.
Der "Amtsalon" war eigentlich schon für den vergangenen Herbst geplant, fiel dann aber dem Corona-Lockdown zum Opfer und wird bis 24. Juni nachgeholt. Dabei sind große Berliner Namen wie die Galerie König, Esther Schipper, Eigen + Art und Carlier | Gebauer, aber auch frischer eröffnete Galerien wie Sweetwater oder McLaughlin.
"Amtsalon", ehemaliges Amtsgericht Charlottenburg, Berlin, bis 24. Juni
Die Geschichte der Documenta in Berlin
Sie gilt als eine der meistbesuchten Kunstausstellungen der Welt: Seit 1955 wird die Stadt Kassel mit der Documenta alle vier bis fünf Jahre weltweites Zentrum für Gegenwartskunst. Aber welche Rolle spielt die Documenta in der Geschichte der Bundesrepublik - auch vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Kunstpolitik und des Holocausts? Die Ausstellung "Documenta. Politik und Kunst" im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin zeichnet die Entstehung der Schau auch mit Blick auf die Westbindung der jungen Bundesrepublik nach.
"Documenta. Politik und Kunst" - unter diesem Namen wolle die Ausstellung auch die Frage nach der Funktion von staatlicher geförderter Kunst stellen, sagte Museumschef Raphael Gross am Mittwoch. Mit knapp 400 Objekten zeige sie, wie ab der ersten Documenta bis zur zehnten Ausgabe 1997 mit Kunst auch Politik gemacht wurde. Neben Dokumenten und Erinnerungsstücken sind Werke von Künstlern wie Jörg Immendorf, Andy Warhol, Jackson Pollock und Willi Baumeister zu sehen.
Mit ihrem Ansatz, die von den Nazis verfemte Kunst zu rehabilitieren, stehe die Documenta - auch angesichts der Biografie ihrer Initiatoren - in einem komplizierten Verhältnis von Kontinuität und Bruch mit dem NS-Regime, sagte Gross. Zwar bemühten sich ihre Gründer um eine Distanzierung von den Nazis. Mit Ausnahme des Franzosen Marc Chagall wurde auf der ersten documenta aber kein einziges Werk eines jüdischen Künstlers gezeigt.
Von den 21 Kunstexperten, die an der Gründung der documenta beteiligt waren, hatten zehn der NSDAP angehört. Stellvertretend steht dabei der Kurator der ersten Documenta, Werner Haftmann. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Haftmann, der Mitglied der SA und der NSDAP gewesen ist, in Italien wegen Folter und Mordes an Partisanen gesucht wurde. Die Ausstellung geht Haftmanns Werdegang nach - auch mit Bildern des ihm bekannten und auf dem Weg in das Vernichtungslager Auschwitz gestorbenen Malers Rudolf Levy (1875-1944).
Als Schaufenster des Westens habe die documenta kein Interesse an der Ostkunst gezeigt und sich im Kalten Krieg als Bollwerk gegen den Ostblock inszeniert, wie die Kuratorin Dorothee Wierling sagt. An Künstlern der DDR sei die Schau aber nicht spurlos vorbeigegangen. So habe sich Gerhard Richter bei einem Besuch der Documenta 1955 sehr beeindruckt gezeigt. Fünf Jahre später ging Richter in den Westen.
"Documenta. Politik und Kunst", Deutsches Historisches Museum, Berlin, bis 9. Januar 2022
Porträts von KZ-Überlebenden in Dresden
80 Zeitzeugen-Porträts im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr (MHM) in Dresden rufen die von Deutschland ausgehenden nationalsozialistischen Verbrechen in Erinnerung. Die Ausstellung "KZ Überlebt" vom 17. Juni bis 26. Oktober vereint 80 Porträts ehemaliger Häftlinge und erinnert an den Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni vor 80 Jahren.
"Mehr als 70 Jahre nach Kriegsende gibt es immer weniger Menschen, die aus eigener Erfahrung über die Verbrechen des NS-Regimes sprechen können", sagt Kristiane Janeke, wissenschaftliche Leiterin des MHM. Die Bilder des Regensburger Fotografen Stefan Hanke machten "auf eindrucksvolle Weise deutlich, wie sehr uns diese Zeitzeugenschaft in Zukunft fehlen wird".
