"Wir trauern um einen großartigen Künstler", erklärte Steinmeier am Montag. "Mit dem verhüllten Reichstag in Berlin hat Christo uns Deutschen ein Kunstwerk geschenkt, das immer unvergessen bleiben wird. Als Symbol für ein weltoffenes Deutschland hat es sich in unsere Herzen eingebrannt. Schöner und freier konnte Kunst nicht wirken."
Kulturstaatsministerin Monika Grütters nennt Christo "einen der ganz großen Künstler unserer Zeit". "Christo hat durch seine Kunst des Verhüllens die Menschen weltweit gelehrt, neu und schärfer zu sehen", sagte Grütters in einer Mitteilung am späten Sonntagabend.
"Seine Installationen haben Millionen von Menschen erreicht und begeistert", so die Kulturstaatsministerin. Christo und seine 2009 gestorbene Partnerin Jeanne-Claude würden auch in Deutschland in Erinnerung bleiben, wo die beiden 1995 den Reichstag in Berlin verhüllt hatten. Die Aktion lockte damals fünf Millionen Besucher an.
Die Verhüllung habe dem Reichstag "zu neuer Sichtbarkeit" verholfen und auch «zu der Bedeutung, die der Sitz des Parlaments für uns Heutige hat», sagte Grütters weiter. "Die Tage des verhüllten Reichstages sind mit ihrem Charakter eines friedlichen Volksfestes Teil unseres kollektiven gesellschaftlichen Gedächtnisses geworden."
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat Christo als "Ausnahmekünstler" gewürdigt. "Seine Kunst schärfte unsere Sinne. Er verbarg mit seinen Verhüllungen oft das Gewöhnliche und machte so das Außergewöhnliche sichtbar", erklärte Schäuble am Montag.
"Ich persönlich denke an meine ursprüngliche Skepsis zurück, diesen geschichtsträchtigen Ort zu einem Kunstwerk zu machen - und an das unvergessliche Vergnügen, dass er Millionen damit verschaffte", sagte Schäuble. "Christo lehrte uns, das historische Parlamentsgebäude mit anderen Augen zu sehen und den Umzug von Bonn nach Berlin mit fröhlicher Leichtigkeit anzugehen. So flüchtig das Kunstwerk war, so fest ist es in unserer Erinnerung verankert. Dafür sind wir Deutsche Christo dankbar."
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte am Montagnachmittag zu Christos Reichstagsverhüllung, der Künstler habe damit Bilder geschaffen, "die bis heute unvergessen sind". Nur wenige Jahre nach der Wende habe er "einen magischen Anziehungspunkt in der Mitte Berlins geschaffen".
"Mit seinen einzigartigen und aufwendigen Installationen faszinierte und polarisierte der Künstler gleichermaßen", erklärte Müller. Christo habe für seine Kunst Hürden nehmen und über Grenzen gehen müssen. "Seine Hartnäckigkeit ermöglichte uns, den Blick auf die Welt in neuen Formen und Farben zu sehen und zu denken."
Der bulgarische Regierungschef Boiko Borissow hat Christo als einen "außerordentlich talentierten" Bulgaren gewürdigt. "Seine interessanten und mutigen Werke und Projekte eroberten die ganze Welt", schrieb Borissow bei Facebook. Der bulgarische Christo-Forscher Iwajlo Zwetkow sagte am Montag zum Tod des weltberühmten Künstlers im Fernsehsender TV Ewropa in Sofia: "Der Verlust ist wirklich groß".
Christo starb am Sonntag im Alter von 84 Jahren in New York. In seiner bulgarischen Heimat blieb seine Kunst weitgehend unverstanden. Christo besuchte Bulgarien auch nie, was ihm in dem Balkanland nicht selten übelgenommen wurde.