Besuch auf der Spark Art Fair

Solo für Wien

In Wien haben sich die Kunstmessen sortiert, und die Spark Art Fair setzt weiter auf Solopräsentationen statt überladener Kojen. Wer punktet, wer fehlt – und was kostet hier eigentlich eine atmende Louis-Vuitton-Bag?

"Western Beef" heißt die rotierende Skulptur des amerikanisch-nigerianischen Künstlers Anthony Olubunmi Akinbola – eine Anspielung auf eine preisgünstige New Yorker Supermarktkette, die vor allem in einkommensschwachen Gegenden Fleisch verkauft. Das Werk begrüßt die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen Spark Art Fair direkt im Foyer der Halle. Die Arbeit mit ihren sich drehenden Tierfellen spielt mit Fetischgedanken – aber sie ist auch ein ironisches Statement zum Standort der Messe, die seit 2021 in einer historischen Markthalle für Rinder im Wiener Ost-End stattfindet. Und es ist nicht zuletzt auch dieser atmosphärischen Location geschuldet, dass sich ein Besuch der Spark in den vergangenen Jahren immer gelohnt hat.

Die Orientierung fällt dabei inzwischen leicht – nicht nur wegen des klaren Konzepts. Nach ein paar turbulenten Jahren in der Wiener Kunstmessen-Landschaft, in denen zwei Formate parallel existierten, hat sich die Lage beruhigt. Die ältere Viennacontemporary, 2005 als Viennafair gestartet, hat sich nach dem Rückzug des russischen Mitgründers Dmitry Aksenov neu aufgestellt. Die Spark hat sich am bisherigen Standort etabliert – mittlerweile in der vierten Ausgabe.

Was angesichts des schwächelnden Kunstmarkts nicht selbstverständlich ist. Doch zumindest zum Auftakt geben sich die Akteure optimistisch: "Etliche Galerien waren schon öfter hier", betont Jan Gustav Fiedler, der gemeinsam mit Walter Seidl seit letztem Jahr die künstlerische Leitung übernommen hat. Zum Beispiel der Xenson Art Space aus Kampala, dessen Stand 2024 mit Werken afrikanischer Künstler ausverkauft war. In diesem Jahr zeigt er unter dem Titel "Ancestral Custodians" hybride Collagen aus Textilien, Rindenstoffen und Muscheln.

Klarer Fokus ohne Kojen-Wirrwarr

Das Besondere an der Spark bleibt ihr Konzept der Solopräsentationen: Rund 90 Galerien, jede mit nur einer Künstlerin oder einem Künstler. Ein klarer Fokus, kein Kojen-Wirrwarr. Der Gang durch die Messe fühlt sich dadurch fast wie ein kleiner Museumsbesuch an. Zu sehen sind etwa die kroatische Konzeptkunst-Ikone Sanja Iveković (bei 1 Mira Madrid mit Zeichnungen, einem Video und großformatigen Fotografien aus der Serie "Sunglasses (Women’s House)" vertreten – vier Stück für 60.000 Euro).

Gleich daneben bei Kai Middendorff Frankfurt gibt es Zeichnungen des österreichischen Skulpturen-Schwergewichts Bruno Gironcoli (4000 – 8500 Euro). Middendorff setzt auf den österreichischen Markt für seine raren Kunstwerke. Ein paar Stände weiter: Documenta-Künstler Lois Weinberger bei der Galerie Krinzinger, die übrigens auch die Akinbola-Arbeit aus dem Foyer zeigt – und diese Woche in ihrem Haupthaus in der Wiener Seilerstätte die neue Monica-Bonvicini-Ausstellung eröffnet.

Auch Breeder aus Athen setzt auf große Namen und zeigt Zeichnungen und Performance-Relikte von Georgia Sagri, ebenfalls eine Documenta-Künstlerin. Daneben gibt es einige etablierte österreichische Positionen, etwa Thomas Baumann bei Nicolas Krupp mit einer "befreiten Bonsai-Skulptur" – ein unter Plexiglas wachsendes Bäumchen. Daneben für das kleinere Budget: Seilobjekte auf Sockeln (600 –12.000 Euro). Die Galerie Wienerroither & Kohlbacher, die kürzlich mit einem Klimt-Sensationsfund für Schlagzeilen sorgte, zeigt von der Schweizer Künstlerin Nives Widauer eine vielteilige Installation aus Malerei, Skulptur und Objekten – inszeniert wie ein privates Interieur. An einer Küchenbank hängt eine "atmende" Vintage-Louis-Vuitton-Bag (8000 Euro).

Die jüngste teilnehmende Galerie, Roberta Keil, gibt es erst seit zwei Wochen – eröffnet am Internationalen Frauentag 2025 in Wien. Davor pendelte Keil mit ihrem Pop-Up-Space zwischen Berlin und der österreichischen Hauptstadt. Ihr Stand kommt im Look einer Polizeiwachstube daher, bespielt von den drei Künstlern des Pegasus Project. An den Wänden hängen leicht ins Dadaistische kippende Assemblagen des Künstlerteams (2000 – 3800 Euro).

Die Konkurrenz spricht für Wien

Viele der großen Wiener Galerien sind auch dieses Jahr dabei – darunter Lombardi-Kargl, Hilger, Krobath oder die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Einige aus dem mittleren Segment hingegen fehlen, nicht zuletzt, weil sie auf der zeitgleich stattfindenden Stage Bregenz vertreten sind. Die Konkurrenz spricht letztlich für den Kunststandort Wien – eine Stadt, in der das Angebot an hochkarätigen Institutionsausstellungen ohnehin überdurchschnittlich dicht ist.

Definitiv noch ausbaufähig ist das Segment der KI-Kunst – eine Sparte, die zwar willkommen ist, aber (noch) nicht besonders stark vertreten. Eine Ausnahme macht Taex aus London, die Arbeiten der Künstlerin Sasha Stiles zeigt. Ihre auf der Basis von Poesie-Prompts generierten Texte bewegen sich über einen sich ständig verändernden Bildschirm. Der Preis? 5 Ethereum – aus der Krypto-Währung umgerechnet rund 9000 Euro.

Auch in den für gewöhnlich gut besuchten Talks im angrenzenden Theater ist KI ein Thema. Am Freitagnachmittag diskutieren etwa Christian Trummer (Bitpanda), die Galeristin Annka Kultys und die Künstlerin Nadine Khalil, moderiert von Ulrich Schrauth, dem künstlerischen Leiter des UBS Digital Art Museum Hamburg. Zum Rahmenprogramm gehören zudem Performances von Slavs and Tatars. Die österreichischen Digitalpioniere Station Rose führen ihre Lecture "37.0_Spring Takes. Never Had A Plan B" am Freitag live auf. Prognose: Auch Gäste, die nicht unbedingt Kunst kaufen wollen, werden ihren Spaß haben.