Das Studio 54, die erste Disco ihrer Art und Blaupause für alle weiteren, hatte noch kein Stroboskop. Der Nachtclub, der als erster das Tanzen in den Mittelpunkt stellte, erzielte den An-aus-Effekt mit der Beleuchtung von Landebahnen auf Flughäfen. Ian Schrager, Inhaber des legendären Clubs, wusste, wie wichtig Design und Raumwirkung sind, und vertraute Floristen und Beleuchtern. Und er setzte auf die richtige, unvorhersehbare Gästemischung: "Es gibt nichts Langweiligeres als einen Haufen reicher Leute, die eine andere Gruppe reicher Leute beobachten", erzählt Schrager im Katalog zu "Night Fever", einer Ausstellung im Vitra Design Museum, die Einflüsse von Clubkultur auf Design, Architektur und Mode untersucht.
Dabei reicht die Historie bis in die 60er-Jahre zurück, als in italienischen Clubs die Vertreter des Radical Design für die neue Feierkultur das entsprechende Ambiente bauten – radikal hedonistisch. In New York eröffnete 1967 der "Electric Circus" mit Feuerschluckern und Livebands wie den Velvet Underground.
Wie genau die Magie des geglückten Clubs eigentlich funktioniert, lässt sich auch nach einem halben Jahrhundert Clubkultur nicht auf eine Formel bringen. Fest steht nur, dass ein mittelmäßiges Ambiente auch die beste Musik runterzieht und umgekehrt. Und dass die Gäste, entscheidend über Erfolg und Misserfolg, bei allzu angestrengten Konzepten nicht mehr mitfeiern. Das mussten auch Schrager und sein Partner Steve Rubell einsehen, als sie 1985 das Palladium umbauen ließen, mit Kunstwerken von Jean-Michel Basquiat, Keith Haring und Francesco Clemente vollstopften und grandios scheiterten.
Auch die Modeindustrie schaut genau auf das Nachtleben, wenn etwa die Sommermodenshow von Gucci 2018 wie eine Nacht im Club wirken sollte oder die Herbst/Winter-Kollektion von Dior unter dem Titel "HarDior" sich an Techno anlehnt. Originale der Kleider von Halston aus der Ära des Studio 54 und Entwürfe von Vivienne Westwood für die Betreiberin des Kinky Gerlinky in London sind zu sehen. Das Ausstellungsdesign stammt von Konstantin Grcic. Im nachgebauten Club-Ambiente kann man akustische und formale Derivate eines Ausnahmezustands erleben, der sich nicht musealisieren lässt.