Der britische "Observer" berichtete am Sonntag von mehreren Frauen, die mit d'Offay gearbeitet haben und ihm sexuelle Belästigung und unangemessenes Verhalten vorwerfen. Außerdem ermittle die Polizei gegen d'Offay nach einer Anzeige einer jungen Frau wegen Drohnachrichten. Die ihm vorgeworfene Vorfälle sollen zwischen 1997 und 2004 stattgefunden haben. D'Offay selbst bestreitet die Anschuldigungen und weiß angeblich von keiner Anzeige.
Anthony d'Offay gilt als einer der bedeutendsten Kunsthändler Großbritanniens. 1965 gründete er seine erste Galerie, 1980 seine zweite. 2001 beendete seine Karriere. Vor zehn Jahren schenkte er der Londoner Tate Modern und den NGS 725 Werk aus seiner Sammlung und richtete 120 "Artist Rooms" ein: freie Einzelausstellungen, die von 29 Millionen Besuchern gesehen wurden. Bis zum 19. Dezember war er als Kurator der "Artist Rooms"-Sammlung tätig. "Es ist an der Zeit, in Rente zu gehen", sagte d'Offay nach seinem freiwilligen Rücktritt vor einigen Wochen.
Die Tate und die NGS haben nun ein gemeinsames Statement veröffentlicht: "Wir haben entschieden, dass es angemessen ist, jegliche weitere Zusammenarbeit mit Mr D’Offay auf Eis zu legen, bis diese Angelegenheit geklärt ist. Die Arbeit der Tate und NGS beruht auf den Werten Gerechtigkeit, Gleichheit und des Respekts, sowie auf dem Recht, frei von sexueller Belästigung zu arbeiten. Wir erwarten, dass diese Werte von jedem eingehalten werden, der in unseren Institutionen arbeitet."
Die ehemaligen Mitarbeiterinnen berichten im "Observer" von ungewollten Berührungen, Küssen und unangebrachten Bemerkungen. Die Londoner Polizei bestätigte gegenüber dem "Guardian" den Eingang einer Anzeige gegen d'Offay.