Als "sprechende Bilder" erinnern sie laut Janeke an die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, konfrontieren mit erlittenen Qualen, die sich in die Gesichter eingeschrieben haben und "betonen zugleich ihre Würde und Persönlichkeit". Die meisten der Porträtierten stammten aus Osteuropa, viele aus dem heutigen Belarus, der Ukraine und Russlands. Die meisten sind jüdischer Herkunft, aber auch Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene, ehemalige politische Häftlinge oder als "Asoziale" diskriminierte Menschen sind darunter. Zum Zeitpunkt der Aufnahme waren die Jüngste 70 und der Älteste 105 Jahre alt.
Hanke fotografierte insgesamt 121 Überlebende in sieben Ländern Europas - in ihrem Lebensumfeld oder an Orten ihrer Verfolgung und Lagerhaft. Ihm geht es nach eigenen Angaben auch mit Blick auf aktuelle Entwicklungen um das Nicht-Vergessen und die Mahnung, dass sich Geschichte wiederholen kann.
Stefan Hanke "KZ Überlebt", Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, Dresden, bis 26. Oktober
Ergun Çağatay in Essen
Das Leben türkeistämmiger Migrantinnen und Migranten in Deutschland im Jahre 1990 nimmt eine Fotoausstellung in Essen in den Blick. Unter dem Titel "Wir sind von hier" zeigt das Ruhr Museum auf dem Gelände der Zeche Zollverein 116 dokumentarische Fotografien des türkischen Fotografen Ergun Çağatay (1937-2018). Er fertigte sie im Frühjahr 1990 innerhalb von sechs Wochen in Hamburg, Köln, Werl, Berlin und Duisburg. Zu sehen sind Einzel- und Gruppenporträts von Türkeistämmigen bei ihrer Arbeit, in ihren Familien oder bei Veranstaltungen. Die Bilder wurden ausgewählt aus rund 3500 Aufnahmen, die Çağatay damals machte. Anlass der Ausstellung ist der 60. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens am 30. Oktober 1961.
"Nie zuvor wurde das Thema des türkischen Lebens in Deutschland in solcher Breite und so facettenreich fotografisch dokumentiert", sagt der Direktor des Ruhr Museums, Heinrich Theodor Grütter.. In seiner umfassenden Reportage zeige Çağatay auch, wie die türkische Einwanderung Deutschland geprägt habe. Die Ausstellung wird durch das Auswärtige Amt und die RAG-Stiftung gefördert. Sie soll anschließend auch in Hamburg und Berlin gezeigt werden. Ab November will das Goethe-Institut die Bilder parallel in der Türkei präsentieren.
"Wir sind von hier. Türkisch-deutsches Leben 1990. Fotografien von Ergun Çağatay", Ruhr Museum, Essen, 21. Juni bis 31. Oktober, virtuelle Eröffnung am 20. Juni ab 17 Uhr
Werkleitz-Festival in Halle
Mit Konferenzen und Diskussionen startet am Freitag das Werkleitz Festival für Film- und Medienkunst in Halle. Insgesamt seien bis zum 4. Juli mehr als 20 Beiträge wie Gespräche, Performances oder Podcasts geplant, teilten die Veranstalter mit. Dabei soll es um die Frage nach einer lebenswerten Welt und die bevorstehenden sozialen, ökologischen und technologischen Herausforderungen gehen. Geladen sind Akteure aus den Bereichen Kunst und Wissenschaft, unter anderem Katharina Nocun, Carolin Wiedemann oder das Künstlerkollektiv "Total Refusal".
Der Festival-Auftakt wird den Angaben nach live aus der ehemaligen Stasi-Zentrale gestreamt. Außerdem sei ein digitaler Rundgang durch das Gebäude geplant. Unter Einhaltung der Hygienevorschriften können einige der medienkünstlerischen Arbeiten auch vor Ort besucht werden.
Werkleitz-Festival, Halle, bis 4. Juli
Out of Space in Hamburg
Mit der Ausstellung "Out of Space" will die Hamburger Kunsthalle untersuchen, wie Künstlerinnen und Künstler seit den 1960er-Jahren bis heute "Raum" definieren und konstruieren. Dabei werden Positionen der Minimal Art und der Konzeptkunst in einen Dialog mit Arbeiten junger zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler gebracht. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Arbeit "Untitled" (1968) von Robert Morris – einem der wichtigsten Vertreter des Minimalismus: 16 im Raum angeordnete Aluminiumgitter können dabei wie ein Labyrinth begangen werden.
