Dennis Loesch, wie ist es, als Künstler auf einer Modemesse einen eigenen Stand zu haben? Und wie haben die vermeintlichen Kollegen aus der Textilbranche reagiert?
"Vermeintlich" trifft die Haltung der echten Bewerber sehr gut. Wir wurden mit der Edition interessiert, aber aus der Distanz und ziemlich kritisch beobachtet. Zusammenfassend kann ich sagen, dass es eine ganz gute Erfahrung war. Es ist ein Privileg, sich zwischen allen Kategorien präsentieren zu können. Trotzdem würde ich es nicht nochmal machen. Als Künstler auf einer Modemesse ist man, trotzt der Anerkennung und Begeisterung der Besucher, doch etwas deplatziert.
Haben Sie mit der Verwendung der Logos juristische Probleme, oder ist das Freiheit der Kunst?
Da es sich bei den Teilen um eine streng limitierte Künstleredition handelt, hatte ich bisher keine Probleme. Meine Medienrechtsanwältin beschreibt die Angelegenheit als Grauzone. Aus meiner Erfahrung heraus denke ich, dass die Modewelt ohnehin sehr kunstaffin ist und sich etwas der Lächerlichkeit preisgeben würde, hier anzugreifen. Eine große Street-Wear-Firma hatte sich sogar beschwert, dass wir ihr Logo noch nicht verwendet und als Edition herausgegeben haben. Zudem ist zu bemerken, dass Counterfeit Couture, also Nachahmungen, jetzt salonfähig sind, ohne nur humoresk zu sein. Es ist ein Vernügen, an der Veränderung der Wahrnehmung mitzuwirken.
Auf einem ihrer Instagram-Bilder ist der Louis-Vuitton-Designer Virgil Abloh zu sehen, wie kam es zu der Verbindung?
Ich bitte jeden Sammler/Käufer der Edition um ein Foto zur Dokumentation für eine geplante Publikation. Einer meiner Sammler, der auch ein Freund ist, ist ein sehr umtriebiger DJ und Clubbetreiber und hatte mit Virgil Abloh Platten aufgelegt. Da lag es natürlich nahe, die beiden samt der "THE COMME DES VUITTON"-Edition fotografieren zu lassen. Ein schöner Zufall ist, dass Virgil Abloh kurz darauf zu Louis Vuitton gerufen wurde.
Instagram ist für Sie nicht nur eine Plattform, um Ihre Kunst zu zeigen, der Vertrieb läuft auch darüber. Welche Vorteile hat das Medium?
Instagram bedeutet für die Verbreitung vor allem Geschwindigkeit, Direktheit und Reichweite. Es gibt kaum ein einfacheres System, um weltweit gesehen zu werden. Zugegebenermaßen ist das wirklich positiv, kann aber auch schnell anstrengend werden, da die Masse an Anfragen kaum zu bewältigen ist.
Sie arbeiten schon fünfzehn Jahre oder länger mit Mode. Für eine Ausstellung bei Jan Winkelmann auf der Brunnenstraße haben Sie Kunstkritiker wie Isabelle Graw und Kuratoren um ein fashion piece gebeten. Erinnere ich mich richtig an Margiela-Schuhe und Isabel-Marant-Oberteile?
Ja genau. Isabel Margiela fällt mir da ein. Mit "hallo moden" habe ich vor langer Zeit begonnen, ein Archiv an Kleidung anzulegen. Hierfür frage ich Personen im Kunstbetrieb nach einem für sie repräsentativen Kleidungsstück oder Kleidungs-Set. Natürlich sind da auch sehr namhafte Designer-Teile inbegriffen.
Der Rapper Yung Hurn hat ein Kunstwerk von Ihnen auf seiner Platte "1220" verwendet, eine SD-Karte. Wie kam es dazu?
Es handelt sich nicht direkt um eine meiner Arbeiten, aber eine meiner Werkgruppen war für ihn die Inspirationsquelle. Ich habe sehr überdimensionierte, bedruckte Speicherkarten ("SD-CARDS") gezeigt und diese in den Galerieräumen so installiert, wie ich sie meistens auf meinem Studioschreibtisch vorfinde. Eines abends bekam ich dann einen Anruf von Sebastian Zimmerhackl, dem Grafiker von Yung Hurn, der sich herzlich für die Inspiration und meine Ausstellung bedankte.
Gibt es an der Mode-Branche etwas, das die Kunstszene sich abschauen könnte?
Ich habe zu wenig Einblick in die Fashion-Branche, um mich dazu äußern zu können, da ich mich weitestgehend im Kunstgeschehen bewege. Im Bezug auf die "HEAVY SWEATER EDITION" bemerke ich lediglich, dass es hier einfacher ist, Begehrlichkeiten zu erzeugen. Das ist vielleicht der einfachen Konsumierbarkeit und der noch vorherrschenden Logomania zu verdanken.