Der Schriftzug gilt als umstritten. Vor rund einem Jahr hatte das Humboldt Forum Überlegungen vorgestellt, den Spruch nachts mittels Leuchtdioden mit anderen Aussagen zu kontrastieren. Das Thema wurde nun in einer Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag noch einmal aufgegriffen.
"Es ist erstaunlich und geschichtsblind zu meinen, diese von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. selbst aus zwei Bibelzitaten zusammengestellte Inschrift für seinen Schlossbau sei einfach nur ein unpolitisches Zeichen von Religiosität", teilte Roth am Mittwoch mit. Die Inschrift sei aus Sicht vieler Historiker eindeutig eine politische Botschaft, die den allein von Gott abgeleiteten Herrschaftsanspruch des Preußenkönigs untermauere.
Es zähle mit zu den Aufgaben des Intendanten des Humboldt Forums, sich mit dem Ort des Humboldt Forums, dem Berliner Schloss auseinanderzusetzen, teilte Roth mit.
Die CDU gegen Kunstinstallation
Die kulturpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Christiane Schenderlein, kritisierte dagegen: "Der Bibeltext auf der Kuppel des Berliner Stadtschlosses muss sichtbar bleiben." Es gebe bereits eine Einigung, den Text in einer Tafel zu kontextualisieren. Das sei aus Sicht der Union schon ein Kompromiss, der völlig ausreiche. "Eine als 'Kunstinstallation' deklarierte Überblendung des Bibeltextes lehnen wir vehement ab." Es sei zu befürchten, dass im nächsten Schritt das Kreuz auf der Kuppel infrage gestellt werde.
Das Humboldt Forum - ein großes Ausstellungszentrum im Zentrum der Stadt - liegt im teilrekonstruierten Berliner Schloss. Die Kuppel ist mit einem Kreuz und einer goldenen Inschrift verziert. Darauf steht: "Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind."
Zeitgenössische künstlerische Interventionen seien eine wichtige Form für das Humboldt Forum, sich mit den vieldiskutierten Aspekten des Hauses und seiner Architektur auseinanderzusetzen, teilte ein Sprecher der Stiftung Humboldt Forum mit. Sie wollten als Gemeinschaft aller Akteure im Humboldt Forum die von der Initiative "Leuchtturm Berlin" an sie herangetragene Idee umsetzen, die rekonstruierte Inschrift temporär mit einer Leuchtschrift zu überblenden.
"Das Projekt haben wir Dezember 2021 bereits im Humboldt Forum vorgestellt und öffentlich diskutiert", erklärte der Sprecher. "Die Umsetzung würde bedeuten, dass tagsüber die rekonstruierte Inschrift, bei Dunkelheit andere Texte sichtbar werden. Auf diese Weise entsteht die Möglichkeit, alternative Texte zu entwickeln, die die historische Inschrift kommentieren und in Frage stellen. Das ist ein erster wichtiger Schritt, der Debatte einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Wir prüfen aktuell die technische Realisierbarkeit und werden über das Ergebnis informieren, sobald dieses vorliegt."