Szenenbildner Uli Hanisch (53) hat die Netflix-Serie "Das Damengambit" ausgestattet. Stehen bei ihm daheim jetzt lauter Schachfiguren herum? "Nein, ich habe tatsächlich erstaunlich wenig Souvenirs aus den Filmen der vergangenen zwei Jahrzehnte", sagte Hanisch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Es verirren sich manchmal Kleinigkeiten."
Er glaube, es sei sogar ganz heilsam, dass man - "wenn man sich schon für Möbel und allen möglichen Kram interessiert" - seine Sammelleidenschaft im Beruf abwickeln könne und nicht alles nach Hause schleppen müsse. "Wir leihen ja sehr viel." Der Großteil gerade an Möbeln und Gegenständen werde geliehen.
Dafür gebe es in Deutschland zum Beispiel Grossisten und Antiquitätenhändler. "In London gibt es riesige Leihhäuser, nach Epochen geordnet. Es gibt welche, die haben nur Lampen, nur Bilder oder nur technische Geräte, medizinische Sachen." Das sei ein mikroskopisch kleiner, aber dennoch wahrnehmbarer Geschäftszweig.
Hanisch gehört zu den bekanntesten Szenenbildnern Deutschlands. Er arbeitet für die Serie "Babylon Berlin" und hat zum Beispiel die Szenenbilder für die Romanverfilmungen "Das Parfum" und "Cloud Atlas" mit Tom Hanks entwickelt. An diesem Donnerstag (18.30 Uhr) spricht er bei einem digitalen Talk der Reihe Berlinale Talents.
Die Serie "Das Damengambit" erzählt von einer jungen Schachspielerin. Die Geschichte spielt an verschiedenen Orten der Welt - gedreht wurde aber "so gut wie alles in Berlin", wie Hanisch sagte. "Und dann macht man sich Gedanken: Wie kann man eine kleine Ecke Paris darstellen? Oder was kann man eben für Moskau nehmen? Was ist mit Mexico City oder Las Vegas?"
Man hangele sich immer an den Anforderungen der Geschichte entlang. Für eine Produktion von dieser Größenordnung habe man normalerweise drei bis vier Monate Vorlauf. "Es gibt auch Projekte, wo ich schon früher angefragt werde, weil man überlegen muss: 'Oh Gott, wo drehen wir das überhaupt?' Vor allem, wenn es um Historisches geht."
Bei Projekten wie "Babylon Berlin" oder "Das Damengambit" arbeiteten allein in seiner Abteilung etwa 100 Personen. Da kämen wahnsinnig viele Expertisen zum Tragen. "Im Grunde genommen fangen wir immer bei Null an, mit einem Stück Papier, einem leeren Raum", sagte Hanisch. "Irgendwann ist alles voll mit Zeug. Und wenn das Projekt beendet ist, ist alles wieder weg."