Sein Pegel kann dramatisch sinken, oder nach schweren Regenfällen, wie gerade in Spanien, zu apokalyptischen Überschwemmungen führen. Flüsse sind mehr denn je Transportadern, Ernährungsquellen, Todesfallen oder auch schon mal ein völkerverbindendes Kontinuum. Wie der Mekong, der durch sieben südostasiatische Länder fließt. Für Thao Nguyen Phan ist er eine Lebensader für unterschiedliche Kulturen, die inzwischen durch Umweltverschmutzung gefährdet ist.
In ihrer Videoinstallation "First Rain, Brise Soleil" verknüpft die in Ho-Chi-Minh-Stadt geborene und an der dortigen University of Fine Arts und am Chicago Institute of Art ausgebildete Künstlerin mit poetischer Aufmerksamkeit die Geschichte von Vietnam, Myanmar, Laos, Thailand und Kambodscha zu einem faszinierendem Bilderstrom, der sich um die Architekturhistorie dreht, zugleich aber auch die fiktive Biografie eines Arbeitsmigranten aufgreift. Das Ergebnis ist ein assoziatives Kaleidoskop aus traumatischen Episoden, Volksmythen und von Sound unterlegten Natur- und Großstadtaufnahmen, voller meditativer Schönheit, die sich unerschrocken mit Kritik an Missständen paart.
In der von Owen Martin mit Sinn für unerwartete Verflechtungen kuratierten Gruppenschau "Between Rivers" im Osloer Astrup Fearnley Museet überragt diese epische Exkursion alle anderen Arbeiten, was nicht heißt, dass der Rest zu vernachlässigen wäre. Die in den 1960ern aktive Senga Nengudi erschuf etwa skulpturale Objekte zwischen Minimalismus und Performance. Ihre "Wasserkompositionen" bestehen aus farbigem Wasser in Vinylhüllen, die an Seilen hängen oder sich über die Kante eines Sockels ergießen. Keines der Stoffe besitzt ohne das andere eine Form, wie beim Fluss, wo das Wasser zum tieferen Grund drängt, während es von den Ufern zurückgehalten wird. Laut Nengudi haben die Wasserkompositionen "eine Art Fluss und Weichheit, die sehr körperlich ist. Nur die Natur des Wassers. Seine Flexibilität, seine Wandelbarkeit, seine Gestaltwandlung."
Pointiert durchdachter Parcours
Auf einem gänzlich anderen Terrain ist James Webb unterwegs. In seinen Installationen entfernt er Objekte aus ihrem ursprünglichen Kontext und richtet sie neu aus, wie etwa das neolithische Tongefäß aus der Region des Oberen Gelben Flusses, das von einer Frauenstimme als Zeuge der vergangenen Zeit befragt wird. Eine für das zuhörende Publikum ungewöhnliche Situation, die aus Ermangelung von Antworten um die 4000 Jahre alte Vase zu kreisen beginnt.
Hicham Berrada schafft nebenan in hintereinander stehenden Glasgehäusen Biotope, in denen mineralogische Prozesse zu "Landschaften" aus Nachtjasmin heranwachsen. "Ich versuche", so Berrada, "die Phänomene, die ich mobilisiere, zu kontrollieren, so wie ein Maler seine Pigmente und Pinsel kontrolliert. Meine Pinsel und Pigmente wären Parameter wie Temperatur, Magnetismus oder Licht." Normalerweise wächst Nachtjasmin auf feuchtem Boden, oft an Flussufern.
Von Reena Saini Kallat stammen im letzten Raum dieses überaus abwechslungsreichen und pointiert durchdachten Parcours kuriose Klangskulpturen, die Abhöranlagen aus der Zeit vor dem Radar nachempfunden sind. Diese als "akustische Spiegel" bekannten Geräte fungierten als Frühwarnsysteme im Zweiten Weltkrieg. Anstatt nach feindlichen Flugzeugen Ausschau zu halten, verstärken Kallats Skulpturen den Gesang der Vögel als Symbole für verfeindete Nationen. Das Besondere daran: Die Stimmen stammen von Vögeln, die sich frei über Staatsgrenzen bewegen und dem Verlauf großer Flüsse folgen.