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Die Triennale Brügge ist eine Übung in Vorstellungskraft

Wie kann eine Stadt, die als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt ist, Neues zulassen? Die Triennale Brügge gibt mit zeitgenössischen Interventionen in einzigartiger Umgebung Antworten

Die Triennale Brügge bringt alle drei Jahre zeitgenössische Kunst und Architektur in das historische Zentrum der UNESCO-Weltkulturerbestadt Brügge. Seit 2015 lädt ein künstlerisches Team eine Auswahl internationaler Künstler und Architekten ein, um in einer einzigartigen Umgebung temporäre Interventionen zu realisieren. Ein Dutzend Installationen treten so in einen Dialog mit Flüssen, den gepflasterten Straßen, Häusern und ungenutzten Grundstücken. Für Besucher ist es jedes Mal eine kostenlose Entdeckungsreise entlang einer überraschenden Route.

Bei dieser 4. Ausgabe macht sich die Triennale Brügge mit dem Motto "Spaces of Possibility" auf die Suche nach dem verborgenen Potenzial der Stadt. Wie kann eine von der UNESCO geschützte historische Stadt, in der das Nicht-Bauen im Mittelpunkt steht, mit Wandel umgehen? Und wie können zeitgenössische Kunst und Architektur als Katalysator für nachhaltige Veränderung dienen?

Bis zum 1. September interpretieren zwölf Künstler und Architekten aus der ganzen Welt auf Einladung der Kuratorinnen Shendy Gardin und Sevie Tsampalla kaum genutzte oder wenig bekannte Orte neu. Mit ihren oft monumentalen Werken verbinden sie Stadtteile, öffnen neue Wege der Raumnutzung und suchen nach Schönheit an Orten, die leicht übersehen werden. Die  Installationen bieten die Möglichkeit, Brügge von einer überraschenden Seite neu und wieder zu entdecken.

In den historischen Adern der Stadt

Jedes der Werke setzt sich dabei kritisch mit dem öffentlichen Raum auseinander, mit seiner Geschichte und seinem reichen Erbe. Dadurch schaffen sie neue soziale und ökologische Narrative, die nicht nur Brügge, sondern Städte auf der ganzen Welt zu weiteren Veränderungen inspirieren können. "Spaces of Possibility" ist eine herzliche Einladung, bekannte Pfade zu verlassen und zu staunen, was alles machbar ist. Eine Übung in Vorstellungskraft, ein Blick darauf, was Brügge heute und in Zukunft sein kann.

In "Who", seinem "Denkmal im Zweifel", erzählt etwa der Künstler Iván Argote eine Geschichte über die Stadt: Wem gehört dieses verwitterte Paar Bronzestiefel auf der Wasseroberfläche der Speelmansrei? In Argotes Heimatland Kolumbien und auf der ganzen Welt erinnern Statuen an meist weiße, einflussreiche Männern, Kolonisatoren und Machthaber. Selten aber stellen sie die Menschen vor Ort dar. Argotes Bronzesiefeln auf dem spiegelnden Wasser wandern gleichsam in den historischen Adern der Stadt und stellen die Frage nach der wirklichen Bedeutung von denkmalwürdigen Personen. 

Iván Argote "Who", Triennale Brügge 2024
© Filip Dujardin

Iván Argote "Who", Triennale Brügge 2024


Um die Sichtbarmachung und Widerlegung historischer Repräsentation von Macht geht es auch dem Thailänder Boonserm Premthada. Der Architekt war von seinem ersten Besuch in Brügge an fasziniert vom Belfried-Glockenturm, der zusammen mit den Turmspitzen der St.-Salvator-Kathedrale und der Liebfrauenkirche die Stadt dominiert – und so die Dominanz von Kirche und Staat symbolisiert.

Premthada und sein Bangkok Project Studio setzen mit einem hölzernen Turm ein zeitgenössisches Gegengewicht zu dieser historischen Trias. Von drei Plattformen aus können die Besucher West-Brügge und das Stadtzentrum überblicken und sich mit dem Läuten einer Bronzeglocke in die Klanglandschaft der Stadt einbringen.

