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Belgischer Symbolismus in Berlin
Blicke in den Abgrund, morbide Fantasien und hintergründige Reize stehen im Mittelpunkt der Berliner Ausstellung "Dekadenz und dunkle Träume. Der belgische Symbolismus". Die Alte Nationalgalerie präsentiert bis zum 17. Januar 2021 etwa 200 Arbeiten, davon mit 180 Werken der weit überwiegende Teil als Leihgaben aus Belgien.
Die im Zeitraum zwischen 1870 und 1910 entstandenen Arbeiten zeigen anhand von Porträts, Landschaftsbildern oder Darstellungen von Interieur die besondere Vorliebe für morbide und dekadente Themen im belgischen Symbolismus. Das früh industrialisierte Land war in dieser Zeit ein Hotspot der Avantgarde.
Die in 13 Bereiche gegliederte Ausstellung wirft einen Blick in die Art der künstlerischen Strömung, mit und in den Werken Fragen aufzuwerfen statt Antworten zu geben. Höhepunkt neben viele Arbeiten eher unbekannter Künstler ist das ikonische Werk "Liebkosungen" einer Sphinx im Leopardenkörper mit einem androgynen Jüngling, das Fernand Khnopff 1896 malte.
"Dekadenz und dunkle Träume. Der belgische Symbolismus", Alte Nationalgalerie, Berlin, bis 17. Januar 2021
Zu Gast bei Mutter Beimer
Mutter Beimers Küche im Museum: Teile der Kulissen der ARD-Fernsehserie "Lindenstraße" sind im Bonner Haus der Geschichte zu sehen. Neben der berühmten Küche, in der Helga Beimer mit ihren Liebsten diskutierte und sich zum Trost ihre Spiegeleier briet, können Besucher auch die Außenkulisse des Restaurants "Akropolis" anschauen. Daneben zeigt das Museum nach eigenen Angaben eine Reihe von Einzelstücken und Requisiten, etwa den hellblauen Bademantel von Mutter Beimer.
Die Dauerserie war nach gut 35 Jahren eingestellt worden, die letzte Folge lief im März 2020. Neben dem Haus der Geschichte sicherten sich auch andere Museen Teile für ihre Ausstellungen, etwa das Technik Museum Speyer und die Deutsche Kinemathek in Berlin. Die Bonner Ausstellung "Die Lindenstraße: Erfolg in Serie. Eine Objektpräsentation" wird bis zum 31. Januar 2021 gezeigt. Danach wandern die Stücke nach Angaben eines Sprechers ins Museums-Depot.
"Die Lindenstraße: Erfolg in Serie. Eine Objektpräsentation", Haus der Geschichte, Bonn, bis 31. Januar 2021
Anfassen unter Corona verboten?
Berührungen sind in Corona-Zeiten verpönt, gelten als gefährlich, aber sie fehlen den Menschen: Deshalb widmet das Paula-Modersohn-Becker-Museum in Bremen ihnen eine Ausstellung. Die Schau "Berührend – Annäherung an ein wesentliches Bedürfnis" mit etwa 60 Kunstwerken wird bis zum 24. Januar 2021 gezeigt.
"Gerade im Verzicht wird uns mit einem Mal die besondere, geradezu lebensnotwendige Bedeutung von Berührungen bewusst", sagte der Direktor des Museums und Kurator der Ausstellung, Frank Schmidt. Körperkontakt als Ausdruck von Nähe, Fürsorge und Liebe – das zeigen mehrere Gemälde von Paula Modersohn-Becker (1876-1907), darunter das Aktbild "Liegende Mutter mit Kind II" von 1906.
Aber es geht in der Schau auch um unangenehme Berührungen, um Gewalt und Übergriffigkeit. Texte und Videos zeigen, welche Bedeutung Körperkontakt in der modernen Gesellschaft hat. Aus der eigenen Sammlung der Museen Böttcherstraße stammen wichtige Werke von Tilman Riemenschneider, Lucas Cranach oder Bernhard Hoetger. Ergänzt werden sie durch Leihgaben von Marina Abramović, Stephan Balkenhol, Käthe Kollwitz, August Macke, Robert Mapplethorpe und anderer Künstler.
