Die häufig versnobte und oft auch nur verquaste Welt selbstpublizierter Künstlerbücher ist heute doch auch ziemlich öde geworden. Mit seinen Kunst-E-Books für das iPad geht der Digitalverlag Badlands Unlimited einen neuen Weg: Preise ab 1,99 Dollar und weltweite Distribution per iTunes-Store treffen auf die weiterhin kurzen Produktionswege der Do-it-Yourself-Kultur.
Begeistert aufgenommen, etwa vom "New Yorker", wurde bereits der Band "How to Download a Boyfriend" mit in der Netzkunst bekannten Namen wie Cory Archangel, Petra Cortright, Billy Rennekamp und Katja Novitskova. Alles ist hier Ultrapop, dank interaktivem „Persönlichkeitstest“ scrollt es sich fluffig wie durch eine Teenagerzeitschrift. Klassische Pop-Art beschäftigte sich häufig mit der Frau als Sexobjekt im TV – hier geht es um den Mann als Sexobjekt im Netz. Online-Dating ist ein Thema, Typen mit Muskeln, Tribaltattoos und iPhones – Katja Novitskova montiert sie vor kitschig-heroische 90er-Jahre-Tech-Schlieren, Cory Archangel referiert die Tween-Kultur, Petra Cortright versammelt eine Typologie kawaiiartiger Mädchenfantasien in Pink, die wahrscheinlich aus irgendeiner dieser grenzdebilen "Second Life"-Welten stammen.
Begeistert aufgenommen, etwa vom "New Yorker", wurde bereits der Band "How to Download a Boyfriend" mit in der Netzkunst bekannten Namen wie Cory Archangel, Petra Cortright, Billy Rennekamp und Katja Novitskova. Alles ist hier Ultrapop, dank interaktivem „Persönlichkeitstest“ scrollt es sich fluffig wie durch eine Teenagerzeitschrift. Klassische Pop-Art beschäftigte sich häufig mit der Frau als Sexobjekt im TV – hier geht es um den Mann als Sexobjekt im Netz. Online-Dating ist ein Thema, Typen mit Muskeln, Tribaltattoos und iPhones – Katja Novitskova montiert sie vor kitschig-heroische 90er-Jahre-Tech-Schlieren, Cory Archangel referiert die Tween-Kultur, Petra Cortright versammelt eine Typologie kawaiiartiger Mädchenfantasien in Pink, die wahrscheinlich aus irgendeiner dieser grenzdebilen "Second Life"-Welten stammen.
Reflektiert wird hier zum Glück gar nicht – aber so man es denn gar nicht lassen kann, könnte man sagen, dass sich "How to Download a Boyfriend" auf dieser merkwürdigen Grenze zwischen Realität und Virtualität abspielt, die zum unwahrscheinlichen Konvergenzpunkt für beide Geschlechter der Gattung "Digital Native" geworden ist und die wirkliche Berührung verhindert. Aber vielleicht – das ist wahrscheinlicher – möchte man Nähe ganz im Stil der klassischen Pop-Art auch gar nicht mehr haben, wie die himmelschreiende, bewusst unauthentische Distanz der Bildsprache in dem E-Kunstband suggeriert.
Petra Cortright, jene in der Szene sagenumwobene Netzkunst-Sirene, die bei ihren Eltern im unhippen Santa Barbara wohnt, hat mit "HELL_TREE" zudem einen Soloband in der neuen E-Book-Reihe veröffentlicht. Er besteht aus Bildschirmfotos eines reduzierten Tagebuchs im Stil einer Log-Datei. "09:35 PM EDT297883612avoid the school lab at all costsweb" heißt es da etwa zwischen allerlei Drachen und Magier-Smilies. Der Screenshot einer Textdatei mit dem punkigen Titel "testerbadbook" daneben zeigt jeweils dasselbe, nur ohne Ornamente, plain text also. Irgendwo steht über einer krakeligen Schwanenzeichnung: "The Whistling swans over the dunes."
In einem Gedicht heißt es, das lyrische Ich sei "Inside for one year", daneben Bildschirmfotos, die die Illusion eines voyeuristischen Einblicks in das Intimste der Netzkünstlerin erzeugen und zugleich zerstreuen – denn da ist nichts. Auch das alles – eben so brilliant wie schön hingerotzt, unfertig und unauthentisch.
Klassischer wirkt die Stoffsammlung und Ausstellungsdokumentation "The Help" der New Yorker Bildhauerin Rachel Harrison. Textseiten, die die Künstlerin inspirierten, Websites, Helfer beim Verpacken und Entpacken ihrer Skulpturen sind zu sehen, Seiten aus Mädchenmagazinen, Filzzeichnungen von Amy Winehouse. Auch dies spaßig, aber aufgrund des eher klassischen Themas ein wenig zu bieder für das neue Format, das "HELL_TREE" und "How to Download a Boyfriend" schlüssiger bespielen.
Petra Cortright, jene in der Szene sagenumwobene Netzkunst-Sirene, die bei ihren Eltern im unhippen Santa Barbara wohnt, hat mit "HELL_TREE" zudem einen Soloband in der neuen E-Book-Reihe veröffentlicht. Er besteht aus Bildschirmfotos eines reduzierten Tagebuchs im Stil einer Log-Datei. "09:35 PM EDT297883612avoid the school lab at all costsweb" heißt es da etwa zwischen allerlei Drachen und Magier-Smilies. Der Screenshot einer Textdatei mit dem punkigen Titel "testerbadbook" daneben zeigt jeweils dasselbe, nur ohne Ornamente, plain text also. Irgendwo steht über einer krakeligen Schwanenzeichnung: "The Whistling swans over the dunes."
In einem Gedicht heißt es, das lyrische Ich sei "Inside for one year", daneben Bildschirmfotos, die die Illusion eines voyeuristischen Einblicks in das Intimste der Netzkünstlerin erzeugen und zugleich zerstreuen – denn da ist nichts. Auch das alles – eben so brilliant wie schön hingerotzt, unfertig und unauthentisch.
Klassischer wirkt die Stoffsammlung und Ausstellungsdokumentation "The Help" der New Yorker Bildhauerin Rachel Harrison. Textseiten, die die Künstlerin inspirierten, Websites, Helfer beim Verpacken und Entpacken ihrer Skulpturen sind zu sehen, Seiten aus Mädchenmagazinen, Filzzeichnungen von Amy Winehouse. Auch dies spaßig, aber aufgrund des eher klassischen Themas ein wenig zu bieder für das neue Format, das "HELL_TREE" und "How to Download a Boyfriend" schlüssiger bespielen.
"How to Download a Boyfriend", E-book, 58 Seiten, $4.99;
Petra Cortright "HELL_TREE", E-book, 107 Seiten, $1.99;
Rachel Harrison "The Help, A Companion Guide", E-book, 131 Seiten, $1.99, alle zu beziehen über Badlands Unlimited