Es beginnt mit einem Bekenntnis: Eine Leuchtschrift erinnert in der Brüder-Grimm-Stadt Kassel mit dem Satz "I Do Not Owe Snow White" an Urheberrechtsfragen zwischen individuellem und kollektivem Besitzanspruch auf Bilder. Aber auch wenn Schneewittchen dem Künstler Pierre Huyghe, von dem die Arbeit im Erdgeschoss des Fridericianums stammt, nicht gehört – die Lizenz für die japanische Comicfigur Anlee hat er sich gemeinsam mit seinem Kollegen Philippe Parreno gesichert. In der Gruppenausstellung "Images" hört man das animierte Mädchen in Videos beider Künstler über sich selbst als Bild unter Bildern sinnieren.
Susanne Pfeffer stellt seit ihrem Antritt als Leiterin des Kasseler Fridericianums vor drei Jahren in viel beachteten Gruppenausstellungen die Kunst der Millennials vor, eine Kunst, die den technologischen Wandel begleitet. Mit "Images" gerät nun die Vorgängergeneration der in den 60ern und 70ern Geborenen in den Blick: Künstler wie Seth Price, Wade Guyton oder Michel Majerus, die tiefe Spuren in der Kunst der Digital Natives hinterlassen haben. Auch diesmal geht es um Umbrüche: um die veränderte Entstehung, Verbreitung und Rezeption von Bildern. Ausstellungen zu Bildtheorie gibt es zuhauf, zuletzt prominent im deutschen Pavillon der Venedig-Biennale (den Pfeffer im kommenden Jahr verantwortet). Dessen Anspruch, die "materielle und politische Natur der Bilder im digitalen Zeitalter und in einer globalisierten Welt" sichtbar zu machen, könnte man so auch auf "Images" übertragen. Doch die Schau hat einen ganz eigenen Vibe, auch dank der reichlich vorhandenen Ausstellungsfläche im klassizistischen Bau.
Die "Images"-Künstler führen materialreich vor, wie Bilder von Medium zu Medium wandern, eine stille Post, in der die Fantasie hinzufügt und hinwegnimmt. Dem Technologie- und Theoriestand der 90er entsprechend, sind Fernsehen und Computerspiele noch das große Faszinosum. Welch großartige Idee, Cory Arcangels Wolkenvideo "Super Mario Clouds" neben der Malerei von Michel Majerus auszustellen, die sich bei den gleichen virtuellen Quellen bediente. Alles wirkt schon so … historisch. Die Umwälzungen des Internets sind in dieser Ausstellung nur als Ahnung zu spüren.