Seit 2002 steht das Denkmal von Barbara Uthmann am Markt von Annaberg-Buchholz wieder auf seinem Sockel, hoch über dem nach ihr benannten Brunnen. Es ist der Bronzenachguss eines Monuments von 1886, das im Zweiten Weltkrieg verlorenging. Die elegant ausstaffierte Bürgerin mit Häubchen, 1514 als Tochter einer begüterten Familie im 1496 gegründeten Annaberg geboren, also quasi mit einem goldenen Löffel im Mund zur Welt gekommen, deutet hier mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand auf eine schmale Spitzenborte. Mit der Handfläche ihrer Linken hebt sie diese wie bei einer Präsentation vor Publikum von dem Klöppelsack. Geldkatze und Schlüsselbund, Insignien einer jeden guten Hausfrau, trägt sie an der Seite ihres faltenreichen Rockes, sodass sie stolz und selbstbewusst erscheint.
In unserer gegenwärtigen Vorstellungswelt wüsste die Ehefrau und Mutter von insgesamt zwölf Kindern auf die neugierige Frage eines Bankberaters: "Und was machen Sie so beruflich?", sicherlich souverän zu kontern. Barbara Uthmann führte nach dem Tod ihres Mannes im Herbst 1553, da war sie 39 Jahre alt, sehr erfolgreich das große Familienunternehmen mit Berg- und Hüttenwerken weiter. Sie machte gewinnbringend Geschäfte mit Kupfer und Silber, sorgte jahrzehntelang für ein sicheres Einkommen der Annaberger Bergmänner, Steiger und Knappen sowie ihrer Familien. Die reichste Frau der Stadt soll eine großzügige Wohltäterin mit Weitblick gewesen sein. Denn als die Grubenfelder im Erzgebirge nicht mehr ausreichend Bodenschätze abwarfen und Kurfürst August der Witwe und ihren Söhnen das Kupferprivileg entzog, bewahrte die "Uthmannin" kühlen Kopf – und bewies Mut zur Diversifikation.
Wirkung bis heute
Dabei zahlte sich aus, dass das Ehepaar gemeinsam zweigleisig gewirtschaftet hatte: 1567 verkaufte Barbara Uthmann die von ihrem Ehemann erworbene Saigerhütte Olbernhau-Grünthal, die nur mit der Vorzugsstellung beim Kupferkauf einträglich zu führen war. Stattdessen baute sie den "Kramhandel" mit feinem Tuch und filigranen Spitzenborten aus. Die Kenntnisse dafür hatte sie sich während ihrer Ehe angeeignet; der aus Schlesien stammende Christoph Uthmann war ein erfahrener Textilhändler, in Annaberg arbeitete er das erste Mal als Schichtmeister auf Zechen. In Heimarbeit webten und klöppelten Hunderte Frauen für die "Verlegerin" Barbara Uthmann. Sie finanzierte deren Garn und vertrieb die fertige Ware über die Landesgrenzen hinaus. Auch die sächsische Kurfürstin Anna wurde auf die textilen Kostbarkeiten aus Annaberg aufmerksam.
Am 9. Oktober 1560 habe es die erste Bestellung aus fürstlichem Haus gegeben, schreibt Bernd Lahl in seinem Buch "Barbara Uthmann. Ihr Leben, ihre Stadt und ihre Zeit" anlässlich des 500. Geburtstags der einflussreichen Unternehmerin. Elf Jahre später, um 1571, endet das einträgliche Geschäftsmodell: Die schottischen Kaufleute umgehen die lokalen Verlegerinnen, indem sie direkt bei den Erzeugerinnen produzieren lassen. Der Spitzenmarkt wird unübersichtlich, viele Bortenhändlerinnen steigen aus, auch Barbara Uthmann, die 1575 stirbt. Das Spitzenklöppeln im Erzgebirge entwickelte sich trotz wirtschaftlicher Rückschläge weiter; es hat seit über 450 Jahren Bestand und wird noch heute unter anderem an der Klöppelschule in Annaberg-Buchholz unterrichtet, die Uthmans Namen trägt. Und jedes Jahr im September finden die Annaberger Klöppeltage statt.