Über 100 Jahre nach Diebstahl

Verschollenes Gemälde zurück in Neubrandenburg

Ein Gemäldediebstahl hat sich nach 102 Jahren als Glücksfall für das mecklenburgische Neubrandenburg erwiesen. Ein Sammler erwarb es - und es tauchte in Finnland auf. Nun ist das Werk von Philipp Peter Roos zurück

Eine Delegation aus Finnland hat ein besonderes Raubkunst-Kapitel der Stadt Neubrandenburg beendet. Der Leiter des Amos Rex in Helsinki, des größten privaten Kunstmuseums in Finnland, Kai Kartio, übergab der Neubrandenburger Kunstsammlung ein 1919 gestohlenes Gemälde. 

Das Ölbild heißt "Landschaft mit Hirt und Herde", stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde vom Maler Philipp Peter Roos (1655-1706) gemalt. Es war im Rahmen der sogenannten Provenienzforschung in dem Kunstmuseum in Finnland entdeckt worden, bei der Experten die Herkunft von Kunstgegenständen überprüfen.

"Unser Sammler Amos Andersen (1878-1961) konnte damals, als er das Bild bei einem Antiquitätenhändler erwarb, nicht ahnen, dass es gestohlen war", sagte Kartio bei der feierlichen Enthüllung. Andersen war ein Verleger, der in Deutschland studiert hatte.

Erstes Gemälde, das zurückkehrt

Da die gesamte historische Gemäldesammlung aus Neubrandenburg - die früher die größte in ganz Mecklenburg war - seit 1945 verschwunden ist, ist das Ölbild aus Helsinki nun das erste aus der historischen Sammlung, das wieder zurückgekehrt ist. 

Das Gemälde von Roos war 1919 bei einem Einbruch mit einer Leiter mit 16 weiteren Bildern verschwunden. Recherchen ergaben, dass es 1926 durch den Finnen Andersen erworben wurde. Dessen Sammlung bildete 1965 den Grundstein für das größte private finnische Kunstmuseum, das Amos Rex.

Die Neubrandenburger Kunstsammlung von 1890 hatte mehr als 10.000 Kunstgegenstände. Sie war im April 1945 verladen und fortgeschafft worden. Die Stadt brannte in der Nacht zum 30. April 1945 aus. Nachdem Inventarlisten gefunden worden waren, wurde die Sammlung für die Suche beim Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste gemeldet. Auf diese Weise kamen auch die gestohlenen Gemälde auf die Suchliste. Letzlich gab es eine Inventarnummer von 1890 auf der Rückseite des Bildes, die zur Schenkung an die neue Kunstsammlung führte.