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Skating Kabul

Skateistan ist der unwahrscheinlich geglückte Versuch von Aufbauhilfe in Afghanistan. Die britische Fotografin Jessica Fulford-Dobson hat junge Skaterinnen aus dem Projekt begleitet. Eine Auswahl der Serie ist jetzt in Berlin zu sehen

Sie haben etwas Umwerfendes, die Fotos von Mädchen, die in Pantoffeln auf einem Skateboard stehen, unter dem Sturzhelm ihr Kopftuch tragend. Ihr Anblick ist in mehrerlei Hinsicht unwahrscheinlich. Weniger, weil Skaten immer ein Jungssport geblieben ist. Sondern weil diese Kids in Afghanistan leben, dem seit mehr als 30 Jahren von Krieg, Terror und Armut geschüttelten Land, wo unter den Taliban jeder Sport unter Strafe stand und Frauen nur in Begleitung eines männlichen Verwandten und versteckt unter einer Burka das Haus verlassen durften.

Skateistan ist eine Nichtregierungsorganisation, die auf der Idee des vor mittlerweile fünf Jahren eher unbedarft in Kabul gelandeten australischen Weltreisenden, Gelegenheitsjobbers und Skaters Oliver Percovich beruht. Und zu guten Teilen auf Glück. Da das Rollbrett in diesem Teil der Welt damals unbekannt war, galt es nicht als Sportgerät, sondern als Spielzeug. Gemeinsam mit einem Afghanen und einem Deutschen, die er vor Ort kennenlernte, baute Percovich unter widrigen Umständen einen Skatepark auf, in dem heute knapp 500 Mädchen und Jungen Backflips und Ollies üben. Die Kinder verpflichten sich, genauso viel Zeit, wie sie mit dem Skaten verbringen, in der angeschlossenen Schule anwesend zu sein, wo Lesen, Theater oder das Bedienen von Computern auf dem Lehrplan stehen.

Die britische Fotografin Jessica Fulford-Dobson hat junge Skaterinnen aus dem Projekt Skateistan porträtiert. Eine Auswahl der Serie "Skate Girls of Kabul" ist vom 4. bis 19. Dezember 2015 in der Berliner Galerie pavlov’s dog zu sehen. Die gleichnamige Publikation ist bei Morland Tate Publishing erschienen.