Alter Spalter - Respekt! Wer hätte gedacht, dass die Spark Art Fair tatsächlich Funken schlägt? Entstanden als Wiener Melange aus persönlichen Nickeligkeiten, gekränkter Eitelkeit, Personalrochaden und politischen Ränkespielen, entpuppt sich die Spark Art Fair als das wohl spannendste Messeformat der letzten Jahre.
Nachdem Geschäftsführer Renger van den Heuvel die angestammte Viennacontemporary vor zwei Jahren verlassen hatte und zwischen dem russischen Eigentümer der Messe und dem Vermieter der historischen Marxhalle der Haussegen schiefhängen soll, ist dem Niederländer jetzt am selben Ort der große Wurf gelungen.
59 Galerien zeigen 71 One Artist Shows in einer innovativen Hallenarchitektur, die man so noch nicht gesehen hat. Im Prinzip ähnelt das Konzept einigen Ausgaben der Abc am Gleisdreieck in Berlin, der seinerzeit glücklosen Frankfurter Messe unter Michael Neff oder der Düsseldorfer Eintagsfliege DC im Jahr 2007.
Wegweisend für die ganze Branche
Doch Wien ist anders, wie schon die örtliche Tourismus-Agentur vor Jahren propagierte. Die gleichmäßig im Raum verteilten Standmodule der Spark bestehen aus jeweils vier Kreuzarmen um einen kleinen quadratischen Kern und weisen jedem Aussteller identische Wandflächen zu, die sich großzügig nach vorne hin öffnen. Für alle Teilnehmer herrschen die gleichen Bedingungen. Anders als auf anderen Messen, können die Big Player nicht durch schiere Masse dominieren, sondern müssen mit der Qualität ihrer Präsentation überzeugen.
So demokratisch hat man den Kunstmarkt selten gesehen. Historische Positionen neben etablierten Marktkünstlern und provokanter Avantgarde – die drei externen Kuratoren haben überzeugende Arbeit geliefert. Denn der Messedirektor hat sich weitgehend zurückgenommen und kümmert sich vor allem um die Organisation.
Es ist dem in der örtlichen Kunstszene gut vernetzten van den Heuvel gelungen, fast alle wichtigen österreichischen Galerien ins Boot zu holen und viele junge Kollegen aus dem In- und benachbarten Ausland noch dazu. Nicht zuletzt die sehr günstigen Standpreise für die Premiere, aber auch die immer noch moderaten Gebühren für die kommenden Ausgaben ergeben in Kombination mit dem stimmigen Konzept ein Gesamtpaket, das wegweisend sein könnte für die ganze Branche. Denn so sehr sich alle freuen, dass der Ausstellungs- und Messebtrieb wieder in die Gänge kommt - so wie früher wird es wohl nicht mehr werden. Und das ist vielleicht gar nicht mal so schlimm.
Kooperation statt Konfrontation
Schon vor Corona zeigte der ewig hektische Messezirkus deutliche Ermüdungserscheinungen. Während der erzwungenen Verschnaufpause dürften sich viele Galeristen mit der Frage beschäftigt haben, ob sie einen Großteil ihres Umsatzes in immer teurere Messeteilnahmen rund um den Globus investieren müssen, um mit ihren Bauchläden gegen den vergleichbar Gemischten Satz ihrer Kollegen vor einem ständig wechselnden Publikum anzutreten.
Mittlerweile scheint es vielen Galerien attraktiver, nur eine oder zwei der großen internationalen Messen mitzumachen und sich ansonsten kleineren Veranstaltungen zu widmen, auf denen sie sich einem regionalen oder spezialisiertem Publikum mit ihrem eigenen Profil präsentieren können.
Noch schöner wäre es natürlich, wenn sich die unterschiedlichen Parteien mit ihren beiden Messen und unterschiedlichen Stärken (Spark mit Solos, VC mit Osteuropa) wieder zusammenraufen könnten. Dann wäre Wien wirklich anders als etwa Berlin oder (früher) Köln, wenn die Szene sich in Kooperation statt Konfrontation übt.