Die Schlosslichtspiele in Karlsruhe machen das Schloss in diesem Sommer wieder zum öffentlichen Kunstraum. Die barocke Fassade reflektiert für mehrere Wochen im August und September aufwendige Bildprojektionen, zu denen Klangcollagen gespielt werden. Peter Weibel, der kürzlich verstorbene künstlerisch-wissenschaftliche Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM), hat die von Karlsruhe Marketing und Event (KME) produzierten Spiele im Jahr 2015 ins Leben gerufen. "Die Schlosslichtspiele präsentieren einen zweifachen Sog", sagte Weibel, "einen Sog des Sounds, der den Sog der Bilder antreibt."
Das Festival zeigt die Medienkunstform Projection-Mapping. Dabei sind die Werke auf das Objekt, auf das sie projiziert werden, zugeschnitten und greifen seine Formen auf. Das 3-D-Video-Mapping spielt sich auf beeindruckenden 170 Meter Schlossfassade ab. Das macht die Schlosslichtspiele laut Veranstaltern zu einem der größten audiovisuellen digitalen Kunstwerke Europas. Seit 2015 haben rund zwei Millionen Besucher in der Unesco City of Media Arts die Spiele am Schloss gesehen, viele machten es sich dabei auf Liegen und Picknickdecken bequem.
Einer der Top-Acts wird neben der Elektropioniere von Kraftwerk in diesem Jahr die Gruppe Maxin10sity sein. Dabei sind 1980er-Gefühle zu erwarten, denn sie nutzen Exponate und Bilder aus der Ausstellung "Die 80er – Sie sind wieder da!", die im Juni im Badischen Landesmuseum startet.
Ein wichtiger Teil des diesjährigen Programms sind auch die Preisträger und Preisträgerinnen des BBBank-Awards. Um ihn konnten sich weltweit Künstlerinnen und Künstler mit ihren Projekten bewerben. Eine Jury um Peter Weibel hat aus den 76 Einsendungen vier ausgewählt. "Alle Beiträge überraschen mit einer neuartigen visuellen Sprache", sagte Weibel Monopol. "Erstmals kommen die Ausgezeichneten des BBBank-Awards aus diversen Kulturkreisen, von globalen (Indonesien) bis lokalen (Karlsruhe) Kontexten." Das ZKM unterstützt die Künstlerinnen und Künstler bei der Realisierung ihrer Projekte.
Ein lang gehegter Traum
Mit dabei sind das Overlapping-Studio Simone Serlenga mit "AI + GA", die Künstlerin Sínoca aus Spanien mit "Humanity" und das Karlsruher Kollektiv NBS (Charlotte Nies, Armin Baehr, Florian Schwarz) mit "For headlights crave hindsight too". Der erste Preis ging an das indonesische Künstlerkollektiv "The Fox, The Folks" für die Arbeit "Bhinneka Express". "Wir haben schon viel über die Schlosslichtspiele gehört", freut sich das Multimediakunst-Team. "Es war schon lange unser Traum, unsere Kunst auf dem Festival zu zeigen. Mehr noch: Wir sind sehr aufgeregt, da uns die diesjährigen Themen, die Zukunftsperspektive und die Frage nach sozialem Zusammenhalt sehr am Herzen liegen."
Ihr Werk lehnt sich an das indonesische Staatsmotto "Bhinneka Tunggal Ika" an, auf Deutsch in etwa "in Vielfalt geeint". Thema ihrer Arbeit ist "der Weg durch den ständigen Wandel, den Globalisierung und Digitalisierung erzeugen".