Die Corona-Krise hat vielen soziale Konventionen den Garaus gemacht - aber sie hat auch für ein paar überraschende kulturelle Auferstehungen gesorgt. Das Gesellschaftsspiel ist vital wie lange nicht, und auch die eher angestaubt-nostalgische Institution des Autokinos erfährt eine pandemiebedingte Renaissance. Während noch nicht abzusehen ist, wann man wieder in einem herkömmlichen vollbesetzten Kinosaal geräuschvoll in seinem Popcorn kramen kann, sind in vielen Städten spontan Filmvorführungen im Freien organisiert worden. Das Publikum ist im virendichten Autokäfig voneinander separiert, Knutschen innerhalb des eigenen Hausstandes ist erlaubt, und man sitzt einen Abend mal nicht auf dem eigenen Sofa vor Netflix-Serien. Inzwischen wird im Autokino sogar geheiratet, PKW-Partys sind sehr 2020. Der zuletzt oft gescholtene Individualverkehr wird plötzlich zu einer sicheren Zuflucht.
Der Bremer Maler Norbert Schwontkowski (1949-2013) hat diesen eigentümlichen Hybrid zwischen Gemeinschaft und Alleinsein im Jahr 2011 dargestellt. Auf dem von Grautönen dominierten Bild leuchtet nur die weiße Leinwand. Die Autos, die davor stehen, erinnern an einen Aufmarsch gepanzerter Käfer. Was gespielt wird, bleibt ungewiss, wer zuschaut, ebenso. Schwontkowski wird gerade in der Kunsthalle Bremen mit einer Einzelausstellung gewürdigt. "Some Of My Secrets", heißt die Schau - es ist typisch für Schwontkowskis surrealistisch angehauchte Werke, dass sie Geheimnisse bewahren. Bisher war die Ausstellung wegen der Corona-Maßnahmen nur online zu sehen. Ab Freitag, 8. Mai, soll sie auch wieder im Museum zugänglich sein. Nach ein wenig Kunstanschauen geht Autokino ja immer noch.