Jahrelange Bauzeit und immense Kosten. Und das alles nur für eine Fontäne. Ungeheurer Aufwand, um Wasser möglichst hoch in die Luft zu schießen. Hätte man da – wenn schon nicht in etwas Sinnvolles – doch wenigstens in etwas Beständigeres investieren können? Doch dem barocken Fürsten ging es neben absolutistischem Prestige vielleicht mit Absicht um etwas Unbeständiges. Etwas, das fasziniert, gerade weil es nur wenige Augenblicke besteht und dann wieder vergeht.
Durch Kriege und Seuchen allzu oft Auge in Auge mit Krankheit und Tod, war es dem Menschen des 17. Jahrhunderts wichtig, den Moment bewusst zu begehen, ihn gar mit Inbrunst zu feiern. Und das taten sie mit rauschenden Festen, kunstvollem Feuerwerk und Fontänen.
Wenn das Licht eines Sterns das menschliche Auge erreicht, ist dieser selbst längst erloschen, sagt man. So ist der Blick durchs Teleskop auf eine Art ein barockes Fest, eine Feier des Augenblicks. Es geht zwar, verglichen mit der menschlichen Lebenserwartung, um gigantische Dimensionen, doch ist auch im All alles von Vergänglichkeit geprägt. So sind einige der farbig leuchtenden Wolken aus Sternenstaub Geburtsstätte von Sternen, während andere Wolken Überreste einer Supernova sind.
Wasserspiel und Sternenstaubwolken treffen in Robert Henkes "Fountain Scan" aufeinander. Sich an den Hauptachsen der barocken Parkanlage von Schloss Herrenhausen in Hannover orientierend, schießt Henke vier Laserstrahlen auf die Große Fontäne des Gartens. Das emporschnellende und herabstürzende Wasser formt faszinierende geometrische Figuren daraus – stets nur für den Moment geschaffen, mit dem nächsten Wimpernschlag vergangen und unwiederbringlich verloren. Im Wassernebel erstehen Sternenwolken und ganze Galaxien.
Das Zusammenwirken von Wasser und Licht wird untermalt von vier Tonspuren. Sie laufen alle verschieden schnell, doch kommt es auch hier zu Synchronizitäten. "Fountain Scan" ist damit im Grunde eine Hommage an die barocken Feste mit Musik, Wasserspiel und Feuerwerk, die im Herrenhausener Schlosspark stattgefunden haben. Und wird in einer neuerlichen Zeit der Krise zu einer ganz besonderen Feier des Moments.