Herr Horowitz, vor 100 Jahren fand die „Armory Show“ statt, die den Amerikanern Avantgardekunst nahebrachte. Worin besteht die Verbindung zwischen dieser historischen Ausstellung und der gleichnamigen Kunstmesse, der Sie vorstehen?
Die Messe wurde 1994 unter dem Namen Gramercy International Art Fair gegründet und zog Ende der 90er-Jahre in die Lexington Avenue in Downtown New York, wo auch die „Armory Show“ 1913 stattfand. Als Hommage auf diese wichtige Ausstellung nannte sich die Messe fortan Armory Show. Als sie dann weiter wuchs, zog sie an die Piers auf der Westseite Manhattans. Die Verbindung zwischen Ausstellung und Messe ist also eher eine geistige. Da wir nun aber diesen Namen tragen, haben wir 2013 Gelegenheit, auf die Ausstellung zurückzublicken. So liegt der Regionalfokus der Messe diesmal auf den USA. Eric Shiner, der Direktor des Andy Warhol Museum in Pittsburgh, wird diese Sektion kuratieren. Außerdem wird es in den New Yorker Museen verschiedene Ausstellungen zum Jubiläum geben, die man parallel zur Messe sehen kann.
Die Armory Show hat in den USA starke Konkurrenten: 2002 startete die Art Basel in Miami, seit dem vergangenen Jahr findet die Frieze auch in New York statt. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie Galeristen und Käufer davon, zur Armory zu kommen?
Unsere Messe ist nun seit 20 Jahren vor Ort, sie ist also etablierter und besitzt ein dichteres Netz von Beziehungen. Händler auf der ganzen Welt bestätigen mir, dass sie zur Armory kommen, um mit amerikanischen Sammlern und Institutionen in Kontakt zu treten. Und zur Armory-Woche gehört nicht nur die Armory, sie wird ergänzt durch die Volta, die Independent, die als Messe für jüngere Galeristen immer wichtiger wird, und durch die Messe der Art Dealers Association of America (ADAA). Die Woche bringt also eine kritische Masse an Kunstleuten zusammen. Auch unser zentral in Manhattan gelegener Veranstaltungsort ist gut zu erreichen und wunderbar an die Infrastruktur der Stadt angebunden.
Es gab immer wieder Beschwerden, dass die Messe zu groß, zu unübersichtlich sei.
Vor zwei Jahren haben 285 Galerien teilgenommen, die Messe war also größer als die Art Basel/Miami Beach. 2012 habe ich einen radikalen Cut gemacht, und es wurden über 60 Galerien weniger zugelassen. In diesem Jahr werden es nur noch 210 sein. Und wir haben die New Yorker Architekten von Bade Stageberg Cox beauftragt, die bereits den Grundriss übersichtlicher gestaltet haben, sie haben neue Eingänge geschaffen, Gänge reduziert und breiter angelegt. Ihr Beitrag hatte einen sehr positiven Effekt im vergangenen Jahr.
Sind Sie zufrieden mit den Galerien, die sich für dieses Jahr beworben haben?
Sehr. Galerist Sean Kelly ist zum Auswahlkomitee gestoßen, was als positives Signal wahrgenommen wurde. Gagosian wird das erste Mal teilnehmen, in der „Focus“-Sektion, und wichtige Galerien sind zurückgekehrt nach Jahren der Abwesenheit: Eva Presenhuber, die Goodman Gallery aus Südafrika, Tanya Leighton aus Berlin, die vor einigen Jahren beim Berlin-„Focus“ mitgemacht hatte und seither nicht mehr dabei war. Sprüth Magers hat 2012 teilgenommen, das erste Mal nach Jahren, und kommt 2013 wieder. Wir legen jetzt die Fundamente für einen lang anhaltenden Erfolg. Es macht uns auch stolz, dass viele Galeristen diesmal ambitionierte Präsentationen vorgeschlagen haben: David Zwirner etwa zeigt eine ortsspezifische Videoinstallation von Diana Thater, Thomas Schulte eine Einzelpräsentation von Fabian Marcaccio, Mai 36 von Matt Mullican. Auch darin unterscheidet sich New York von Miami: Es werden mehr Risiken eingegangen, weil man mit einem anspruchsvolleren Publikum rechnen darf.
Wie wichtig sind Europa und Deutschland für Sie?
Die „Armory Show“ vor 100 Jahren wurde dominiert von europäischer Avantgarde. Und auch für uns sind diese Verbindungen wichtig. Natürlich orientieren wir uns auch auf neue Märkte in Asien, im Nahen Osten oder in Südamerika. Der Kunstmarkt ist in ständiger Bewegung.
Was ist dran an der Meldung, dass die Armory-Besitzerin Merchandise Mart Properties Inc. die Messe an die Verlegerin Louise Blouin verkauft hat?
Das kann ich nicht kommentieren.
The Armory Show, 7. bis 10. März, Pier 92 und 94, Twelfth Ave. 55th St.
In Monopol 3/2013 finden Sie ein City-Spezial mit allem Wissenswerten zur Armory Show und zu allen Nebenmessen und Ausstellungen
Im Interview: Noah Horowitz, Direktor der Armory Show