Bild von Dana Schutz versteigert

Trump, eine Rolltreppe herabsteigend

Kurz vor der US-Wahl wurde in London ein Trump-Porträt der Malerin Dana Schutz versteigert. Ein Bieterstreit seiner Fans blieb jedoch aus

Gerade jetzt ein Bild des US-Präsidenten Donald Trump in eine Auktion einzureichen, ist spannend. Einerseits ist die künstlerische Auseinandersetzung kritisch. Andererseits zeigt sie immer noch Trump, den man sich damit in die Sammlung hängen würde. Bei Los Nummer sieben in der gestrigen Phillips-Auktion wäre alles möglich gewesen, sogar preistreibende Bietergefechte von Fans des republikanischen Politikers.

Die US-Künstlerin Dana Schutz malte jenen Moment, als Donald Trump seine Kandidatur für die Präsidentschaft bekannt gab. Er scheint aus einer anderen, noch unschuldigeren Zeit zu stammen: Als der Kandidat Trump Jahr 2015 die goldenen Rolltreppe in der Lobby des Trump Tower in New York herunterfuhr, hielten die meisten Menschen das noch für einen kurzen scherzhaften Moment der Geschichte.

2017 hält Dana Schutz den Augenblick noch einmal als grelle Groteske fest. Sie malt einen grimmigen, wild entschlossenen, gedrungenen Mann, den man auch im Anschnitt ohne seine gelben Haare sofort erkennt. Mit expressionistisch grünen Flecken im Gesicht und verkürzten Gliedmaßen steuert er unaufhaltsam auf die Welt zu. Der Titel verweist auf die Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts: "Trump Descending an Escalator" schielt sprachlich in Richtung von Marcel Duchamps "Akt, eine Treppe hinabsteigend" von 1912. Die Erinnerung an künstlerischer Aufbruch trifft konservative Politik

Kein Bieterstreit

Die 1976 geborene Künstlerin Dana Schutz hatte das Hochformat (190 cm x 230 cm) für eine Benefiz-Auktion ihrer New Yorker Galerie Petzel gemalt. Es war laut Galerist Friedrich Petzel im Jahr 2017 an einen anonymen Sammler für 200.000 Dollar verkauft worden.

Auch wenn der Auktionator Henry Highley mehrmals Online-Bieter "aus Texas" begrüßte, entschloss sich dann wohl doch kein furioser republikanischer Ölmulti – oder wofür "aus Texas" hätte stehen sollen – sich in einen großen Bieterstreit hineinzuwerfen.

Das Bild war gestern in der Abendauktion für den Zuschlagpreis von 550.000 Britischen Pfund (nach Aufgeld 688.000 Pfund) an einen Telefonbieter versteigert worden und blieb damit unter dem oberen Schätzpreis von 580.000 Pfund.