Sein Bild soll um die Welt gehen, sein Name ausgesprochen und geteilt werden. In den USA und in sozialen Netzwerken weltweit erinnern Menschen an den 46-jährigen George Floyd, der in dieser Woche bei einem Polizei-Einsatzes wegen eines mutmaßlich gefälschten Geldscheins ums Leben kam. Ein rund zehn Minuten langes Video aus Minneapolis, das auf Facebook gestellt wurde, zeigt die Tat: Ein weißer Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals des am Boden liegenden Afroamerikaners, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsein verlor. Wiederholt sagt Floyd: "Ich kann nicht atmen." Er starb kurz danach in einem nahen Krankenhaus.
In Floyds Heimatstadt Minneapolis kam es daraufhin mehrere Tage in Folge zu teils gewaltsamen Ausschreitungen. Inzwischen ist der Notstand über die Region verhängt. In den USA sterben immer wieder schwarze Menschen durch Polizeigewalt. Die Wut und Trauer über den Rassismus im Land führte unter anderem 2013 zur Gründung der Bewegung "#BlackLivesMatter". Beim Gedenken an Floyd singen Aktivistinnen und Aktivisten immer wieder die Zeilen "I can't breathe". Diesen Satz hatte 2014 auch Eric Garner gesagt, der in New York ebenfalls durch Polizisten zu Tode kam.
"Es sollte in Amerika kein Todesurteil sein, schwarz zu sein", sagte der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey, in einer emotionalen Pressekonferenz nach dem aktuellen Vorfall. Die vier in den Fall involvierten Polizisten seien mit sofortiger Wirkung entlassen worden. Was die Videos zeigten, sei "in jeder Hinsicht falsch". "Was wir gesehen haben, ist schrecklich", sagte Frey. In dem Fall ermittelt inzwischen auch die Bundespolizei FBI. Präsident Donald Trump sagte am gestrigen Donnerstag, dass die Untersuchung höchste Priorität habe. Viele Menschen aus der schwarzen Community glauben jedoch gerade das nicht. Bei früheren Fällen waren die beteiligten Beamten oft straflos davon gekommen. So wurden auch die beiden Polizisten nicht angeklagt, die 2014 den 12-jährigen Tamir Rice in Cleveland, Ohio, erschossen. Er hatte mit einer Spielzeugpistole hantiert.
Das Porträt von George Floyd geht derweil um die Welt. Auch Sängerin Beyoncé würdigte ihn auf ihrer Website mit den Worten "Rest in Power". Die sozialen Netzwerke werden in dem Fall als agiles Bildarchiv genutzt, das dafür sorgt, dass der Tote ein Gesicht und eine Geschichte bekommt - und nicht nur als lebloser Körper aus einem Handy-Video im Gedächtnis bleibt.