Die 1971 geborene deutsche Kunsthistorikerin verlässt das Ausstellungshaus der Berliner Festspiele bereits am 1. September und verlängert damit nicht ihren im Januar 2023 endenden Vertrag. Als Direktorin des Guggenheim Abu Dhabi Project wird den Aufbau des Museums und dessen Sammlung maßgeblich gestalten. Das im Saadiyat-Kulturbezirk gelegene Museum, eine Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Kultur und Tourismus von Abu Dhabi und der US-amerikanischen Solomon R. Guggenheim Foundation, soll 2025 in einem Bau von Architekt Frank Gehry eröffnen. Neben dem Louvre Abu Dhabi wird das Guggenheim die zweite große Kunstinstitution des Emirats, mit einem Fokus auf moderne und zeitgenössische Kunst.
"Der weitere Aufbau einer Sammlung in dieser Region ist eine der aufregendsten Aufgaben, die ich mir vorstellen kann", heißt es in einem Statement von Rosenthal. "Mein Ziel ist es, eine inklusive Institution zu schaffen, die wirklich in der Region verwurzelt ist und sich zu einer der wichtigsten Institutionen weltweit entwickeln kann. Ich habe mich immer für die Denkweise von Künstlerinnen eingesetzt und ihren künstlerischen Schaffensprozess unterstützt."
Stephanie Rosenthal startete ihre Karriere am Münchner Haus der Kunst, danach war sie Chefkuratorin der Londoner Hayward Gallery. Die gebürtige Münchnerin leitet den Martin-Gropius-Bau seit 2018, als erste Frau. Die promovierte Kuratorin hat dem Gropius Bau, wie er sanft umbenannt wurde, mit Ausstellungen von Lee Bul, Yayoi Kusama, Dayanita Singh und anderen Künstlerinnen ihren Stempel aufgedrückt. Das Programm ist jünger, weiblicher und diverser geworden. Neu eingeführt hat sie Aufenthaltsstipendien, wodurch Produktion und Ausstellung in einem Haus stattfinden. Artists in Residence waren etwa Wu Tsang, Otobong Nkanga und Zheng Bo. Stephanie Rosenthal betreut weiterhin die im September geplante Ausstellung "On Caring, Repairing and Healing". Auch die für 2023 geplanten Ausstellungen sollen stattfinden.
"Mit dem Weggang von Stephanie Rosenthal verlieren der Martin-Gropius-Bau und die Kunstszene Berlins eine ihrer Galionsfiguren", sagt Kulturstaatsministerin Claudia Roth. "In den zurückliegenden Jahren haben sie und ihr Team den Gropius Bau in einem hohen Tempo modernisiert und zu einem Hotspot des zeitgenössischen Diskurses über Kunst und Gesellschaft gemacht – trotz Pandemie! Ihr Wechsel zu einer der weltweit führenden Sammlungen unterstreicht ihre hohe fachliche Kompetenz und ihr internationales Renommee."
Die Nachricht von Rosenthals Wechsel wurde überschattet vom Tod des Emirs von Abu Dhabi, Chalifa bin Sajid Al Nahjan. Er war zugleich langjähriger Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Der Regierungschef des größten der sieben Emirate starb am Freitag im Alter von 73 Jahren.