"Ort der Hoffnung"

Tom Tykwer und Marie Steinmann eröffnen Kulturzentrum in Nairobi

Kibera ist der größte Slum der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Wer hier aufwächst, kennt Armut und Perspektivlosigkeit. Ein Kulturzentrum mit deutscher Unterstützung will Hoffnung schaffen

Der Regisseur Tom Tykwer und seine Ehefrau Marie Steinmann fördern mit ihrem 2008 gegründeten Verein "One Fine Day" unter anderem unabhängige kenianische Filmemacher, aber auch die künstlerische Arbeit in Kibera, dem größten Slum der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Seit Mittwoch hat die Arbeit mit dem in elfmonatiger Bauzeit entstandenen Anno's One Fine Day Art Centre einen eigenen Ort. Der Bau wurde mit deutscher Unterstützung gefördert.

Kreativität sei das größte Selbstermächtigungsinstrument, das es überhaupt gibt, sagte Tykwer am Rande der Eröffnung der Deutschen Presse-Agentur. "Und in benachteiligten Regionen kommt es besonders darauf an, dass die jungen Leute und die Kinder dieses Werkzeug überhaupt kennenlernen - nicht, weil sie alle Künstler werden sollen, sondern weil diese Fähigkeiten sie in jedem Beruf, den sie später haben, besser machen."

Als seine Ehefrau Marie Steinmann begann, das Projekt zu initiieren, war der Bereich Film nur ein Fachgebiet unter mehreren, neben, Tanz, Musik, Malen. Der Filmbereich habe sich dann ein wenig verselbständigt, sagte der Regisseur. So entstanden nach dem von Tykwer produzierten und in Kibera gedrehten Film "Soul Boy" acht Spielfilme, "von denen viele um die ganze Welt gereist sind und auf mehr Festivals waren als je ein Film, den ich gemacht habe", so Tykwer. 

"Wie ein Centre Pompidou für Kibera"

Es gab die Idee, eine Heimat für Kreativität zu schaffen, in dieser Welt, aus der die Kinder auch stammen, sagte Tykwer über das Bauprojekt. "Dieses Gebäude hier hinzustellen, das ist wirklich wie ein Centre Pompidou für Kibera, ein utopischer Ort, ein Ort der Hoffnung."

Jede Woche nehmen den Angaben zufolge etwa 1500 Menschen an Unterrichtsangeboten des Projekts teil - ob traditioneller Tanz oder Ballett, Leseförderung oder Akrobatik. In diesem Jahr ist ein Musical geplant. Abgesehen von einem sicheren Ort für Kinder und Jugendliche in einer Umgebung, die von Armut, Arbeitslosigkeit und mangelnden Perspektiven geprägt ist, will das Zentrum das Selbstvertrauen der Kinder und Jugendlichen stärken. Zudem wurden für die Trainer und anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits 20 Arbeitsplätze geschaffen.