Der isländische Künstler Ragnar Kjartansson geht mit Musik in seinen Kunstwerken immer zielsicher auf die Gefühle der Zuschauer. Mit möglichst melancholischen Texten und Moll-Akkorden, die dann aber in der Wiederholung meditative Selbstheilungskräfte entwickeln. Manchmal sogar Humor.
In der Kirche San Carlo al Lazzaretto in Mailand werden jetzt professionelle Sängerinnen und Sänger abwechselnd das berühmte "Il cielo in una stanza" von Gino Paoli singen, begleitet von der Kirchenorgel. Das Lied von 1960 handelt von der Kraft der Imagination und der Liebe, die es möglich machen, den Himmel in einen noch so kleinen Raum hineinzuholen.
"Il cielo in una stanza ist das einzige Lied, das ich kenne, das von der grundlegenden Natur der bildenden Kunst handelt, nämlich ihrer Fähigkeit, den Raum zu transformieren", erklärt der Künstler. Der Ort ist genial gewählt: Die Geschichte der Kirche San Carlo al Lazzaretto eng verbunden mit früheren Epidemien, von der Pest 1576 bis zu jener von 1630. Ursprünglich war sie nach allen Seiten hin offen, damit die Kranken auch im Freien den Gottesdienst besuchen konnten, ohne die Kirche zu betreten.
Die Intervention, kuratiert von Massimiliano Gioni für die Fondazione Trussardi, ist ein ungewöhnliches Denkmal zur Erinnerung an die Monate des Eingesperrtseins, und die verbindenden Kräfte von Imagination, Musik und Kunst, die in der Isolation wichtig wurden.