Die Werbeaktionen, bei denen Flugzeuge bunte Banner mit Kaufangeboten durch den Himmel ziehen, sind selten geworden. Vielleicht, weil die Menschen seltener nach oben schauen und die Werbebotschaften viel unaufwendiger digital zu ihnen fliegen. Am gestrigen Freitag schwebte jedoch ein Flugzeug mit einem Banner über Berlin, auf dem das wenig geläufige Wort "Pitshipoy" stand. Der Begriff flog ünter anderem über das Tempelhofer Feld und den Treptower Park. Was ist das, dieses "Pitshipoy", und kann man das kaufen?
Die Künstlerin Eliana Renner, die für die Luftperformance zwischen dem Flugplatz Schönhagen und dem Britzer Garten verantwortlich ist, hat sich in einer Langzeitrecherche mit dem jiddischen Wort auseinandergesetzt. "Pitshipoy" kommt aus der Folklore, zu finden in jüdischen Liedern und Kinderbüchern, aber auch in einem Kartenspiel und im Namen eines Fußballvereins. Das Wort bezeichnet stets etwas Unbestimmtes, etwas Schwebendes. Seine historische Schwere bekommt das Wort jedoch aus der Zeit des Holocaust, wo er im Sammellager Drancy in Frankreich als Umschreibung für einen imaginären Fluchtort gebraucht wurde uns ins kollektive Gedächtnis einging.
Durch die Flugperformance sollte "Pitshipoy" nun wieder Teil der Gegenwart werden, und für jeden, der das Wort sieht, etwas anderes bedeuten. "Ich freue mich über die zahlreichen Menschen, die in ganz Berlin und auf dem Vorplatz der Galerie die Luft- Performance beobachtet haben und danach mit uns in einen anregenden Dialog über den Begriff und seine unterschiedlichen Geschichten, Übersetzungen und Interpretationen getreten sind", sagt Eliana Renner. Die Dokumentation der Aktion und andere Rechercheergebnisse von Eliana Renner werden ab dem 25. September in der Ausstellung "Fragmented Narratives" in der Alpha Nova & Galeria Futura am Flutgraben in Berlin zu sehen sein. Dann segelt "Pitshipoy" aus dem Himmel wieder zurück auf die Erde.