"Berührend – Annäherung an ein wesentliches Bedürfnis", Paula-Modersohn-Becker-Museum, Bremen, bis 24. Januar 2021
Das vermeintlich Echte
"Realismus" ist ein schwieriger Begriff, weil das vermeintlich Echte oft sehr aufwendig hergestellt wurde. Was also künstlich, was natürlich ist, ist in der Gegenwartskunst immer schwerer auszumachen. In einer Doppelschau im Museum Morsbroich spielen Manuel Graf und Matthias Wollgast mit verschiedenen physischen und virtuellen Ebenen. Die Künstler stellen Fake-Dokumente oder hybride Skulpturen aus Möbeln und Videomonitoren aus. Ihr Ziel: Die produktive Verwirrung des Publikums.
"Reale Fiktionen & Ebensolche Simulationen", Museum Morsbroich, Leverkusen, 20. September bis 15. November
Metaphysische Malerei
Unheimliche Stadtlandschaften, verfremdete gesichtslose Figuren vor traumähnlicher Kulissenwelt: Giorgio de Chirico (1888-1978) gehört zu den bedeutendsten italienischen Künstlern der Avantgarde. In Paris, wo sich der Maler und Grafiker erstmals zwischen 1911 und 1915 längerfristig aufhielt, widmet ihm nun das Museum de l’Orangerie eine Ausstellung, die den Fokus auf seine metaphysische Malerei legt. Die Werkschau dauert bis zum 14. Dezember und ist danach in der Hamburger Kunsthalle (21. Januar bis 25. April 2021) zu sehen.
Während seines Aufenthalts in der französischen Hauptstadt kam de Chirico mit Pablo Picasso, André Derain und dem Dichter und Kunstkritiker Guillaume Apollinaire zusammen, der von der Originalität der Bildsprache des Italieners fasziniert war. De Chirico gilt als Hauptvertreter der bis in die 1920er Jahre dauernden Strömung der metaphysischen Malerei, die durch rätselhafte Bilder die wahre Realität enthüllen und überwinden wollte.
Die französischen Surrealisten haben seine mysteriösen Werke wie "Die Unsicherheit des Dichters" und "Die Eroberung des Philosophen" nachhaltig beeinflusst. Sie bilden geheimnisvolle Architekturlandschaften ab, auf denen jeweils eine kopflose antike Statue und Bananen dargestellt sind, sowie Artischocken und Kanonenkugeln. Beide sind in der Ausstellung zu sehen.
"Giorgio de Chirico. La peinture métaphysique", Musée de l’Orangerie, Paris, bis 14. Dezember
Das fragile Gleichgewicht
Die in Kanada geborene und in Paris lebende Künstlerin Kapwani Kiwanga beschäftigt sich in ihren Skulpturen, Installationen, fotografischen und performativen Werken mit dem Selbstschutz von Pflanzen. Kiwanga geht davon aus, dass Pflanzenwissen in antikolonialen Akten und Befreiungskämpfen vielfach zum Tragen kommt. Im Fokus ihrer Soloschau im Rotterdamer Museum Witte de With steht die Arzneimittelherstellung, die vom fragilen Gleichgewicht zwischen Schutz und Aggression erzählt – und von der Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit von Gewalt, Rebellion und Selbstfürsorge bei Menschen.
"Kapwani Kiwanga, new work", Witte de With, Rotterdam, 20. September bis 17. Januar 2021
Kunstwochenende in Baden-Württembergs Hauptstadt
Zum 21. Mal findet in Stuttgart der Galerienrundgang "Art Alarm" statt, dieses Jahr freilich unter besonderen Bedingungen. Doch dank Hygienekonzept steht dem Kunstgenuss und -kauf auch an diesem Wochenende nichts im Wege, 18 Galerien öffnen ihre Türen und einige der Künstlerinnen und Künstler werden auch vor Ort sein. Damit man keinen Ausstellungsort übersieht haben die Veranstalter einen Stadtplan in die Website der Veranstaltung integriert.
Art Alarm, Stuttgart, 19. bis 20. September