Neues Gebührensystem

Art Basel will kleinere Galerien entlasten

Alle betrachten besorgt das Fernbleiben kleinerer und mittlerer Galerien von den großen Messen. Die Art Basel will mit einem neuen Gebührenmodell Entlastung schaffen. Langfristig wird es auch den Marktführern helfen. Ein Kommentar

Während die Großgalerien ihre Standmieten sehr schnell wieder eingespielt haben, wenn an den Preview-Tagen Megasammler und Hollywoodstars sechsstellig shoppen kommen, setzen die jungen Galerien oder jene mit gewagterem Programm auf den Kunstmessen in Basel, London oder New York alles, was sie haben, auf eine Karte.

Einer der extrem erfolgreichen Groß­galeristen, David Zwirner, verkündete im Mai auf einer Konferenz in Berlin, er sei freiwillig bereit, nach Progressionsprinzip mehr zu zahlen, um die Stände kleinerer Galerien zu unterstützen. Marc Glimcher, Chef der Pace Gallery, pflichtete ihm bei, hinzu kamen Thaddaeus Ropac und Alex Logsdail, Direktor der Lisson Gallery, der sagte, Galerien stünden gemeinschaftlich in der Verantwortung, sich zu unterstützen.

Jetzt ist es soweit: Die Art Basel führt überraschend mit ihrer Schweizer Ausgabe im Sommer 2019 ein Gleitpreismodell ein, von dem Galerien mit kleineren Kojen profitieren sollen. Während der Quadratmeter im Gallery-Sektor in diesem Jahr für alle Standgrößen 830 Schweizer Franken kostete, soll die Miete für einen 25 Quadratmeter großen Stand im kommenden Jahr nur noch 760 Franken betragen, für eine Stand von 124 Quadratmeter hingegen 905 Schweizer Franken. Das bedeutet eine Entlastung von acht Prozent für die kleinsten, eine Erhöhung von neun Prozent für die größten Stände. Ein ähnliches System soll in Miami (ab 2019) und Hongkong (ab 2020) eingeführt werden.

Zusätzlich sinken die Preise für die Sektoren Statements (von 12.000 auf 10.000 Franken) und Feature (von 25.000 auf 20.000 Franken). Galerien, die zum ersten Mal im Hauptsektor teilnehmen, erhalten 20 Prozent Rabatt auf den Quadratmeterpreis, im zweiten Jahr 10 Prozent.

"Im Anbetracht des aktuellen finanziellen Drucks, den viele Galerien - besonders kleinere und mittelgroße Galerien - heute ausgesetzt sind, denken wir, dass dieses Modell fairer ist und kleinere Galerien entlastet, während man den Galerien mit größeren Ständen nicht allzu sehr belastet", hieß es am Montag von der Messe.

Zunächst hört sich das altruistisch an. Dabei brauchen die großen Galerien die kleineren – einerseits, um auf den Messen nicht irgendwann nur noch zu zehnt zu sein, mit einem sich überschneidenden Hirst-Murakami-Koons-Repertoire. Zum anderen sind es die jungen und wagemutigen Galerien, die den Nachwuchs fördern und über lange Zeit begleiten. Bis er von den Playern ablösefrei abgeworben wird, wenn ein bestimmtes Preispotenzial erreicht ist. Auch künstlerische Diskurse und Themen gingen bislang selten von Gagosian und Co aus. Dass das neue Gebührenmodell der Art Basel so schnell eingerichtet wurde, zeigt, dass sich die Einsicht in diese Abhängigkeiten durchgesetzt hat.