Appell

Uffizien-Chef: München soll Sockel von Diskobolos-Statue zurückgeben

Nachdem Deutschland und Italien Querelen um eine bekannte Marmorstatue eines Diskuswerfers aus der Antike für beendet erklärt haben, fordert der Direktor der Uffizien in Florenz nun die Rückgabe des Sockels des Werks

"Es ist absolut notwendig, dass Deutschland den Sockel des Diskobolos so schnell wie möglich nach Rom zurückgibt", sagte Eike Schmidt am Montag. Gerade um den sogenannten Diskobolos Lancellotti in einen neuen Kontext zu stellen, sei dies notwendig.

Vor knapp einer Woche bestätigten Deutschland und Italien endgültig, dass die Statue als Eigentum des italienischen Staats im Nationalmuseum von Rom bleiben wird. Bei dem Werk handelt es sich um die 1,55 Meter hohe Marmorkopie einer Bronzestatue des altgriechischen Erzgießers Myron, die im 18. Jahrhundert in Rom ausgegraben wurde und dann einer Familie Lancellotti gehörte.

Bei einem Besuch im faschistischen Partnerland Italien fand Hitler großen Gefallen daran. Auf Befehl von Diktator Benito Mussolini wurde sie 1938 an Nazi-Deutschland verkauft und dann in der Glyptothek in München ausgestellt. Nach dem Krieg ging sie 1948 als "Raubkunst" zurück an Italien. Der Sockel befindet sich allerdings immer noch in der Glyptothek. Es ist weiter offen, was mit ihm geschieht.

"Der Sockel selbst hat ohne die Skulptur keinen historischen oder künstlerischen Wert, er steht in einem Lager, wo ihn niemand sehen kann", so Schmidt weiter. Er richte deshalb einen "Appell an alle meine Landsleute in meinem Geburtsland - der Nation, der ich nach wie vor angehöre, auch wenn ich jetzt Italiener bin - für die Rückgabe des Sockels, der für die Diskobolos-Statue, die in Deutschland keine Bedeutung hat, von enormem Wert ist".

Eike Schmidt hat erst kürzlich die italienische Staatsbürgerschaft angenommen. Seit 2015 leitet der gebürtige Freiburger die weltbekannte Kunstsammlung in der Hauptstadt der Toskana mit Werken von Leonardo da Vinci und Sandro Botticelli. Der 55-Jährige wird das Museum Ende des Jahres verlassen. Ihm werden seit längerem politische Ambitionen in Italien nachgesagt.