Nachruf

Pop-Art-Pionierin Christa Dichgans stirbt mit 78 Jahren

Wer sie als "weiblichen Jeff Koons" bezeichnete, traf nur die halbe Wahrheit: Die Malerin Christa Dichgans hat mit ihrer vorurteilsfreien Arbeit an den Formen der Gegenwart die deutsche Pop-Art vorangebracht. Jetzt ist die Berlinerin mit 78 Jahren gestorben

Im Berliner Restaurant Grill Royal hängt einige laute leuchtende Kunst, aber in einer Ecke ein leichter Papierflieger, Öl auf Holz, in zarten Farben. Er ist von der Malerin Christa Dichgans gemalt worden, die am Wochenende im Alter von 78 Jahren gestorben ist.

Christa Dichgans' bekannteste Gemälde zeigen Anhäufungen von Spielzeug, oft in großen Formaten. Erst durch Ausstellungen wie "Power Up Female Popart" in der Kunsthalle Wien im Jahr 2010 oder "German Pop" an der Schirn Kunsthalle in Frankfurt 2015 wurde sie einem größeren Publikum bekannt. In diesem Jahr richtete ihr die Kestnergesellschaft in Hannover eine große Einzelausstellung aus.

Ihre Stillleben von angehäuften Konsumgütern oder ihre Hochhausansichten wurden häufig als Konsumkritik gelesen, doch um sie als Künstlerin einzuordnen greift das zu kurz. Erst aus einer heutigen Perspektive lässt sich ihre malerische Auseinandersetzung auch als eine vorurteilsfreie Arbeit an den Formen der Gegenwart lesen. Viele, die Christa Dichgans erstmals in einer der Ausstellungen der letzten Jahre wahrnahmen, betitelten sie verblüfft als "weiblichen Jeff Koons". Auch das ist nicht einmal die halbe Wahrheit, jedoch hatte sie die poppige Faszination für aufblasbare Gummitiere deutlich vor ihm zu Kunst gemacht.

Christa Dichgans wurde 1940 in Berlin geboren, 1972 zeigte sie bei der legendären Galerie Rudolf Springer ihre erste Einzelausstellung. Später heiratete sie Springer.

Anfang 2017 zeigte Christa Dichgans in der Galerie CFA in Charlottenburg eine Überblicksschau mit dem Titel "Plüschtieroper". Die Einführungsrede hielt Chris Dercon, die beiden waren Partner beim frühmorgendlichen Schwimmen im Berliner Schlachtensee.