Können Menschen, die älter als 16 sind, in den öden Fußgängerzonen Deutschlands noch etwas Aufregendes erleben? Kann man in den herzlosen Investorenvierteln unserer Städte noch interessante Menschen treffen?
"Klar, schmeiß deinen Kulturpessimismus über Bord!" scheint das Künstlerduo Fort zu denken. In den verwinkelten Düsseldorfer Galerieräumen von Sies + Höke haben Alberta Niemann und Jenny Kropp, die seit 2008 zusammenarbeiten, eine Passage aus Fragmenten städtischer Realität aufgebaut: Stromkasten, Süßigkeitenautomat, Vordach, immer wieder Schaufenster, die aber nichts zu Schau stellen, sondern nur sich selbst zum Inhalt haben. Alles sieht ziemlich ramponiert und nutzlos aus, und Fort gelingt es erneut, mit einem einfachen Setting starke Stimmungsbilder zu schaffen.
Und Irritation: Was sind Readymades, was Repliken? Was soll die Teppichrolle auf der Markise? Was mache ich in dieser Stadt, mit meinem Leben? Auf dem Vordach stehen die ehernen Buchstaben E,N,T,E,R, davor das C, ist abgekippt, man sieht es nur von einer Empore aus.
Die Ausstellung ist wie eine Bühne, die einen Horizont an Handlungsoptionen verspricht, indem sie mehrdeutige oder gar leere Displays anbietet, die auf keinen Benutzer warten - und gerade deshalb Möglichkeiten zulassen. Wenn man die Galerie verlässt, fühlt man sich eingeladen, einen Aufstand, eine Liebe, eine Party anzuzetteln.