Bangkok Project Studio "The tower of balance", Triennale Brügge 2024
© Filip Dujardin

Bangkok Project Studio "The tower of balance", Triennale Brügge 2024


Die Triennnale erstreckt sich auch nach Zeebrügge. Der Ort nahe Brügge ist pulsierender Welthafen, attraktiver Badeort und charmantes Fischerdorf zugleich. Der in der Türkei geborene Künstler Ivan Morison hat in einer Koproduktion der Triennale Brügge und Beaufort24 für den Strand eine Betonstruktur aus Abwasserrohren gestaltet, die Wind und Wetter, Sandverwehungen und Gezeiten ausgesetzt ist. Der sternförmigen Parcours seines "Star of the Sea" bietet mit die verschiedenen Öffnungen immer wieder neue Blicke nach außen: auf das Meer, auf die Dünen, den internationalen Hafen oder die Villen auf dem Deich. Auch die Architektur von "Star of the Sea" zwischen Bunker, Fort und Sandburg verweist auf die Vielseitigkeit der belgischen Küste. 

Ivan Morison "Star of the Sea", Triennale Brügge 2024
© Filip Dujardin

Ivan Morison "Star of the Sea", Triennale Brügge 2024


Es zieht sich buchstäblich ein roter Faden durch die Vergangenheit von Brügge: Im Mittelalter handelten hier Kaufleute mit flämischem Tuch höchster Qualität, was die Stadt erblühen und ab dem 16. Jahrhundert zu einem Zentrum der Spitzenindustrie entwickeln ließt. Mit seiner Arbeit "Common Thread" knüpft das US-Architekturbüro SO-IL an diese Geschichte an: Es hat mit einer Webmaschine der Technischen Universität Delft aus recycelten PET-Flaschen hergestellten Hightech-Garne zu einer halbtransparenten Membran verarbeitet und daraus wiederum einen Tunnel konstruiert, der sich quer durch den Garten des Kapuzinerklosters schlängelt. Öffnungen rahmen Teile des Gartens ein und enthüllen ihn Schritt für Schritt für die Besuchenden.

Das Kloster aus dem 19. Jahrhundert wurde 2020 von den Kapuzinern verlassen und erhält derzeit eine neue Aufgabe. Als Vorgeschmack wird dieser Garten während der Triennale Brügge 2024 zum ersten Mal seine Pforten öffnen.

SO–IL "Common Thread", Triennale Brügge 2024
© Filip Dujardin

SO–IL "Common Thread", Triennale Brügge 2024


Als das niederländische Studio Ossidiana Brügge besuchte, fiel dem Duo eine archäologische Stätte auf, in der bei Grabungsarbeiten mehrere Erdschichten freigelegt wurden. Solche Bodenschichten erzählen lokale Geschichte. Um sie sichtbar zu machen, entwarf das Architekturbüro ein Silo voll mit Erde, Torf, Muscheln und Blättern. Pflanzen- und Blumensamen, Pilze, Mineralstoffe und Bakterien machen die Ablagerungen im "Earthsea Pavilion" zu einem Ökosystem, das Insekten, Vögel und andere Tiere anlockt. Wie die Witterung verändern sie die Installation im Bladelinhof, einem Anwesen aus dem "Goldenen Zeitalter". Der sich ständig wandelnde "Earthsea Pavilion" lädt dazu ein, alle seine Schichten und Bewohner zu entdecken. So bringt er die Natur in die Stadt und schafft einen Treffpunkt für Menschen, Tiere und andere Lebensformen.
 

