Das Museum of Fine Arts in Boston, die National Gallery in Washington, das Museum of Fine Arts in Houston und die Tate Modern in London haben neue Termine für die gemeinsame Retrospektive des US-Malers Philip Guston bekannt gegeben. Demnach soll die Wanderausstellung im Mai 2022 in Boston beginnen und danach nach Houston, Washington und London weiterziehen. Dort soll sie von Oktober 2023 bis Februar 2024 zu sehen sein.
Ursprünglich hätte die Schau "Philip Guston Now" schon in diesem Jahr eröffnet werden sollen, kurz vor dem geplanten Termin hatten die vier Museen jedoch angekündigt, die Ausstellung auf das Jahr 2024 zu verschieben. Sie begründeten diesen Schritt damit, dass man "auf eine Zeit warten müsse, in der, wie wir glauben, die kraftvolle Botschaft der sozialen und racial Gerechtigkeit, die im Zentrum von Philip Gustons Werk steht, klarer interpretiert werden kann". Der Maler hat immer wieder Kapuzenfiguren gemalt, die auf den rassistischen Ku-Klux-Klan verweisen.
Nach dem Aufflammen der Anti-Rassismus-Proteste unter anderem der "Black Lives Matter"-Bewegung in diesem Jahr sorgten sich die Museumsleitungen offenbar, dass Gustons Gemälde als Verherrlichung des rassistischen KKK gelesen werden könnten. Die Direktorinnen und Direktoren der beteiligten Institutionen berichteten davon, dass sie in Gesprächen mit Angestellten und Akteuren der Kunstwelt gelernt hätten, dass es ein großes Unbehagen gegenüber der ursprünglichen Konzeption der Ausstellung gegeben habe. Diese Bedenken und Verletzungen müsse man ernst nehmen. "Es ist nötig, unsere Programmierung zu überdenken und neue Perspektiven einzubringen, um Gustons Werk zu präsentieren. Dieser Prozess wird Zeit brauchen", hieß es von den Museen.
Die Verschiebung hatte für Aufruhr in der Kunstwelt gesorgt und den Verantwortlichen den Vorwurf eingebracht, Philip Guston zu "canceln". Es gab jedoch auch Zustimmung. So wiesen Aktivistinnen darauf hin, dass die Ausstellung, auch wenn Gustons Absichten anti-rassistisch gemeint gewesen seien, überwiegend von weißen Kuratoren und Kuratorinnen verantwortet wird. Wenn man Philip Guston heute zeige, müsse man auch die rassistischen Strukturen und die fehlende Diversität in den Kunstinstitutionen reflektieren und verändern.
"Während wir daran arbeiten, die Präsentation der Ausstellung zu überdenken, nehmen wir ernst, dass wir als Museen unseren eigenen Moment des geteilten Verständnisses und der direkten Auseinandersetzung mit vielfältigen Stimmen schaffen müssen - und das werden wir", schreibt Matthew Teitelbaum, Direktor des Museums of Fine Arts in Boston zum neuen Termin ab 2022. "Wir stehen vor der Aufarbeitung von sozialen und racial Problemen - und die Entscheidung, wie wir mit diesen umgehen, wird für Generationen nachhallen."