On Kawara begann das Jahr 1997 am 1. Januar mit einem von sieben aufeinanderfolgenden "Date Paintings". Am 7. Januar war er mit dem siebten Bild vor Mitternacht fertig, das Jahr hatte begonnen. Im Jahr darauf war der 1932 in Kariya geborene Künstler zur Sydney-Biennale eingeladen. Nach einem Gespräch mit dem Kurator über dessen Kinder verließ er das Museum, um diese Bilder in deren Kindergarten aufzuhängen.
Im Alter von vier bis sechs Jahren, so heißt es, entwickeln Kinder einen konkreten Sinn für Zeit und Zahlen. Kawara selbst hatte seine rund 2000 Datumsbilder seit 1966 über einen Zeitraum von 48 Jahren fortgesetzt. Seine Idee, Kinder mit ihnen zu konfrontieren, setzte er anschließend ohne Öffentlichkeit an insgesamt 21 Orten in der ganzen Welt um.
Jedes Mal tauchten die Bilder von einem Tag auf den anderen auf, genauso unvermittelt verschwanden sie wieder. On Kawara wollte, dass die Begegnung frei von moderierendem Einfluss Erwachsener blieb. An jeder Station wurde ein Booklet angefertigt. Walther König hat diese 21 Hefte nun zusammengetragen, faksimiliert und als Edition herausgebracht – in einer maßgefertigten, an den Kanten mit Klebeband versehenen Pappbox, genau wie der 2014 verstorbene On Kawara sie für seine "Date Paintings" anfertigte.
Der Titel "Pure Consciousness" ist dabei beides, ein Hinweis auf das reine, gerade erst entstehende Bewusstsein der Kinder und auch auf die Absolutheit und Radikalität in On Kawaras eigenem Werk. "Pure Consciousness" ist auch ein kleines Manifest zu Kunst selbst, die ohne Umweg der Erziehung oder Bildung ganz unmittelbar wirken kann, für jeden, zu allen Zeiten.