Peter Pillers Arbeit als Fotograf war lange geprägt vom Umgang mit vorhandenem fotografischen Material. Der Künstler sammelte Zeitungsfotos und zeigte sie nach eigenen Kategorien geordnet, zum Beispiel: "In Löcher blicken" oder "Auto berühren". Er ergab sich so ein kurioses Panorama aus zu beweisenden Dingen, von denen man allerdings keine Kenntnis hatte.
Die Methode des de-kontextualisierten Zeigens erweiterte er um Beweisfotos von Versicherungsschäden, wo die amateurhaft in Ecken geblitzten Bilder, in der Kunsthalle präsentiert, einen ganz eigenen Zauber des Vergeblichen verbreiten. Oder mit Luftaufnahmen von Häusern, die Piller in seiner eigenen lakonischen Poesie zum Beispiel "schlafende Häuser" nennt, wenn die Rolläden heruntergelassen sind, "Projektionsfläche", wenn der Bau gerade erst beginnt.
Die Kontexte, in denen die Aufnahmen gemacht wurden, sind oft unbekannt oder unklar, vieles hat keinen ersichtlichen Sinn. Aber die Bilder von Peter Piller schaffen es immer, das Vertraute plötzlich seltsam und auch oft ein wenig grotesk oder sogar peinlich aussehen zu lassen. Fest steht bei seinem Archiv nur, dass diese Sammlung nie vollständig sein kann, und dass eine verzweifelte Suche nach Bedeutung schnell kippt in eine lustvolle Lächerlichkeit der Dinge, der Bilder.
Auch eigene Bilder sind zu sehen
Seine Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf gibt jetzt einen Überblick von ausgewählten Serien aus diesen Werkphasen. Auch eigene Fotografien sind zu sehen: Pillers Aufnahme von Vögeln im An- oder Abflug. Auch hier spielen Humor und Scheitern beim Prozess des Fotografierens mit. Keine der Aufnahmen ist wirklich gelungen, keiner der Vögel macht eine postkartentaugliche Figur, vielleicht wäre es die Millisekunde früher oder später gewesen, die ein landläufig "gutes" Bild ergeben hätte, aber eben nicht diese, in der Piller ausgelöst hat. Trotzdem wurden sie hochwertig und großformatig abgezogen, gerahmt und mit großem Verständnis vom Hängen an die hohen Wände montiert.
Vor allem aber hat Peter Piller sich in dieser Ausstellung einem neuen Interessengebiet zugewandt: der prähistorischen Höhlenmalerei. Er vertieft sich mit eigenen Zeichnungen in die Motive, die er in Fachbibliotheken recherchiert hat, und setzt ihnen Fotografien entgegen. Auch hier geht es nicht ums Lernen oder Verstehen, sondern um ein freies Spiel der Beziehungen.
Eine Wandzeichnung aus der Eiszeit – das, was wir als den Ursprung der Kunst verstehen – korrespondiert mit einer Aufnhame eines verbogenen Maschendrahtzauns oder einem unscharfen Foto eines Ponys. Wie verlässlich alles mit allem verbunden ist, das legt Peter Piller am Samstag um 16 Uhr in einem Vortrag im Salon des Amateurs neben der Kunsthalle dar.