Studio Ossidiana "Earthsea Pavilion", Triennale Brügge 2024
© Filip Dujardin

Studio Ossidiana "Earthsea Pavilion", Triennale Brügge 2024


Was gehört zur Vergangenheit, was zur Gegenwart? Wer ist ein Besucher, wer ein Schauspieler und wer ein zufälliger Passant? "The Joyful Apocalypse" des belgischen Kollektivs Traumnovelle wirft diese Fragen im Innenhof der Stadthalle auf: Von den drei Etagen der neun Meter hohen Gerüstkonstruktion können die Besucher andere Passanten beobachten ... und sind gleichzeitig Teil des Werks. Die reflektierenden Aluminiumplatten spiegeln auch die Weltkulturerbe-Mauern der mittelalterlichen Stadthalle und des Belfrieds wider. Im Mittelalter lief der Woll- und Tuchhandel hier auf Hochtouren. Traumnovelle will diesen einst so lebendigen Ort neu aktivieren: Gelegentlich findet während der Triennale im Innenhof ein Konzert oder eine Aufführung statt. Manchmal geplant, vielleicht auch spontan.

Traumnovelle "The Joyful Apocalypse", Triennale Brügge 2024
© Filip Dujardin

Traumnovelle "The Joyful Apocalypse", Triennale Brügge 2024


Die Geschichte Brügges als reiche Handelsstadt betrachten wir meist durch einen europäischen Blickwinkel. Sumayya Vally verfolgt einen anderen Ansatz: Die südafrikanische Architektin untersucht die Handelsbeziehungen zwischen dem wohlhabenden Brügge und dem afrikanischen Kontinent im 14. und 15. Jahrhundert. Welche Auswirkungen hatte die Zusammenarbeit auf Afrika? Für ihre Installation "Grains of Paradise" lässt Sumayya Vally Pirogen-Boote auf dem Brügger See Minnewater treiben. Sie erinnern an die schwimmenden Märkte in Teilen Afrikas, etwa auf dem Kongo-Fluss. Sumayya Vallys Brüggener Pirogen sind mit Pflanzen gefüllt, darunter Meleguetapfeffer. Dieses schmackhafte, heilsame Gewürz stammt aus dem Golf von Guinea und war bei den mittelalterlichen Einwohnern Brügges sehr beliebt – weshalb sie die Pflanzenart auch "Paradieskorn" nannten.

Auf dem idyllischen Minnewater ("See der Liebe") sorgen die tiefschwarzen Pirogen für einen Kontrast. Hier vereinigten sich drei Bäche zum Fluss Reie, der die Stadt mit dem Meer verband. Auf dem Wasser entwickelte sich ein internationaler Handel – von dem vor allem Brügge profitierte.

Sumayya Vally "Grains of Paradise", Triennale Brügge 2024
© Filip Dujardin

Sumayya Vally "Grains of Paradise", Triennale Brügge 2024


Im Rahmen der Triennale Brügge 2024 präsentiert das Musea Brugge die Ausstellung "Rebel Garden", die in drei Standorten des Museums den Einfluss des Menschen auf die Natur beleuchtet: im Groeningemuseum, im Gruuthusemuseum und dem Museum Sankt-Jans-Hospital. Es geht um den Garten als Symbol für Pflege, Schöpfung und Widerstand. Gärten sind gleichzeitig ein Ort, an dem die Auswirkungen des ökologischen Wandels zunehmend sichtbar werden. Aus der Sammlung von Musea Brugge werden unter anderem Werke von Roger Raveel, Emile Claus und Otobong Nkanga zu sehen sein, darüber hinaus Arbeiten von mehr als 50 zeitgenössischen Künstlern wie Guillaume Bijl, Christine Ödlund, Giuseppe Penone, Rose Wylie und Per Kristian Nygård, dessen Gartenskulptur ein Blickfang im Gruuthuse-Innenhof ist.

Per Kristian Nygård "Not Red But Green IV", 2024

Per Kristian Nygård "Not Red But Green IV", 2024


Es lohnt auch, sich an der belgischen Küste umzusehen: Bis zum 3. November läuft die achte Ausgabe der Triennale Beaufort in den neun Küstenorten mit insgesamt 18 neuen Kunstwerken. In den vergangenen sieben Ausgaben der Triennale wurde zudem ein permanenter Skulpturenpark mit über 40 Kunstwerken geschaffen. Eine bessere Art, die Küste zu entdecken, gibt es nicht!