Herr Gehlen, die zweite Ausgabe der Art Düsseldorf ist vorbei. Ihre Bilanz?
Die Messe kommt gut an, sie fühlt sich für viele schon etabliert an. Jetzt kann man an Details gehen.
Womit sind Sie denn noch nicht zufrieden?
Es wäre lächerlich, wenn ich zum jetzigen Zeitpunkt unzufrieden wäre. Wir haben ein solides Fundament geschaffen, worauf wir aufbauen können. Wir wollen uns zum Beispiel mit dem, was in der Stadt passiert, weiter vernetzen. Ich spüre da eine ungeheure Energie.
Wieso wird die Art Düsseldorf eigentlich als Regionalmesse bezeichnet, obwohl Besucher und Aussteller auch aus dem Ausland kommen?
Eine Regionalmesse grenzt sich von einer globalen Messe ab, die an einem angenehmen Ort stattfindet, aber kein ausgeprägtes Kunstökosystem bietet. Bei einer globalen Messe werden die wichtigsten Player eingeflogen. Sie müssen meist in Kauf nehmen, eine Zeitzone zu überspringen. Daraus entsteht etwas, das als Messemüdigkeit beschrieben wird. Dabei sind die Leute nicht messemüde, wie man an der Art Düsseldorf sehen kann. Es geht doch eher um die Frage, auf wie viele globale Messen man noch fliegen will. Eine neue globale Kunstmesse heute zu etablieren ist nahezu unmöglich.
Und wie unterscheidet sich eine Regionalmesse davon?
Sie findet in einer Region mit einer hohen Dichte an Sammlern, Institutionen, Künstler statt, es gibt nicht viel Ablenkung. Düsseldorf als Mittelformatstadt hat eine entspannte Atmosphäre und interessante Möglichkeiten. Ein Drittel unserer Aussteller kommen aus NRW, insgesamt 50 Prozent aus Deutschland, die andere Hälfte aus andern Ländern, vor allem aus Europa.
Was motiviert internationale Aussteller, etwa asiatische Galeristen, an so einer Messe teilzunehmen?
Die asiatischen Galerien sind in den ersten beiden Ausgaben der Messe aus dem Stand sehr erfolgreich. Sie sehen Deutschland und insbesondere das Rheinland als Ort, um mit den hier ansässigen Institutionen in Kontakt zu kommen.
Fühlen die einheimischen Galerien sich nicht bedrängt, wenn Konkurrenten wir Zwirner teilnehmen?
Ich kenne keinen Galeristen, der nicht in der Nachbarschaft von guten Galerien sein will. Das Grundprinzip einer Messe ist doch, dass man etwas teilt und dadurch mehr hat. Jede Galerie mit vorragendem Programm und internationalem Netzwerk ist willkommen. Das Problem von Messen ist doch eher ein gutes Qualitätsmanagement, damit man die Galerien findet, die zur Sammlerschaft passt.
Wie würden Sie Ihre Sammler beschreiben?
Sammler sind für uns Menschen, die so regelmäßig Kunst kaufen, dass sie Werke einlagern müssen. Aber wir wollen auch neue Sammler generieren und Lust schaffen, sich mit Kunstkauf zu beschäftigen. Die Galeristen und wir als Messe gestalten den rheinischen Markt mit.
In der Sektion "Post Lehman" stellen Galerien, die nach dem Beginn der Finanzkrise 2008 gegründet worden sind, zu günstigen Konditionen auf der Art Düsseldorf aus. Aktuell wird viel über das schwierige Verhältnis von Messen und jungen Galerien gesprochen, immer wieder ist vom Zwang zu Messeteilnahmen die Rede, der junge Galerien unter Druck setzt.
Niemand wird gezwungen, an einer Messe teilzunehmen. Die Messe ist ein Vertriebskanal, und offenbar ein sehr effektiver. Dermaßen komprimiert und auf den Punkt Sichtbarkeit verschaffen kann nur eine Kunstmesse.
Deshalb wird ja auch die Notwendigkeit der Messeteilnahme beklagt. In der Hoffnung auf Erfolg müssen Galerien dann in Vorleistung gehen und scheitern dann.
Aber genauso geht man bei der Anmietung eines Galerieraums, bei der Schaltung einer Anzeige, mit einem fertigen Produkt in Vorleistung. Das ist in allen Wirtschaftszweigen so, das gilt es zu akzeptieren. Es gibt viele Galerien, die seit Jahrzehnten zeigen, dass es funktioniert. Aber wie in jeder Branche gibt es Leute, die das etwas übereuphorisch anpacken und dann scheitern. Das liegt in der Verantwortung jedes Kunstmarktteilnehmers. Das Problem stellt sich bei den globalen Messen anders, da sind die Quadratmeterpreise um ein Vielfaches höher, weil diese Messen sich auf der grünen Wiese oder in den teuren Metropolen inszenieren müssen. Deshalb sind Regionalmessen so wichtig auch für die Galerien, die so viel zielgenauer und kostengünstiger vorgehen können.
Warum zieht sich die Schweizer Messegesellschaft dann zurück aus Regionalmessen?
Die MCH Group hat deutlich erklärt, dass sie die Strategie nach wie vor für sinnvoll hält, aber dass sie in ihrer wirtschaftlichen Situation keine andere Wahl hat. Insofern bleibt uns nichts anderes übrig, als diese unternehmerische Entscheidung zu respektieren.
Welche Konsequenzen hat das für die Art Düsseldorf?
Die Messe Schweiz war als strategischer Partner wichtig, um nach außen zu zeigen, dass die Erfolgsaussichten der Art Düsseldorf überprüft wurden. Die Einschätzung der MCH war vollkommen korrekt, wir haben eine erfolgreiche Messe etabliert. Nur um jetzt den nächsten Schritt zu gehen und eine Mehrheitsbeteiligung zu erwerben, braucht man Geld, das die MCH gerade nicht hat. Man muss verstehen: Eine strategische Beteiligung bedeutet nicht, dass ein großer Geldbetrag eingebracht wurde, der nun wieder abfließt. Die Messe Schweiz hat von uns persönlich Anteile erworben und die GmbH selbst war von dieser Transaktion unabhängig und ist finanziell bestens aufgestellt.
Suchen Sie neue Partner? Wie wäre es mit der Messe Düsseldorf?
Wir schauen uns alle Partner an. Von dem Plateau, auf dem wir jetzt angekommen sind, fragen wir uns, was das nächste Plateau wäre, wo wir mit einem Partner hinkönnten. Wir suchen nicht aktiv, sondern lassen es auf uns zukommen.
Die Daten für die nächsten beiden Ausgaben stehen schon fest, sie haben den Mietvertrag schon unterschrieben?
Und jetzt unterschreiben wir auch für 2021.