Ein Museumsneubau muss heute aussehen wie sein 3D-Rendering: alterslos, clean, fit. Er muss Medien und Veranstaltungen aller Art, der wachsenden Sammlung und Besucherzahl, Administration, Shops und Café Platz bieten. Aber wie soll das alles gehen? Die Antwort lautet: Man muss Prioritäten setzen.
Am 17. April eröffnet der Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel, bei dem Stadt, Institution und Architekten viel richtig gemacht haben. 2010 wurde beschlossen, das Hauptgebäude am St.-Alban-Graben durch einen Neubau zu erweitern. Es wird neben dem nahe gelegenen Museum für Gegenwartskunst das dritte Ausstellungshaus des Museums. Mit Christ & Gantenbein hat man ein lokales Architekturbüro gewählt, das sich nicht mit großen Gesten verwirklichen muss: "Wir verstehen das Haus nicht als Autorenarchitektur, sondern als konkreten Kontext", sagt Christoph Gantenbein.
Die Architekten haben dem neoklassizistischen, wuchtigen Hauptbau aus den 30ern auf kleiner Parzelle einen kompakten, klaren Baukörper mit gleicher Traufhöhe zur Seite gestellt. Seine Kalksteinfassade besitzt schon zur Eröffnung eine Art Patina und altert sicher gut. Die beiden durch eine Straße getrennten Häuser verbindet ein Tunnel, der auch ein Depot beherbergt. Der Erweiterungsbau selbst, der 100 Millionen Schweizer Franken gekostet hat, ist mit seinen 8000 Quadratmeter Raumfläche allein Wechselausstellungen und Veranstaltungen vorbehalten. Auch hat man auf ein flexibles Wandsystem verzichtet, um "physische Präsenz und Stringenz der Architektur zu erreichen", wie Direktor Bernhard Mendes Bürgi sagt.
Das ist durchaus gelungen: Es macht Spaß, durch die konkret definierten Räume zu wandern, die sich besonders eignen für die auf Erhabenheit zielenden Werke des abstrakten Expressionismus, die zum Schwerpunkt der Sammlung zählen. Auch wenn Christ & Gantenbein keinen Weihetempel errichtet haben, vermisst man hier und dort ironische Brechungen. Es wird Aufgabe der Kuratoren sein, diese bei Bedarf herzustellen.