Viele New Yorker erinnern sich lebhaft an den Frühling 2010, als plötzlich in der ganzen Stadt Gestalten auf Dächern auftauchten. Manche hielten sie für potenzielle Selbstmörder und riefen die Polizei, oder fühlten sich an den 11. September 2001 erinnert, als Menschen aus dem brennenden World Trade Center sprangen. Andere waren ergriffen von den Metall-Skulpturen, die der britische Künstler Antony Gormley wie Phantome oder Schutzengel auf Hochhäusern, in Parks und auf Bürgersteigen verteilt hatte.
Zehn Jahre später ist Antony Gormley mit einer neuen großformatigen Installation in die US-Metropole zurückgekehrt. "New York Clearing" im Brooklyn Bridge Park am East River ist eine raumgreifende verschlungene Spirale aus insgesamt 18 Kilometern Aluminiumrohr, eine "Zeichnung im Raum", wie der Künstler selbst sagt. Die energetischen Schleifen und Schlingen tragen sich ohne Gerüst selbst - eine statische Herausforderung für Gormley, der vor allem mit Skulpturen bekannt wurde, die nach den Maßen seines eigenen Körpers gefertigt sind.
Genug finanzielle Unterstützung dürfte "New York Clearing" zumindest gehabt haben, denn das Projekt gehört zur globalen Kunstinitiative der südkoreanischen Boyband BTS. Die siebenköpfige K-Pop-Gruppe mit beeindruckender internationaler Fanbase will mit dem Programm "Connect, BTS" Verbindungen zwischen der Musik- und Kunstwelt ermöglichen. Dafür hat die Band bereits ein Performance-Programm im Berliner Gropius Bau und eine nachhaltige Ballonfahrt des argentinischen Künstlers Thomás Saraceno finanziert. "New York Clearing" ist noch bis zum 27. März in New York zu sehen. In den sozialen Medien zeichnet sich bereits ein Ansturm von K-Pop-Fans ab.