Der in Pune geborene Balkrishna Doshi ist vor allem bekannt für ein Projekt zu bezahlbarem Wohnraum im indischen Indore. Dort baute er 1989 das Aranya Low Cost Housing, in dem heute 80 000 Menschen leben. Die mehr als 6500 Einheiten reichen von einfachen Zimmern bis zu geräumigen Wohnungen und bieten so Platz für Mieter mit verschiedenem Einkommen. "Die ganze Planung der Gemeinde, der Maßstab, die Schaffung von öffentlichem, halb-öffentlichen und privaten Räumen sind ein Zeugnis von seinem Verständnis davon, wie Städte funktionieren und wie wichtig städtisches Design ist", hieß es von der Jury des Pritzker-Preises, mit dem Doshi 2019 geehrt wurde.
"Es scheint, als solle ich einen Eid ablegen und mich mein Leben lang daran erinnern: der niedrigsten Klasse ordentliche Behausung zu bieten", sagte Doshi schon 1954. In seinen mehr als 100 Projekten baute er aber auch Galerien, private Wohnhäuser sowie Gebäudekomplexe zur gemischten Nutzung und öffentliche Plätze. Oft finden sich Erinnerungen an indische Schreine und Tempel, aber auch an die Möbelwerkstatt seines Großvaters in seinen Entwürfen wieder.
Mit Le Corbusier, den Doshi als seinen Guru bezeichnete, arbeitete er zusammen, wie auch mit dem US-Amerikaner Louis Kahn. Doshi und Kahn bauten in Bengaluru etwa das Indian Institute of Management, einen von traditionellen Labyrinth-Bauten inspirierten Bildungs- und Forschungskomplex. "Doshi hat immer ernste Architektur geschaffen, die nie schrill ist oder Trends folgt", schrieb die Pritzker-Jury. Besonders stark kommt sein Stil in seinem als Sangath bekannten Studio im westindischen Ahmedabad zum Ausdruck.