Insgesamt werden Installationen, Skulpturen und Videos von rund 20 internationalen Künstlern in vier Themenkomplexen präsentiert: Der eigene Körper als Medium der Raumwahrnehmung; Raum in seiner (multimedialen) Erweiterung; Raum als Sinneserfahrung und Raum als Medium der Architektur. Unter den Arbeiten sind sowohl Werke aus der Sammlung der Kunsthalle sowie Leihgaben von jungen Künstlern aus Hamburg, Köln und Berlin. So ermöglichen die digitalen Arbeiten von Armin Keplinger (*1982) und Manuel Rossner (*1989) den Besuchern, sich mit VR (Virtual Reality)-Brillen in virtuellen Erweiterungen der Museumsräume zu bewegen. (dpa)
"Out of Space", Hamburger Kunsthalle, bis 28. November
Geschichten von der Ankunft in Köln
Bei einer Schifffahrt auf dem Rhein, in Arbeitskleidung vor dem Wohnheim und beim Protest vor dem Werkstor: Die Ausstellung "Vor Ort: Fotogeschichten zur Migration" im Museum Ludwig in Köln zeigt seit Donnerstag private Fotos von Arbeitsmigranten. Mehr als 500 Bilder erzählen Geschichten von der Ankunft in einem fremden Land, harter Arbeit, schönen Ausflügen und Protesten in der neuen Heimat.
Die Fotos sind zwischen 1955 und 1989 im Rheinland entstanden und stammen aus dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD). "Sie sind durch viele Hände gegangen, sind immer wieder angefasst worden, sind am Herzen getragen worden", sagt Barbara Engelbach, die die Ausstellung gemeinsam mit Ela Kaçel kuratiert. "Sie sind wie eine Nabelschnur."
Auch für Politisches und Aktuelles hat das Museum Platz geschaffen. Ein Raum widmet sich den Arbeiterstreiks in den 70er-Jahren, in einem anderen werden auch die Kölner Keupstraße und die rechtsextreme Mordserie des NSU thematisiert.
"Vor Ort: Fotogeschichten zur Migration", Museum Ludwig, Köln, 19. Juni bis 3. Oktober
Frage nach Stadtidentität in Leipzig
Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig hat sich in seiner neuen Ausstellung ein großes Thema vorgenommen. "Kennzeichen L. Eine Stadt stellt sich aus" ist eine Schau über Leipzig, größte Stadt Ostdeutschlands nach Berlin, ehemalige "Boomtown" und auch als "Hypezig" bekannt. Die Ausstellung sei der Versuch, auf die ganze Stadt zu schauen und zu fragen, warum sie so faszinierend, manchmal aber auch anstrengend sei, sagt Kurator und Museumschef Anselm Hartinger.
Passend zu diesem sehr globalen Zugang ist "Kennzeichen L" ein Sammelsurium aus 500 Jahren Stadtgeschichte. Ein großformatiges Foto einer DDR-Straßenszene steht drei historischen Klappstühlen aus dem 1895 abgerissenen Alten Gewandhaus gegenüber. Plakate erinnern ebenso an ein Oberliga-Punktspiel zwischen Dynamo Berlin und Lok Leipzig wie an das Wave-Gothic-Treffen, das seit fast 30 Jahren zu Pfingsten Leipzig prägt. "Wir haben über 600.000 Objekte, wir konnten uns manchmal kaum entscheiden", sagte Hartinger.
Alle bekannten Leipzig-Motive - die Buchstadt, die Musikstadt, die Messe - kommen in der Ausstellung vor. Das seien Themen, auf die alle Leipziger einsteigen könnten, sagte Hartinger. Doch der Kurator und sein Team wollten mehr als die Stadtgeschichte zeigen. In drei kleinen Inseln im Zentrum der Ausstellung geht es deshalb um aktuelle Streitpunkte wie bezahlbares Wohnen oder die Frage, wer eigentlich die Deutungshoheit in der Stadt hat. Dort sind die Besucher auch ausdrücklich zum Mitmachen aufgefordert. (dpa)
"Kennzeichen L", Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, Leipzig, bis 26. September
Rohkunstbau in Lieberose
Die Corona-Pandemie hat in der Gesellschaft nicht selten eine tiefe Unsicherheit ausgelöst - eine internationale Ausstellung im Schloss Lieberose greift das Thema auf. Unter dem Titel "Ich bin Natur – Von der Verletzlichkeit. Überleben in der Risikogesellschaft." zeigt das Kunstprojekt Rohkunstbau ab kommenden Samstag Werke von 22 Künstlerinnen und Künstlern - darunter Yoko Ono - die sich mit Zusammenhängen zwischen Natur und Gesellschaft beschäftigen. Besuchern wird empfohlen, sich auf der Webseite für die Ausstellung Zeitfenster zu buchen. 50 Besucher dürfen die Schau in den Räumen des Schlosses gleichzeitig ansehen.
