Bisher waren offiziell 200 Millionen Euro für den wegen seiner einfach wirkenden Konstruktion auch als "Scheune" bezeichneten Bau vorgesehen. Die eigentlichen Baukosten betragen nun 364,2 Millionen Euro. Hinzu kommen 52,2 Millionen für die Steigerung von Baukosten sowie 33,8 Millionen Risikokosten. Das neue Finanzierungskonzept für das geplante Museum der Moderne in Berlin bringt aus Sicht von Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, einen "Weg der Klarheit".
Architekt Jacques Herzog nannte am Dienstag einen der Gründe für die aktuelle Kostensteigerung. "Das sind krasse Räume", umschrieb Herzog den "unglaublichen technischen Aufwand" für immer teurer werdende Kunst.
Nach dem Spatenstich vor Ende des Jahres soll bis 2026 das Museum der Moderne entstehen, das eine der wichtigsten Sammlungen mit Kunst des 20. Jahrhunderts aufnehmen soll. Künstler wie Beckmann, Kirchner, Höch, Paik, Tübke, Mattheuer, Genzken, Piene, Tillmanns zählte Joachim Jäger am Dienstag auf, der als Leiter der Neuen Nationalgalerie auch Chef des neuen Museums werden wird.
"Gerade mit dem Bezug auf die so einschneidende Geschichte des 20. Jahrhunderts gewinnt der Neubau eine aus meiner Sicht besondere Bedeutung", sagte Jäger. Die Sammlung habe einen direkten Bezug zur politischen Entwicklung der jeweiligen Zeit. "Hier in Berlin wurde anders gesammelt als in München, Frankfurt, Düsseldorf oder Leipzig." Die Sammlung müsse nun dauerhaft gezeigt werden. "Das ist kein Zustand", sagte Jäger.
Dafür hat das Museum dann künftig 9000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Jeweils etwa 1000 Quadratmeter sollen die umfassenden Privatsammlungen Erich Marx sowie Ulla und Heiner Pietzsch füllen, die dem Museum überlassen werden. Der Rest ist für die öffentliche Sammlung.
Das Architekturkonzept ist deutlich aufwendiger als die eher schlichte Schale erwarten lässt. "Es ist alles ein Raum", erläuterte Architekt Herzog den Entwurf seines Büros. Diese Offenheit zieht sich über mehrer Ebenen in den komplizierten - und damit bautechnisch teuren - Berliner Boden. Herzog verwies auf das gefeierte Tate Modern in London, 1993 ebenfalls von Herzog & de Meuron umgebaut, wo eine Rampe hinab führt, Besucher sich aber dennoch nicht irgendwo im Keller fühlen. Der Weg hinab für mehr Fläche war auch notwendig, weil mit einem überarbeiteten Entwurf 2018 die Grundfläche um 15 Prozent reduziert wurde. Der Bau soll damit weiter von der benachbarten St.-Matthäus-Kirche abrücken.
Bereiche für Ausstellung und Vermittlung sowie Wissenschaft sollen im Museum der Moderne räumlich eng miteinander verschränkt werden. Im Gebäude lässt sich eine kreuzartige Struktur nachzeichnen. An den vier Enden ergeben sich jeweils weite Öffnungen über Treppen und Eingänge, die das Museum mit den neu entstehenden Plätzen davor verbinden sollen. Die "zutiefst demokratische Architektur" (Jäger) soll Außen- und Innenwelt direkt miteinander verbinden.