In ihrem 70. Lebensjahr muss Patti Smith Abschied von zwei geliebten Weggefährten nehmen. Der eine ist der Musiker Sandy Pearlman, der andere der Autor und Theaterregisseur Sam Shepard. Es ist 2016, das Jahr des Affen, das in der chinesischen Astrologie für tiefgreifende Veränderungen steht, und die Ikone des Rock 'n' Roll driftet umher.
Ihre neuesten literarischen Erinnerungen mit dem Titel "Im Jahr des Affen" sind geprägt von einer markanten Fantastik, die das Buch von Smiths früheren Road-Memoiren abhebt. Träume vom Ayers Rock und glitzernden Bonbonpapieren verweben sich mit Beschreibungen weiter Landschaften und verblasster Polaroids unbekannter Orte, von denen man sich einmal sicher war, dass man sie nie vergessen würde.
Getrieben von ihrer aus "Just Kids" und "M Train" vertrauten Koffeinsucht, streift Smith durch Diners und Cafés und begegnet dort prophetischen Fremden. Ihre Erzählungen sind stellenweise arg bedeutungsschwanger, werden jedoch zugleich getragen von einer ansteckenden Begeisterung – für die Romane Roberto Bolaños, van Eycks Genfer Altar oder die Traumlandschaft Amerika mit ihren Greyhound-Bussen, Motels, safrangelben Hirschen und großen Dünen des Lake Michigan.
"Alles roch nach dem Ende und dem Anfang der Freiheit", beschreibt Smith ihre letzten Tage im Jahr des Affen. In den USA bricht derweil eine neue politische Realität an, in der Fakten nicht mehr zählen.