So befasst sich etwa der Chemnitzer Künstler Michael Morgner in seinen Arbeiten mit dem Gefühl der Angst. Der in Berlin lebende Maler Armin Boehm zeigt "Beziehungsbilder" aus der Zeit der Pandemie. Yoko Ono drückt in "Wish Tree" die Hoffnung aus, eigene Wünsche an Bäume hängen zu können. "Das Werk ist eine Art Live-Performance, die durch die Teilnahme der Besucher vollendet wird - ein positives Momentum im Rahmen der Ausstellung, die sich kritisch mit den Fragen von Umwelt und Gesellschaft auseinandersetzt", wie Kuratorin Heike Fuhlbrügge erläutert.
Die Ausstellung soll nach Angaben des Kunstprojekts mit allen Sinnen erlebt werden, wie etwa im "Chilli-Raum" des chinesischen Künstlers
Tong Kunniao. In der ehemaligen Schlossküche bewegt sich der Besucher durch sieben Tonnen Sand zur Kunst des in Berlin lebenden Künstlers Michael Müller.
"Ich bin Natur – Von der Verletzlichkeit. Überleben in der Risikogesellschaft.", Rohkunstbau, Lieberose, 19. Juni bis 3. Oktober
Neu schauen in München
Mit der Ausstellung "Look at This" will die Pinakothek der Moderne in München den vorwiegend westlichen Kontext ihrer Sammlung hinterfragen. Die Schau sei der Abschluss einer intensiven Zusammenarbeit mit dem nigerianischen Kurator Folakunle Oshun, Initiator der Lagos Biennale, teilte das Museum mit. Man wolle mit der Ausstellung die Vielfalt von Perspektiven aufzeigen und fest etablierte, meist westlich geprägte Sichtweisen auf die Kunst, den Ausstellungsraum sowie die Institution Museum beleuchten. Die Ausstellung dauert bis zum 19. September.
Kurator Bernhart Schwenk spricht von einem westlichen Konzept und Konstrukt von Museum. Das zeige sich auch bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die zwar sehr international seien. "Aber diese Internationalität ist westlich", sagte Schwenk. Die Werke stammten vor allem aus Nordamerika oder Europa. In anderen Häusern sei das ähnlich. Wenn Museen weiter in der Gesellschaft relevant bleiben wollten, müssten sie sich ändern und sich anderen Kulturen öffnen, forderte Schwenk, Referent für Gegenwartskunst.
Folakunle Oshun lebt in Paris, Berlin und Lagos und setzt sich mit den Auswirkungen von Politik und Geschichte auf das kulturelle Erleben auseinander.
"Look at This", Pinakothek der Moderne, München, bis 19. September
Chunqing Huang in Wiesbaden
Chunqing Huang hat an der Städelschule studiert, und natürlich malt sie nicht einfach so. Die 1974 im Osten Chinas geborene Künstlerin malt zu Malerei. Es sind in ihrer Ausdrucksstärke fast körperlich zu nennende Exerzitien über bestimmte Maler, und jedes der Bilder trägt den Namen desjenigen (seltener derjenigen), auf den sie sich beziehen. Diese "Painter’s Portraits" heißen "Max Liebermann", "Gerhard Richter" oder, wie unten zu sehen, "Max Ernst". Kurator der Ausstellung Ulf Erdmann Ziegler schreibt im Katalogtext über die Kunstform des Pastiche: "Eine persönliche Nähe zum Werk des Vorbilds ist unerlässlich, weil die Einfühlung sonst nicht gelingt."
Doch bei Chunqing Huang ist es nicht nur das. "Ihre umfassende – mentale und taktile – Reise durch die Malerei der westlichen Moderne ist kein künstlerischer Sport, kein Zaubertrick, und eben auch kein Pastiche. Es handelt sich um einen Akt der Aneignung, den man sowohl dreist als auch anschmieg- sam nennen könnte; möglicherweise, im paradoxen Sinne, beides zugleich." Es ist vor allem ein Sehvergnügen, und wenn man will, auch ein intellektuelles.
Chunqing Huang "Painter´s Portrait", Kunsthaus Wiesbaden, bis 12. August