Museen in der Coronakrise

Nofretete allein zu Haus

Wo sich sonst die Besucher drängeln, sind viele bekannte Kunstwerke nun allein in ihren Sälen. Die Museen nutzen die Schließung wegen der Coronakrise so kreativ wie möglich - sind aber zunehmend in Sorge

In der französischen Kurzfilmserie "Bilder allein zuhaus" geht es um Ikonen der Kunstgeschichte, die endlich mal Zeit für sich haben, wenn das Museum geschlossen ist. Die "Mona-Lisa" telefoniert, die Protagonisten von Manets "Frühstück im Grünen" tratschen über andere Figuren aus anderen Bildern. Auch in der Realität verbringen berühmte Exponate nun ziemlich viel Zeit ohne menschliche Gesellschaft. Wegen der Coronavirus-Pandemie sind Museen in Deutschland und weltweit bis auf weiteres geschlossen, Publikumsmagnete wie die Nofretete im Neuen Museum in Berlin, um die sich sonst die Besucher drängeln, sind nun allein in ihren Sälen. Allerdings lassen sich viele der Kunstwerke virtuell anschauen. So ist die Nofretete Teil eines kostenlosen Rundgangs durch das Neue Museum.

Eike Schmidt, Direktor der Uffizien in Florenz hat einen wahren "Durst des Publikums nach Kunst" während der Coronakrise festgestellt, den viele Museen mit digitalen Angeboten zu stillen versuchen. Die meisten Häuser wollen zudem über Social Media während der unfreiwilligen Pause den Kontakt zum Publikum halten. Unter dem Hashtag #closedbutopen zeigt beispielsweise das Kunstmuseum Moritzburg Impressionen aus seiner Fotoausstellung über Karl Lagerfeld. Auch das neue Bauhaus Museum in Dessau stellt in der Videoserie "Aus der Vitrine - digital" Objekte aus der Sammlung auf Facebook, Instagram und Youtube vor.

Weniger öffentlichkeitswirksam sind die Wartungsarbeiten, die nun überall in den Museen passieren. In einer Umfrage der Deutschen Presseagentur haben viele Häuser angegeben, während der Schließung Reparaturen und kleine Restaurationsarbeiten in Angriff zu nehmen, sowie Dokumentation und Digitalisierung voranzutreiben.

Trotz der virtuellen Angebote sind die Kunstwerke allein zuhaus jedoch auch ein wirtschaftlich gefährlicher Zustand - viele Museen stellt die Situation vor existenzielle Probleme. "Man kann noch von Glück sagen, dass der März der besucherschwächste Monat im Jahr ist", sagt beispielsweise Christian Juranek, Geschäftsführer des besucherstärksten Museums in Sachsen-Anhalt, Schloss Wernigerode im Harz, mit rund 30 Mitarbeitern. Falle das Ostergeschäft weg, werde das "dramatisch".  Und selbst wenn das Museum wieder öffnen dürfe, werde es eine Zeit dauern, bis alles wieder normal laufe. "Es wird ein sehr allmählicher Anlauf sein", sagt Juranek. 

Auch das Bauhaus Museum in Dessau registriert bereits die Stornierung von gebuchten Gruppenbesuchen und -führungen in den kommenden Monaten. "Das ist bitter", sagt eine Sprecherin, "insbesondere nach dem sehr großen Erfolg des Bauhausjubiläums im vergangenen Jahr."